Ein Lohn ist die Frucht des Leibes
- manfred.lobstein

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(Bild: Quelle)
„Siehe, ein Erbteil vom HERRN sind Söhne, ein Lohn ist die Frucht des Leibes.“ (Psalm 127:3).
Absätze 5–6 der Proklamation – „Elternschaft – eine heilige Pflicht“
Das erste Gebot, das Gott Adam und Eva gab, bezog sich auf ihre Fähigkeit, Kinder zu bekommen: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt die Erde“ (1. Mose 1:28). Schon darin offenbart sich die Heiligkeit und Priorität der Elternschaft im Plan Gottes. Der Schöpfer selbst stellte Mann und Frau in eine göttliche Partnerschaft, die nicht nur das Leben weitergibt, sondern auch an seiner schöpferischen Liebe teilhat. Die Familie ist der Ort, an dem Leben entsteht, Glauben genährt und ewige Beziehungen geknüpft werden. Präsident Russell M. Nelson sagte: „Die Familie ist die wichtigste Organisation im Erdenleben und in der Ewigkeit. Kein Erfolg außerhalb der Familie kann ihn aufwiegen.“ Diese Aussage fasst die Bedeutung der elterlichen Berufung zusammen: Sie ist nicht nur eine soziale Verantwortung, sondern ein göttlicher Auftrag.
In der himmlischen Ordnung ist Elternschaft Ausdruck der höchsten Liebe. Der Vater im Himmel selbst ist das Urbild eines liebenden, geduldigen und lehrenden Elternteils. Wenn Eltern ihre Kinder erziehen, spiegeln sie im Kleinen seine Eigenschaften wider. König Benjamin lehrte, dass Eltern ihre Kinder „nicht im Streit miteinander leben lassen noch dem Teufel dienen lehren sollen, der der Feind aller Rechtschaffenheit ist“ (Mosia 4:14). Stattdessen sollten sie sie „zur Wahrheit und Nüchternheit lehren, sie einander zu lieben und einander zu dienen“ (Mosia 4:15). Diese Worte sind aktueller denn je. In einer Zeit, in der Familienstrukturen zerbrechlicher werden und weltliche Ideologien oft den göttlichen Maßstab verdrängen, erinnert die Proklamation daran, dass „Eltern die heilige Pflicht haben, ihre Kinder in Liebe und Rechtschaffenheit aufzuziehen, für ihre körperlichen und geistigen Bedürfnisse zu sorgen, sie zu lieben und ihnen das Lieben und Dienen beizubringen“.
Der Herr hat Eltern das höchste Vertrauen ausgesprochen, indem er ihnen seine Kinder anvertraut. Dieses Vertrauen erfordert Demut, Gebet und ständige Führung durch den Geist. Kein Elternteil ist perfekt, doch das Evangelium bietet einen Weg zur täglichen Erneuerung. In 3 Nephi 18:21 ermahnt der Erretter: „Betet in euren Familien zum Vater, immer in meinem Namen, damit eure Frauen und eure Kinder gesegnet seien.“ Familiengebet ist mehr als eine fromme Tradition – es ist der Schlüssel zur geistigen Einheit. Wenn Eltern ihre Kinder vor Gott bringen, lernen diese, dass Gebet eine natürliche Sprache des Herzens ist.
Elternschaft bedeutet auch, Christus zum Mittelpunkt des Hauses zu machen. Das geschieht, wenn Eltern das Evangelium lehren – nicht nur mit Worten, sondern durch ihr Beispiel. Alma erzählt von den 2000 jungen Männern, die „nicht an das Blutvergießen gewöhnt waren“ und doch „mit erstaunlichem Glauben“ kämpften (Alma 56:47–48). Sie erklärten: „Unsere Mütter hatten es gewusst.“ Der Einfluss rechtschaffener Eltern reicht weit über die Kindheit hinaus – er kann eine ganze Generation formen. In der Familie wird Glauben gelernt, Mut eingeübt und Hoffnung genährt.
Der Herr erwartet von Vätern, dass sie ihre Familien in Liebe führen und das Priestertum rechtschaffen gebrauchen – nicht mit Zwang, sondern „mit Überzeugung, mit Langmut, mit Sanftmut und Milde, mit ungeheuchelter Liebe“ (Lehre und Bündnisse 121:41). Mütter tragen die heilige Aufgabe, Leben zu empfangen, zu nähren und zu lehren – ein Dienst, der im Himmel geachtet wird. Doch die Proklamation betont, dass Vater und Mutter „gleichermaßen vor Gott Rechenschaft“ ablegen. Elternschaft ist also eine gemeinsame Verantwortung, gegründet auf Liebe, Zusammenarbeit und gegenseitigen Respekt.
Die Heiligkeit des Lebens steht im Zentrum dieser Verantwortung. Kinder sind keine Zufälle, sondern ewige Geistkinder, die vor Grundlegung der Welt existierten. Präsident Nelson hat betont, dass jedes Kind ein „kostbarer Sohn oder eine kostbare Tochter Gottes“ sei, „deren ewiger Wert jede irdische Einschätzung übersteigt“. Diese Erkenntnis führt unweigerlich zu einer klaren moralischen Haltung: Jede Form der Vernachlässigung, des Missbrauchs oder der Gewalt gegen Kinder ist ein schweres Unrecht. Die Proklamation erklärt unmissverständlich, dass „jene, die ihre ehelichen Verpflichtungen vernachlässigen oder ihre Kinder misshandeln, sich vor Gott verantworten müssen“.
In einer Welt, die oft nach Bequemlichkeit strebt, erinnert uns die Familie daran, dass Liebe Opfer erfordert. Elternschaft bedeutet, die eigenen Wünsche hintanzustellen, um das Wohl der Kinder zu suchen. Doch im Geben wächst Freude. Wenn Eltern ihr Zuhause zu einem Ort des Glaubens, der Sicherheit und der Wärme machen, schaffen sie heiligen Boden – eine kleine Nachbildung des himmlischen Hauses. So wird das Heim zu einem Tempel, in dem der Geist Gottes wohnen kann.
Die Segnungen solcher Elternschaft sind nicht nur zeitlich, sondern ewig. Der Herr hat verheißen: „Und sie sollen keine Mühe scheuen, um ihre Kinder und alle, die sie beeinflussen können, in Wahrheit und Rechtschaffenheit zu unterweisen“ (Lehre und Bündnisse 68:25, sinngemäß). Die Familie ist der erste und wichtigste Missionsbereich eines jeden Jüngers Christi. In ihr werden Glauben, Dienstbereitschaft und Nächstenliebe nicht nur gelehrt, sondern gelebt.
Elternschaft ist damit ein Ausdruck der Hoffnung. Jedes Kind trägt das Potenzial, ein künftiger Heilige, Prophet, Lehrer oder Führer im Reich Gottes zu werden. Der Herr arbeitet durch Familien, um seine Absichten zu erfüllen. Wenn Eltern das verstehen, sehen sie ihre Aufgabe mit Ehrfurcht: nicht als Last, sondern als Mitwirkung an der Schöpfung. Die Liebe, die Eltern ihren Kindern schenken, ist ein Abbild der Liebe, die Christus für uns empfindet – eine Liebe, die trägt, vergibt, erzieht und heilt.
So wird deutlich: Die Elternschaft ist keine irdische Pflicht, sondern eine ewige Berufung. Wenn Vater und Mutter gemeinsam beten, lehren, arbeiten und lieben, erheben sie ihr Zuhause zu einem Ort, an dem der Himmel spürbar wird. Sie verwirklichen den göttlichen Plan, den Gott „vom Anfang an“ vorgesehen hat. Und sie folgen der Einladung des Psalmisten: „Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn.“
Mögen alle Eltern – und alle, die Kinder beeinflussen dürfen – sich täglich daran erinnern, dass sie an Gottes Werk mitwirken. In der Familie wird aus Glauben Liebe, aus Liebe Hoffnung, und aus Hoffnung ewiges Leben.



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