Das Alte Testament – Ein Zeugnis für Jesus Christus
- manfred.lobstein

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Als von Abraham gefordert wurde, Isaak zu opfern, schickte Gott einen Widder, der anstelle von Isaak geopfert werden sollte (Genesis 22:13,14).
(Bild: Quelle)
„Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, / wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, / durch seine Wunden sind wir geheilt. 6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, / jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen / die Schuld von uns allen.“ (Jesaja 53,5–6).
Eine der klarsten messianischen Weissagungen: Sie zeigt, dass die gesamte prophetische Botschaft Israels auf den leidenden und erlösenden Christus hinweist.
Wenn wir die ersten Seiten der Heiligen Schrift aufschlagen, treten wir in eine Welt voller Schöpfung, Bund und Verheißung. Viele sehen im Alten Testament vor allem Geschichte, Gesetz und Prophezeiung – ein Buch der Vergangenheit. Doch in Wahrheit ist es ein Buch der Gegenwart und Zukunft, denn es spricht von Ihm, der „derselbe ist, gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebräer 13:8). Von der ersten Verheißung im Garten Eden bis zu den letzten Worten der Propheten Israels zieht sich ein roter Faden: das Zeugnis von Jesus Christus, dem verheißenen Messias und Erlöser der Welt.
1. Die Propheten sprachen von Christus
Die Propheten des Alten Testaments waren keine bloßen Gesetzesverkünder oder moralischen Lehrer. Sie waren Zeugen Christi. Schon Mose, der größte Prophet Israels, sprach von Ihm, als er sagte: „Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, dir erwecken … auf ihn sollt ihr hören“ (5 Mose 18:15). Petrus im Neuen Testament bekräftigt, dass Mose hier auf Christus hinwies (vgl. Apostelgeschichte 3:22–23).
Auch im Buch Mormon wird uns erklärt, dass „Mose wirklich von ihm gesprochen hat; ja, und alle Propheten, die von Anfang an gewesen sind, haben von seinem Kommen gesprochen“ (Mosia 13:33). Abinadi, der diese Worte sprach, machte deutlich, dass die Worte der alten Propheten nicht nur historische Belehrung, sondern lebendiges Zeugnis waren. Sie verkündeten den Messias, lange bevor er kam.
Jesaja, der Prophet des Trostes, sah in geistiger Schau das Leiden und die Herrlichkeit des kommenden Herrn. In seinem 53. Kapitel malt er ein Bild, das an Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist:
„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit … doch er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. … Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jesaja 53:3–5).
Dieses Zeugnis ist so eindrücklich, dass selbst viele Jahrhunderte später Philippus dem äthiopischen Kämmerer anhand dieses Kapitels erklärte, „dass Jesus derjenige ist, von dem hier die Rede ist“ (Apostelgeschichte 8:35, sinngemäß).
David, der Psalmist, sah ebenfalls prophetisch den leidenden Messias, als er im 22. Psalm rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – Worte, die Christus selbst am Kreuz sprach (vgl. Matthäus 27:46). In den Psalmen finden wir unzählige Hinweise auf das Leben, Leiden, Sterben und die Auferstehung des Sohnes Gottes: „Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt; du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen.“ (Psalm 16:10) – ein Hinweis auf die Auferstehung Christi.
Und Daniel? Auch er sah den Herrn in einer Vision: „Siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie ein Menschensohn … und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben“ (Daniel 7:13–14). Dieser „Menschensohn“ ist niemand anderes als Jesus Christus selbst, der einst vor dem Hohen Rat bezeugte: „Ihr werdet den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels“ (Matthäus 26:64).
2. Symbolismus, Typologie und Vorbilder für Christus
Die Propheten sprachen nicht nur direkt von Christus; sie zeigten Ihn auch durch Symbole, Rituale und Geschichten. Das Alte Testament ist voll von Bildern, die auf den Erlöser hinweisen.
Das Opferwesen Israels – die unzähligen Lämmer, Böcke und Tauben, die auf dem Altar dargebracht wurden – war nicht Selbstzweck, sondern ein fortwährendes Gleichnis für das „wahre und letzte Opfer“, das Christus bringen würde. Abinadi erklärt: „Doch das Gesetz hatte kein Ende in Christus, sondern es wurde durch ihn erfüllt; denn siehe, wahrlich sage ich euch, ich werde derjenige sein, der erfüllt wird“ (vgl. Mosia 13:27, 33–35, paraphrasiert).
Das Passah, das Israel an die Befreiung aus Ägypten erinnerte, war zugleich eine mächtige Vorschattung auf das große Pascha, das am Kreuz von Golgatha vollbracht wurde. So wie das Blut des Lammes an den Türpfosten die Israeliten vor dem Todesengel schützte (vgl. 2 Mose 12), so schützt uns das Blut Christi, wenn wir zu ihm kommen, „dessen Blut die Sünden der Welt sühnt“ (vgl. 1 Johannes 1:7).
Auch die Stiftshütte in der Wüste war ein Symbol für den Weg zu Gott durch Christus. Der Eingang war nach Osten gerichtet – so wie Christus das „aufgehende Licht“ genannt wird. Nur durch das Opferblut konnte der Hohepriester ins Allerheiligste treten – ein Bild dafür, dass wir nur durch das Opfer Christi in die Gegenwart des Vaters gelangen können. Der goldene Leuchter wies auf Ihn hin, der das „Licht der Welt“ ist; der Schaubrottisch auf Ihn, der das „Brot des Lebens“ ist; und der Rauch des Räucheraltars auf seine Fürbitte, die für uns vor Gott emporsteigt.
Selbst die Gestalten des Alten Testaments waren Typen für Christus. Joseph, der von seinen Brüdern verraten und in die Grube geworfen wurde, später aber zum Retter seines Volkes wurde – ein deutliches Vorbild auf den Messias. Mose, der Israel aus der Knechtschaft führte, deutet auf den großen Befreier hin, der uns aus der Knechtschaft der Sünde erlöst. Und David, der Hirtenkönig, spiegelt den „guten Hirten“ wider, der sein Leben für die Schafe lässt (vgl. Johannes 10:11).
3. Der Herr selbst – der Gott Israels
Eine der tiefsten Wahrheiten des Alten Testaments ist, dass der Herr, der sich Mose am brennenden Dornbusch offenbarte, niemand anderes ist als Jesus Christus selbst. In der Köstlichen Perle lesen wir:
„Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit: die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:39).
Dieser „Herr, Gott der Herrlichkeit“, der zu Mose sprach, ist derselbe, der später als Mensch geboren wurde, um sein Volk zu erlösen. Im 3 Nephi 15:5 bezeugt Christus selbst: „Siehe, ich bin es, der das Gesetz gegeben hat, und ich bin es, der es erfüllt hat.“
Das bedeutet: Der Gott Israels, der das Meer teilte, Manna vom Himmel sandte und auf dem Sinai sprach, war Jesus Christus, bevor er in Bethlehem zur Welt kam. Er war der Bundgeber und Erlöser zugleich. Er war immer der Mittler zwischen Gott und Mensch.
Wenn wir das erkennen, sehen wir das Alte Testament mit neuen Augen: Der, der mit Abraham sprach, war derselbe, der später in Galiläa predigte. Der, der in Feuer und Wolke Israel führte, ist derselbe, der heute durch den Heiligen Geist sein Volk leitet.
4. Parallelen zum Neuen Testament
Das Neue Testament ist keine Abkehr vom Alten, sondern seine Erfüllung. Jesus selbst sagte: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ (Matthäus 5:17).
Viele neutestamentliche Lehren finden ihren Ursprung in den Schriften des Alten Bundes. Die Bergpredigt erinnert an die Worte des Mose auf dem Sinai, doch Christus verleiht ihnen tiefere Bedeutung. Die Gleichnisse Jesu greifen Bilder aus Psalmen und Propheten auf: der Hirte, der Weinstock, das Licht, die Stadt auf dem Berg.
Paulus sah in Adam ein „Urbild des Kommenden“ (Römer 5:14) – so wie durch Adam der Tod kam, kam durch Christus das Leben. Der Hebräerbrief deutet ausführlich auf die alttestamentlichen Opfer und den Tempeldienst und zeigt, dass all dies in Christus seine Vollendung fand.
So wird sichtbar: Das Alte Testament bereitet den Weg, das Neue bestätigt und erfüllt ihn. Zusammen sind sie ein einziges, machtvolles Zeugnis von Jesus Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes.
5. Persönliche Betrachtung und Zeugnis
Manchmal habe ich selbst das Alte Testament als schwierig empfunden – zu viele Gesetze, zu viele Kriege, zu viele Namen. Doch je mehr ich mich damit beschäftigte, desto klarer wurde mir: Hinter all diesen Schichten offenbart sich der Herr selbst. In den Geschichten der Menschen erkenne ich meine eigene Geschichte – meine Zweifel, mein Ringen, meine Befreiung.
Wenn ich Abraham sehe, wie er vertraut, ohne alles zu verstehen, spüre ich: Auch mein Glaube wächst im Gehorsam. Wenn ich Mose sehe, der zögert, aber dennoch geführt wird, lerne ich: Der Herr stärkt Schwache. Wenn ich Jesaja lese, der von einem leidenden Erlöser spricht, fühle ich: Dieser Erlöser trägt auch meine Schmerzen.
Ich weiß, dass Jesus Christus wirklich der im Alten Testament verheißene Messias ist. Er ist das Lamm, das geopfert wurde; der König, der herrscht; der Prophet, der spricht; der Priester, der versöhnt. Er ist der Gott Israels, der Herr des Bundes, der Mittler unseres Heils.
Ich bezeuge, dass das Alte Testament nicht nur eine Sammlung alter Geschichten ist, sondern ein lebendiges Zeugnis von Ihm, der lebt. Wenn wir die Schriften mit geistigen Augen lesen, erkennen wir Christus überall – in den Symbolen, in den Worten, in den Taten. Und wenn wir Ihn dort erkennen, erkennen wir Ihn auch in unserem eigenen Leben.



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