Gott richtet gemäß unseren Werken und Herzenswünschen
- manfred.lobstein

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(Bild: Quelle)
„Denn ich, der Herr, werde alle Menschen gemäß ihren Werken richten, gemäß den Wünschen ihres Herzens.“ (Lehre und Bündnisse 137:9).
Wie können wir verstehen, dass Gottes Gerechtigkeit sowohl die Werke als auch die Wünsche des Herzens berücksichtigt und gleichzeitig alle Menschen, selbst Kinder vor der Verantwortlichkeit, in Barmherzigkeit einschließt?
Lehre und Bündnisse 137:9–10 – Das Prinzip der gerechten Beurteilung und die Errettung der Kinder
Nachdem Joseph Smith in den Versen 6–8 die Barmherzigkeit Gottes für seine verstorbenen Familienmitglieder erlebt hatte, richtet sich seine Vision nun auf das Prinzip der gerechten Beurteilung. Vers 9 betont: „Denn ich, der Herr, werde alle Menschen gemäß ihren Werken richten, gemäß den Wünschen ihres Herzens.“ Dieser Leitgedanke zeigt, dass Gottes Gerechtigkeit maßgeschneidert auf jedes Individuum wirkt (dass sowohl das äußere Handeln als auch die inneren Absichten eines Menschen in Gottes Urteil einfließen). Joseph erkennt, dass kein Mensch willkürlich beurteilt wird; Gottes Plan berücksichtigt die wahren Absichten des Herzens ebenso wie die sichtbaren Werke.
Historisch befand sich die Kirche 1836 in Kirtland in einer Phase intensiver geistiger Vorbereitung, in Erwartung der Tempelweihung. Die Vision zeigt, dass Gottes Urteil alle Umstände des Lebens, das Herz und die Handlungen, sowohl der Lebenden als auch der Verstorbenen, umfasst (dass Gottes Maßstab vollkommen, aber gleichzeitig barmherzig ist). Josephs Verständnis offenbart, dass Gerechtigkeit und Barmherzigkeit nicht im Widerspruch stehen, sondern harmonisch koexistieren, sodass niemand nach menschlichen Maßstäben ungerecht behandelt wird.
In dieser Perspektive wird deutlich, dass Gottes Plan der Erlösung universell, gerecht und geordnet ist. Die Parallelen zu anderen Schriften vertiefen das Verständnis: In Römer 2:12–16 beschreibt Paulus, dass Menschen nach Maßgabe ihres Gewissens gerichtet werden, selbst wenn sie das Gesetz nicht kannten (dass inneres Wissen, Absicht und Herzeseinstellung entscheidend sind). In Alma 29:5 zeigt sich, dass der Wunsch, anderen zum Heil zu verhelfen, von Gott gesehen und gesegnet wird (dass Gott die innere Absicht und nicht nur die Handlung bewertet). Ebenso betont 2 Nephi 9:25–26, dass Gott die Wahlfreiheit des Menschen achtet, die Verantwortung jedes Einzelnen berücksichtigt und dennoch allen die Möglichkeit zur Errettung bietet (dass Errettung und persönliche Verantwortung Hand in Hand gehen).
Vers 10 erweitert die Lehre um ein weiteres Element: „Und ich sah auch, dass alle Kinder, die sterben, ehe sie die Jahre der Verantwortlichkeit erreicht haben, im celestialen Reich des Himmels errettet sind.“
Hier wird die umfassende Barmherzigkeit Gottes sichtbar (unschuldige Kinder sind vollständig gesichert und können die himmlische Herrlichkeit erlangen). Joseph erkennt, dass Gottes Plan nicht auf menschliche Vorstellungen von Verdienst oder Zeit gebunden ist. Selbst diejenigen, die noch nicht in der Lage waren, moralische Entscheidungen zu treffen, sind in Gottes Reich geborgen. Die Kombination von Vers 9 und 10 zeigt: Gottes Gerechtigkeit richtet sich nach Werken und Herzenswünschen, und gleichzeitig schließt die Barmherzigkeit die Unschuldigen ein, wodurch ein ausgewogenes, ewiges System göttlichen Gerichts entsteht.
Diese Offenbarung vertieft die familiäre und generationsübergreifende Perspektive des Heilsplans. Joseph sieht, dass nicht nur die Lebenden, sondern auch die Verstorbenen, einschließlich Kinder vor der Verantwortlichkeit, Teil der himmlischen Ordnung sind. Dies bereitet den geistigen Boden für die spätere Tempelpraxis der stellvertretenden Taufe, die sicherstellt, dass Verstorbene Zugang zur Erlösung haben (dass Gottes Plan alle Generationen und Lebensumstände berücksichtigt).
Auf persönlicher Ebene lädt diese Vision dazu ein, über die eigenen Werke und die Ausrichtung des Herzens nachzudenken. Josephs Staunen über Gottes perfekte Gerechtigkeit (seine Ergriffenheit über die Balance zwischen Herz und Werken im göttlichen Urteil) lehrt, dass wir unser Leben bewusst nach Prinzipien ausrichten sollten, die ewige Gültigkeit haben. Dazu gehört die Bereitschaft zu Umkehr, die Pflege innerer Integrität und die Ausrichtung des Herzens auf Gott und die Nächsten.
Die Vision lehrt auch Demut im Umgang mit anderen Menschen. Wir kennen weder alle Umstände noch die inneren Absichten anderer, doch Gott sieht alles und richtet vollkommen gerecht. Josephs Erfahrung fordert uns auf, Mitgefühl zu kultivieren, im Gebet verbunden zu bleiben und durch unseren Dienst aktiv am Heil anderer mitzuwirken (dass wir Teil von Gottes Plan sein können, ohne zu richten, weil Gott selbst alle Herzen kennt).
Die Integration von Querverweisen macht deutlich, dass dieses Prinzip universell ist. In Römer 2 wird das Urteil nach Herz und Gewissen erläutert, in Alma 29 wird die Wertschätzung von innerem Streben dargestellt, und in 2 Nephi 9 wird die Freiheit und Verantwortung des Menschen betont. Josephs Vision konkretisiert diese Ideen, indem sie zeigt, dass Gott jeden Menschen fair beurteilt und gleichzeitig Barmherzigkeit übt, insbesondere gegenüber Unschuldigen und jenen, die nicht die Chance hatten, das Evangelium zu empfangen.
Praktisch bedeutet dies für uns: Wir können Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen, Bündnisse halten, Umkehr üben und gleichzeitig aktiv zur Errettung anderer beitragen. Tempelarbeit, Gebet und Dienst am Nächsten werden Ausdrucksformen der Erkenntnis, dass Gottes Gerechtigkeit sowohl Werke als auch Herzenseinstellung berücksichtigt (dass wir als Lebende Teil des Heilsplans für andere sein können). Die Vision stärkt Vertrauen und Hoffnung, vermindert Angst vor dem Tod und ermutigt zu Mitgefühl, Dienstbereitschaft und innerer Ausrichtung.
Abschließend verdeutlichen die Verse 9–10, dass Gottes Gericht vollständig, gerecht und barmherzig ist. Josephs persönliche Erfahrung mit dem Prinzip, dass Menschen nach Werken und Herzeseinstellung gerichtet werden und dass unschuldige Kinder errettet sind, zeigt, dass Gottes Ordnung alle einschließt (dass sowohl Gerechtigkeit als auch Barmherzigkeit auf ewiger Weisheit basieren). Diese Lehre ermutigt uns, Vertrauen zu haben, bewusst nach Gottes Prinzipien zu leben und aktiv am Heil anderer mitzuwirken.



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