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Lasst dieses Haus meinem Namen gebaut werden

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 1 Stunde
  • 4 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


“Und wahrlich, ich sage euch: Lasst dieses Haus meinem Namen gebaut werden, damit ich darin meinem Volk meine Verordnungen offenbaren kann; “ (Lehre und Bündnisse 124:40). 


Lehre und Bündnisse 124:37-55 – Haus des Herrn, Ort der Offenbarung und des Bundes 


Die Verse 37–55 von Lehre und Bündnisse 124 führen uns tief hinein in das Verständnis des Tempels als zentralen Ort göttlicher Offenbarung, als Stätte heiliger Verordnungen und als Prüfstein für die Treue derer, die zum Bau berufen sind. Während die vorhergehenden Verse (22–36) den Ruf nach Sammlung, Gastfreundschaft und dem Bau eines Hauses für Gäste skizzierten, verschiebt dieser Abschnitt den Fokus auf das theologisch unumgängliche: bestimmte heilige Handlungen und die Fülle des Priestertums sind an ein Haus des Herrn gebunden. Damit verankert die Offenbarung das geistliche Leben der Kirche dauerhaft an heilige Orte — ein Gedanke, der historische, praktische und theologische Konsequenzen hat. 


Zunächst betonen die Verse 37–41 die Notwendigkeit, dass Waschungen, Salbungen und die Taufe für die Verstorbenen in einem dem Herrn geweihten Haus vollzogen werden. Die Frage, wie Waschungen annehmbar sein können, wenn sie nicht in einem Haus des Herrn geschehen (V. 37), verknüpft Ritual und Raum untrennbar. Diese Verbindung hat biblische Resonanzen: Mose wurde angewiesen, ein Offenbarungszelt zu bauen (vgl. Exodus 2540), und erst nachdem Zelt und Stiftshütte in Rechtsgestalt waren, offenbarte sich die Herrlichkeit Gottes. Ebenso ist in Jesaja und späteren Schriften die Idee präsent, dass Gott in geheiligten Räumen wohnt und sich dort besonders offenbart (vgl. Jesaja 6; Exodus 40,34–35). Der Tempel ist demnach nicht nur Kulisse, sondern Sakrament: Ort, an dem Gottes heilige Ordnung sichtbar und wirksam wird. 


Die Offenbarung macht klar, dass es eine zeitliche Dimension gibt: die Verordnungen „gehören“ in das Haus Gottes, und während einer Übergangszeit nimmt der Herr Taufen außerhalb an, solange die Heiligen nicht imstande sind, ein Haus zu bauen (V. 30–31). Diese Barmherzigkeit offenbart Gottes Gerechtigkeit und Milde gleichermaßen: Er erkennt äußere Beschränkungen an, aber er setzt auch eine Frist und einen Maßstab. Wird die Gelegenheit fortwährend versäumt, droht der Verlust der Annahme — nicht als willkürliche Strafe, sondern weil die Struktur, durch die die Fülle der Segnungen gegeben werden soll, nicht errichtet ist (V. 32–35). Hierin liegt eine ernste Mahnung: Gottes Werke haben einen Rahmen — sowohl einen geistlichen als auch einen zeitlichen. Die Verheißungen sind an Bedingungen gekoppelt; die Einladung ist groß, doch der Ruf zur Treue ebenso deutlich. 


Theologisch weist die Passage auf das Ziel der Tempelordnung hin: die Offenbarung verborgener Dinge „von vor der Grundlegung der Welt“ und die Zuteilung der „Fülle des Priestertums“ (V. 34,41). Das Tempelhaus ist demnach kein rein symbolischer Raum, sondern der Ort, an dem die Vollmacht und die göttliche Ordnung ihrer vollen Wirksamkeit nachkommen. Parallelen findet man in den neutestamentlichen Vorstellungen über Priestertum und Heiligkeit (vgl. Hebräer 7 über die höhere Ordnung des Priestertums) sowie in Paulus’ Bild vom Leib Christi und dem „Tempel Gottes“ in uns (1 Kor 3:16–17): Gemeinschaft und Heiligtum sind miteinander verflochten. Die Offenbarung stellt das Haus Gottes in den Mittelpunkt des Heilsplans, nicht zuletzt durch die Betonung, dass bestimmte Erinnerungs- und Gedenkhandlungen sowie richterliche Satzungen an „höchst heiligen Stätten“ gehören (V. 39). 


Gleichzeitig enthalten die Verse 49–51 und 52–53 eine doppelte Gerechtigkeitsbotschaft: Gott nimmt das Opfer der Treuen an, wenn äußere Feinde sie hindern, das Werk auszuführen; doch Übertretung und Widerstand gegen seine Gebote ziehen Gericht nach sich (V. 49–52). Die Erwähnung von Jackson County, Missouri, als Beispiel (V. 51) verankert die Lehre in der konkreten Geschichte der Kirche: jene, die wirklich gehindert wurden, wurden nicht ungerecht behandelt; ihr Opfer wurde anerkannt. Das theologische Prinzip lautet also: Gott bemisst nach Herz und Umstand. Das ist tröstlich für Verfolgte und zugleich fordernd für jene, die in Zeiten des Wohlstandes und der Möglichkeit zur Vollendung des Werkes nachlässig werden. 


Weiterhin rückt der Text die soziale Dimension des Tempels in den Blick: der Bau ist ein Werk der Gemeinschaft, das Materialien, Talent und Opfer aller erfordert. Wer an ihm teilnimmt, wird Teil eines kollektiven Heilswerks, in dem die Ewigkeit mit der Gegenwart verbunden wird. Die Verheißung, dass die, die treu sind, mit „Ehre, Unsterblichkeit und ewigem Leben“ gekrönt werden (V. 55), weist auf die ewige Perspektive: Tempelarbeit ordnet nicht nur das gegenwärtige Gemeindeleben, sie entfaltet Segnungen, die über den Tod hinausreichen. 


Für die Praxis heute folgen daraus klare Anwendungen: Erstens muss die Kirche und der einzelne Gläubige das Tempelgebot ernstnehmen — nicht als veraltete Vorschrift, sondern als zentrales Mittel göttlicher Bündniserfüllung. Zweitens fordert der Text eine Haltung der Opferbereitschaft: ein würdiges Haus entsteht aus Hingabe, nicht aus halben Maßnahmen. Drittens bietet der Abschnitt Trost für jene, die durch äußere Umstände gehindert sind; Gottes Maß ist gerecht und er berücksichtigt Hindernisse. Und viertens erinnert er uns daran, dass geistliche Räume nicht nur gebaut, sondern auch geheiligt werden müssen — durch Reinheit, Gehorsam und das bewusste Streben nach heiligem Leben. 


Abschließend bleibt zu sagen: Lehre und Bündnisse 124:37–55 macht uns bewusst, dass Gott auf Räume achtet, in denen er wohnen will — und dass die Errichtung solcher Räume eine zentrale Aufgabe seines Volkes ist. Ein Haus für den Herrn ist mehr als Stein und Holz; es ist eine gekennzeichnete Stätte, an der die Tiefe göttlicher Offenbarung, die Ordnung des Priestertums und das ewige Wohl der Menschen zusammenkommen. Wer diese Lehre annimmt, erkennt, dass der Bau heiliger Orte zugleich der Bau heiliger Herzen ist. 


 
 
 

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