Sie werden auch mit Segnungen von oben gekrönt werden
- manfred.lobstein
- 6. Juni
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(Bild Quelle)
“Und sie werden auch mit Segnungen von oben gekrönt werden, ja, und mit nicht wenigen Geboten und mit Offenbarungen zu ihrer Zeit – diejenigen, die treu und eifrig vor mir sind.” (Lehre und Bündnisse 59:4).
Das Empfangen „nicht weniger Gebote“ ist eine Krönung mit Segnungen von oben, weil es bedeutet, dass Gott seine Kinder für würdig hält, mehr Licht, Führung und Verantwortung zu empfangen. Es ist ein Zeichen göttlichen Vertrauens, ein Weg zur geistlichen Reife und eine Vorbereitung auf den Empfang der Fülle seiner Herrlichkeit. Wer Gottes Willen kennt und tut, wird dadurch erhöht – nicht erniedrigt.
Das Empfangen vieler Gebote ist ein Zeichen dafür, dass Gott den Menschen mehr Verantwortung und Vertrauen überträgt. Wer treu und eifrig ist, erhält mehr Einsicht in Gottes Willen – Gebote sind ein Mittel, wie Gott mit seinen Kindern in Beziehung tritt. So wie einem fähigen Mitarbeiter mehr Aufgaben anvertraut werden, zeigt Gott durch mehr Gebote: Du bist bereit für mehr.
Gebote eröffnen den Zugang zu Segnungen. Wer viele Gebote erhält, hat viele Gelegenheiten, durch Gehorsam geistige Macht, Licht, Einsicht und göttliche Nähe zu empfangen. So betrachtet sind die Gebote selbst Teil der „Segnungen von oben“.
In Missouri waren die Heiligen von grober Gottlosigkeit umgeben – Glücksspiel, Laster, Sabbatentweihung. Die Vielzahl an Geboten half ihnen, klar zwischen Babylon und Zion zu unterscheiden. Diese Gebote schützten sie davor, von der Welt verschluckt zu werden, und gaben ihnen eine klare Identität als Bundesvolk.
Gott gibt also viele Gebote, weil er seine Kinder liebt und ihnen helfen will, ihn besser zu erkennen. Wer Gottes Willen kennt, kann ihm ähnlicher werden – darin liegt die wahre „Krönung“.
Historie zu Lehre und Bündnisse 59
Die Offenbarung, die heute als L&B 59 bekannt ist, wurde am 7. August 1831 dem Propheten Joseph Smith in Independence, Jackson County, Missouri, offenbart. Diese Offenbarung markiert einen bedeutenden Meilenstein in der frühen Kirchengeschichte, da sie nicht nur grundlegende Anweisungen zum Halten des Sabbats, zum Fasten und Beten enthält, sondern auch im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Tod von Polly
Knight steht – dem ersten Mitglied der Kirche, das in Zion starb.
Polly Knight, die Frau von Joseph Knight Sr., war Mitglied des Colesville-Zweigs – der ersten organisierten Gruppe von Heiligen, die dem göttlichen Gebot folgten, nach Zion auszuwandern. Die Familie Knight war eng mit der jungen Kirche verbunden und gehörte zu den treuesten Unterstützern des Propheten. Trotz schwerer Krankheit bestand Polly Knight darauf, die beschwerliche Reise von Ohio bis nach Missouri anzutreten. Ihr sehnlichster Wunsch war es, das verheißene Land Zion zu betreten. Wie ihr Sohn Newel Knight berichtete, gewährte der Herr ihr diesen Wunsch: Sie erreichte das Land, konnte noch einige Tage dort verweilen und verstarb schließlich am 6. August 1831 in Frieden. Am folgenden Tag, dem Tag ihrer Beerdigung, empfing Joseph Smith die Offenbarung.
Die Offenbarung beginnt mit einem Trostwort des Herrn, das sich zweifellos auch auf den Tod von Polly Knight bezieht. Es wird der ewige Lohn derer beschrieben, „die gemäß meinen Geboten in dieses Land heraufgekommen sind, das Auge nur auf meine Herrlichkeit gerichtet“. Die Verheißung lautet: Wer lebt, wird die Erde ererben; wer stirbt, wird von seinen Mühen ausruhen, seine Werke werden ihm folgen, und er wird eine Krone in den Wohnungen des Vaters empfangen (LuB 59:1–2).
Diese Worte sind nicht nur tröstend für die Familie Knight, sondern auch richtungsweisend für die Heiligen in Zion. Die Offenbarung erneuert und erweitert die bereits früher gegebenen Gebote, insbesondere hinsichtlich der Sabbatheiligung, des Fastens, des Betens sowie des Dankens in allen Dingen. Die Heiligen werden aufgefordert, mit „einem zerknirschten Herzen und einem zerbrochenen Geist“ zu Gott zu kommen, den Tag des Herrn durch den Empfang des Abendmahls zu heiligen und sich durch dieses regelmäßige Opfer „unbefleckt von der Welt“ zu halten (LuB 59:9–10).
Diese Gebote standen in starkem Kontrast zur Realität in Jackson County. Die Gegend war von Siedlern aus dem Süden der Vereinigten Staaten bevölkert – aus Kentucky, Tennessee, Virginia und den Carolinas. Viele von ihnen hatten die zivilisierte Gesellschaft hinter sich gelassen, um sich in der Grenzregion Missouris niederzulassen – nicht selten aus rechtlichen oder moralischen Gründen. Der Lebensstil war rau, von Gesetzlosigkeit, Trunksucht, Glücksspiel und Gewalttätigkeit geprägt. Der Sabbat wurde weithin ignoriert. Zeitzeugen berichten von ausgelassenem Treiben, Pferderennen und Glücksspiel am Sonntag – das genaue Gegenteil dessen, was die Heiligen in Zion leben sollten.
Die Offenbarung in L&B 59 setzt diesem Umfeld ein deutliches Gegengewicht entgegen: Die Heiligen sollen sich vom Geist der Welt absondern, sich nicht an der Sittenlosigkeit beteiligen, sondern ein Leben führen, das auf dem Gesetz der Weihung und den zwei großen Geboten der Liebe basiert – Liebe zu Gott und zum Nächsten. Alles, was die Erde hervorbringt – Pflanzen, Tiere, Nahrung, Kleidung, Schönheit und Duft – sei vom Herrn gegeben, um den Körper zu stärken und die Seele zu erfreuen. Aber diese Gaben sollen dankbar angenommen und in rechter Weise gebraucht werden.
Maßloser Konsum, Missbrauch der Schöpfung und Undankbarkeit missfallen dem Herrn. Damit knüpft die Offenbarung an die biblischen Zehn Gebote an, erweitert sie jedoch durch das Gebot, Gott in allen Dingen zu danken und ihn durch bewussten Verzicht, Fasten und Opfer zu ehren.
In dieser Offenbarung offenbart sich auch eine göttliche Ästhetik: Der Herr bezeichnet die Erde als reich, fruchtbar, schön – ein Ausdruck göttlicher Großzügigkeit. Joseph Smith selbst, der bei seiner Ankunft in Missouri zunächst enttäuscht vom Land war, änderte seine Sichtweise infolge der Offenbarung. In seinen späteren Schriften beschreibt er Zion mit Begriffen wie „fruchtbar“, „herrlich“ und „gesegnet“ – eine neue Sichtweise, inspiriert durch Gottes Wort.
Im Nachhall dieser Offenbarung wurde L&B 59 auch in der Gegenwart immer wieder von Kirchenführern hervorgehoben. Präsident Gordon B. Hinckley mahnte 1997, dass das Heiligen des Sabbats ein entscheidender Maßstab für den geistigen Zustand des Volkes Gottes sei: „Der Sabbat des Herrn ist dabei, zum Spieltag der Menschen zu werden.“ Auch Präsident Russell M. Nelson rief 2015 dazu auf, den Sabbat als Zeichen der Liebe zu Gott zu heiligen, und stellte die persönliche Frage: „Welches Zeichen wirst du dem Herrn geben, um deine Liebe zu ihm zu zeigen?“
Insgesamt ist L&B 59 ein Aufruf an die Heiligen – damals wie heute –, sich durch Gehorsam, Dankbarkeit und gelebte Heiligkeit von einer gottlosen Umwelt abzuheben. Es ist eine Einladung zu einem Leben im Bund, das auf göttlicher Ordnung, der Würdigung der Schöpfung und einer konsequenten Sabbatheiligung basiert.
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