Damit sie nicht zum Zorn aufgestachelt werde
- manfred.lobstein
- vor 5 Tagen
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(Bild Quelle)
“Darum will ich, der Herr, dass ihr das Land kauft, damit ihr den Vorteil der Welt habt, damit ihr in der Welt einen Anspruch habt, damit sie nicht zum Zorn aufgestachelt werde.” (Lehre und Bündnisse 63:27).
Zentrale Lehren aus LuB 63:24-66 für unsere Zeit
In den Versen 24–66 gibt der Herr seinen Heiligen wichtige Anweisungen zum Aufbau von Zion, zum Erwerb des Landes, zur geistigen Vorbereitung auf die letzten Tage sowie zur Umkehr und Heiligung innerhalb der Kirche.
Erwerb des Landes Zion
Ein zentraler Punkt in den Versen 24–31 ist die Betonung, dass das Land Zion ausschließlich rechtmäßig, durch Kauf, erworben werden sollte – nicht durch Gewalt oder Blutvergießen. Das war keine rein praktische Maßnahme, sondern Ausdruck göttlicher Prinzipien: Zion sollte in Rechtschaffenheit aufgebaut werden, nicht durch weltliche Mittel der Eroberung. Wie Casey Griffiths erklärt, warnte der Herr ausdrücklich davor, Satans Eingebungen zu folgen, das Land mit Gewalt zu nehmen (Vers 28). Ein Versuch, Zion durch Gewalt zu erlangen, wäre ein direkter Verstoß gegen das Gesetz des Evangeliums gewesen.
Diese Offenbarung reflektierte reale Spannungen, die sich bereits in Missouri abzeichneten: Die schnelle Ansiedlung von Heiligen, oft als homogener religiöser Block, weckte Misstrauen unter den alten Siedlern. Der Herr forderte daher Langsamkeit und Ordnung beim Sammeln nach Zion (Vers 24), um Unruhe und Konflikte zu vermeiden. Der Besitz des Landes durch rechtlichen Erwerb sollte den Heiligen einen legitimen Anspruch in der Welt sichern (Vers 27) und potenziellen Zorn der Umgebung dämpfen.
Kommende Kriege und Sammlung
In den Versen 32–37 weitet der Herr seinen Blick und spricht von kommenden Kriegen, Gerichtshandlungen und geistiger Trennung in den letzten Tagen. Er bezeichnet Zion als Zufluchtsort: ein Ort des Friedens und der Sicherheit, während die Welt durch Kriege erschüttert wird (D&C 45:66). Die Sammlung nach Zion ist somit nicht nur ein Gebot, sondern eine Rettungsmaßnahme. Die Heiligen sollten aktiv daran mitwirken, indem sie Gerechtigkeit leben, geistig wachsam sind und auch andere zur Umkehr aufrufen – durch Wort und durch „Flucht“ (Vers 37), d. h. durch ihr Handeln.
Praktische Anweisungen an Kirtland
Die Verse 38–48 enthalten sehr konkrete Anweisungen an die Heiligen in Kirtland. Die Farm, auf der Joseph Smith zeitweise lebte, gehörte Isaac Morley. Der Herr beauftragte Titus Billings, diese Farm zu verkaufen, um den Erlös zur Unterstützung Zions zu verwenden (Vers 39). Ebenso wurde Newel K. Whitney, der Besitzer eines Ladens, aufgefordert, Geldmittel zu sammeln und zu senden, um den Aufbau Zions zu finanzieren. Dies zeigt, dass geistige Ziele auch praktische Mittel erfordern: Zion entsteht nicht durch Träume allein, sondern durch gelebte Opferbereitschaft.
Die Offenbarung legt großen Wert auf die Rolle einzelner Heiliger und deren finanzielles und organisatorisches Engagement. Wer sich an diesem Werk beteiligt, dem wird ein Erbteil sowohl in dieser als auch in der zukünftigen Welt verheißen (Vers 48).
Blick auf das Millennium
Die Verse 49–54 geben einen prophetischen Ausblick auf das zweite Kommen Jesu Christi und das tausendjährige Friedensreich. Der Herr spricht von einer Zeit, in der der Tod überwunden wird, Menschen verwandelt werden und in einem Zustand höherer Heiligkeit leben. Diese Vision war ein enormer Trost für eine Gemeinschaft, die sich ständig zwischen Aufbruch und Verfolgung bewegte. Besonders auffällig ist die Warnung vor den „törichten Jungfrauen“ – ein Hinweis, dass Selbstzufriedenheit auch unter Mitgliedern der Kirche gefährlich sein kann. Nur wer geistig vorbereitet ist, wird den kommenden Tag des Herrn bestehen.
Warnung an Sidney Rigdon
In den Versen 55–58 wird Sidney Rigdon direkt zurechtgewiesen. Ihm war aufgetragen worden, eine Beschreibung des Landes Zion zu schreiben, die Neuankömmlingen bei der Orientierung helfen sollte. Stattdessen verfasste er eine dramatische Mahnschrift über die Zerstörung der Welt – ein Schritt, den der Herr nicht annahm, da Rigdon dabei offenbar den Geist betrübte und sich selbst erhöhte (Vers 55). Dies ist ein eindrückliches Beispiel, dass auch Berufene fehlbar sind und göttlicher Rat angenommen werden muss.
Heiligkeit und Umgang mit dem Namen des Herrn
Die Verse 59–64 betonen die Heiligkeit des Namens Jesu Christi und warnen davor, diesen ohne Vollmacht oder im Alltag leichtfertig zu verwenden. Der Missbrauch göttlicher Dinge zieht Schuld nach sich. Der Herr erklärt, dass viele in der Kirche selbst unter diesem Schuldspruch stehen (Vers 62), weil sie geistige Dinge ohne Ernst und Andacht behandeln. Die Heiligen sollten sich daher reinigen, damit sie vom Herrn anerkannt werden.
Abschluss und neue Station
In den letzten beiden Versen (65–66) fordert der Herr Joseph Smith und Sidney Rigdon auf, sich ein neues Zuhause zu suchen – eine Vorbereitung auf den Umzug zum Haus von John Johnson in Hiram, Ohio, wo viele bedeutende Offenbarungen folgen sollten. Gleichzeitig erinnert der Herr daran, dass all diese Prüfungen zu einem „größeren und ewigen Maß an Herrlichkeit“ führen können – sofern sie geduldig überwunden werden.
Heutige Anwendung von Lehre und Bündnisse 63:24–66
Dieser Abschnitt hat auch heute große Relevanz – geistlich wie praktisch:
Zion aufbauen – nicht in Hast, sondern in Ordnung
Der Aufbau eines „Zionslebens“ – ob in der Gemeinde, im Zuhause oder in einer Gesellschaft – erfordert Planung, Opfer, Gerechtigkeit und Geduld. Wir können nicht „in Hast“ Zion aufbauen, sondern müssen durch Weisheit, rechtmäßiges Handeln und Rechtschaffenheit vorgehen.
Falsche Mittel führen zu falschen Zielen
Wie in Vers 29 betont, kann das Reich Gottes nicht durch weltliche Mittel (z. B. Macht, Geldgier, Gewalt) errichtet werden. Auch heute werden wir manchmal versucht, geistige Ziele mit unlauteren Mitteln erreichen zu wollen – sei es durch Manipulation, Ungeduld oder Unglauben. Der Herr aber fordert uns zur Integrität auf.
Warnung an die Kirche selbst
Viele Warnungen in diesen Versen richten sich nicht an Außenstehende, sondern an Mitglieder der Kirche. Das ist eine Einladung zur Selbstprüfung: Behandle ich den Namen Jesu Christi mit der gebührenden Ehrfurcht? Bin ich geistig wach und bereit für Sein Kommen? Oder habe ich mich – wie die törichten Jungfrauen – zu sehr auf die Mitgliedschaft allein verlassen?
Geduld in Prüfungen
Der Herr verspricht nicht sofortige Erfüllung aller Verheißungen. Aber Er verspricht, dass Prüfungen in Geduld zu überwinden sind – als Weg zu ewiger Herrlichkeit (Vers 66). Diese Geduld ist im Alltag oft die eigentliche Prüfung des Glaubens.
Praktische Treue ist Teil geistiger Reife
Wie in Kirtland: Opfer bringen, Finanzen ordnen, Verantwortung übernehmen – das alles war Teil des Zionsaufbaus. Auch heute ist es ein Zeichen geistiger Reife, wenn Mitglieder in zeitlichen Dingen treu, großzügig und engagiert sind.
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