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In euren zeitlichen Belangen sollt ihr gleich sein

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 3 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

(Bild: Quelle)


“Doch in euren zeitlichen Belangen sollt ihr gleich sein, und dies nicht widerstrebend, sonst wird das reichliche Maß der Kundgebungen des Geistes vorenthalten werden.” (Lehre und Bündnisse 70:14). 


Zusammenfassung von Lehre und Bündnisse 70: Historischer Hintergrund, Lehren und heutige Anwendung 


Am 12. November 1831, am Ende einer Serie von vier Konferenzen in Kirtland, Ohio, empfing Joseph Smith eine Offenbarung, die heute als Abschnitt 70 überliefert ist. Diese Konferenzen hatten zum Ziel, die Bedeutung der bereits empfangenen Offenbarungen zu klären und die Veröffentlichung eines Buches zu organisieren, das später unter dem Titel Book of Commandments (Buch der Gebote) erscheinen sollte. Die Anwesenden – darunter wichtige frühe Kirchenführer wie Oliver Cowdery, Martin Harris, John Whitmer, Sidney Rigdon und William W. Phelps – erklärten einmütig, dass die Offenbarungen „für die Kirche so wertvoll wie die Reichtümer der ganzen Erde“ seien. In diesem Zusammenhang wurde Abschnitt 70 gegeben, um die Aufgabenverteilung, Verantwortlichkeit und geistlichen sowie zeitlichen Prinzipien für die Veröffentlichung dieser Offenbarungen festzulegen. 


Historischer Hintergrund: Die Entstehung der „Literary Firm“ 

In der Offenbarung wurde eine Gruppe von sechs Männern als Treuhänder über die Offenbarungen bestimmt. Diese Gruppe wurde als „Literary Firm“ (Literarische Firma) bekannt. Sie sollte nicht nur das Book of Commandments, sondern später auch das Buch Lehre und Bündnisse, die erste Kirchenzeitung (The Evening and the Morning Star), ein Kirchenliederbuch und weitere Schriften veröffentlichen. Ihre Berufung war nicht bloß eine praktische, sondern eine heilige Aufgabe: Sie sollten die Worte Gottes für die Kirche und die Welt zugänglich machen – ein Werk von ewigem Wert. Diese Männer gaben ihr Vermögen, ihre Zeit und ihre Fähigkeiten, um das Wort Gottes zu verbreiten, und wurden dabei in ein besonderes, auf die Umstände angepasstes System der Weihe und des geistlichen Dienstes eingebunden. 


Zentrale Lehren aus Abschnitt 70 


1. Treuhandschaft über heilige Dinge (Verse 1–5) 

Der Herr erklärt, dass Joseph Smith und die erwähnten Brüder als Treuhänder der Offenbarungen ordiniert wurden. Sie trugen nicht nur administrative, sondern geistliche Verantwortung für das geschriebene Wort Gottes. Ihre Berufung war nicht bloß eine organisatorische Funktion, sondern sie hatte Gewicht im Jüngsten Gericht (V. 4). Ihre Aufgabe war es, die Offenbarungen zu verwalten und sicherzustellen, dass ihr geistlicher Wert durch sorgfältige Veröffentlichung der Kirche zugutekam. 

Diese Sicht auf „Treuhandschaft“ prägt bis heute das Verständnis geistlicher Führungsverantwortung in der Kirche Jesu Christi. Wer über geistliche Dinge wacht – seien es Offenbarungen, Berufungen, Programme oder Ressourcen – tut dies im Auftrag Gottes und muss Rechenschaft darüber ablegen. 


2. Geistliche Arbeit ist ihres Lohnes wert (Verse 6–13) 

Der Herr stellt klar, dass diejenigen, die geistliche Arbeit leisten, wie etwa das Schreiben, Übersetzen oder Veröffentlichen heiliger Schriften, auch Anspruch auf zeitliche Unterstützung haben. Dies war damals keineswegs selbstverständlich, denn viele Heilige lebten in Armut. Doch hier wird betont: Auch geistlicher Dienst ist Arbeit, die unterstützt werden soll – und zwar nicht widerwillig. 

Diese Aussage begründet ein Prinzip, das in der Neuzeit weiterentwickelt wurde: Diejenigen, die ihre volle Zeit dem Werk Gottes widmen (Missionare, Beamte, Autoritäten), sollen mit dem versorgt werden, was sie für sich und ihre Familien brauchen – nicht aus Gewinnstreben, sondern zur Erfüllung ihres Auftrags. Der Maßstab ist nicht Überfluss, sondern angemessene Versorgung (V. 7). Sollte darüber hinaus ein Überschuss bestehen, ist dieser dem „Vorratshaus des Herrn“ zu übergeben, um den Armen zu helfen. 


3. Die Gleichheit in zeitlichen Dingen (Verse 14–18) 

Ein besonders herausfordernder und zugleich idealistischer Teil der Offenbarung betont, dass die Heiligen in zeitlichen Dingen gleich sein sollen – „nicht widerstrebend“, sonst wird ihnen das „reichliche Maß der Kundgebungen des Geistes“ entzogen (V. 14). Dieser Gedanke greift das Gesetz der Weihe auf: Besitz und Ressourcen sollen so verwendet werden, dass niemand Mangel leidet, aber auch niemand sich selbst bereichert. 

Diese Gleichheit ist kein aufgezwungener Kommunismus, sondern Ausdruck gelebter Nächstenliebe und Gottesvertrauen. Sie verlangt nicht absolute Gleichmacherei, sondern ein freiwilliges Prinzip der Gerechtigkeit, das auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Freigebigkeit und dem Wunsch beruht, gemeinsam voranzukommen. 

Die Absicherung und Versorgung der berufenen Brüder diente daher nicht nur deren Überleben, sondern war „eine Kundgebung meiner Segnungen auf ihr Haupt“ (V. 15). Der Herr verspricht ihnen Nahrung, Kleidung, Wohnraum und ein Erbteil – wohin auch immer sie gesandt würden (V. 16). Denn sie seien über vieles treu gewesen (V. 17), und der Herr sei barmherzig und werde sie segnen (V. 18). 


Heutige Anwendung 

Abschnitt 70 berührt zeitlose Themen: Treuhandschaft, geistlicher Dienst, gerechte Versorgung, Solidarität und göttliche Rechenschaft. Auch wenn die konkrete Organisationsform der „Literary Firm“ längst Geschichte ist, bleiben die zugrunde liegenden Prinzipien hochaktuell: 


1. Der Wert heiliger Schriften 

Die Aussage, dass die Offenbarungen „so wertvoll wie die Reichtümer der ganzen Erde“ seien, lädt uns heute ein, die Heiligen Schriften nicht nur als spirituelle Texte, sondern als göttlich gegebene Fundamente für persönliches, familiäres und kirchliches Leben zu betrachten. Wenn frühe Heilige große Opfer brachten, um diese Worte zu drucken, sollten wir uns bemühen, sie zu studieren, zu verinnerlichen und anzuwenden. 


2. Ehren des geistlichen Dienstes 

Das Prinzip, dass geistliche Arbeit ihres Lohnes wert ist, erinnert uns daran, diejenigen zu unterstützen, die heute ihre Zeit und Kraft in den Dienst des Evangeliums stellen – sei es hauptamtlich (wie Generalauthoritäten) oder ehrenamtlich (wie Bischöfe, Lehrkräfte oder Missionare). Schon zu Jesu Zeiten galt dieses Prinzip: Lukas 10:7; 1.Timotheus 5,17-18; 5.Mose 24,14-15). Auch im Alltag sollten wir geistlichen Dienst nicht geringachten, sondern mit Dankbarkeit, Rücksicht und Unterstützung begegnen. 


3. Gelebte Gleichheit und Fürsorge 

Die Lehre der Gleichheit in zeitlichen Dingen hat besondere Relevanz in einer Zeit wachsender sozialer Unterschiede. Sie ruft uns dazu auf, freiwillig und liebevoll denen zu helfen, die weniger haben – nicht nur durch Spenden, sondern durch solidarisches Handeln, geteilten Besitz, Zeit und Talente. Die Fastopfer, der Bischofsspeicher, oder Programme wie die Initiative „Licht der Welt sind moderne Ausdrucksformen dieses Prinzips. 


4. Anpassbarkeit des Gesetzes der Weihe 

Abschnitt 70 zeigt, dass das Gesetz der Weihe nicht starr oder dogmatisch ist. Es ist ein göttliches Prinzip, das je nach Zeit und Umständen in verschiedenen Formen gelebt wird – damals durch die Literary Firm, heute durch individuelle Opfer, Dienst und Wohltätigkeit. Diese Flexibilität ist ein göttliches Merkmal des Evangeliums: Prinzipien sind ewig, ihre Umsetzung kann sich wandeln. 


 
 
 

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