Tut euren Mund auf, und er wird gefüllt werden
- manfred.lobstein
- vor 2 Tagen
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(Bild: Quelle)
“Ja, tut euren Mund auf, und er wird gefüllt werden, und sprecht: Kehrt um, kehrt um, und bereitet den Weg des Herrn, und macht seine Pfade gerade, denn das Himmelreich ist nahe;” (Lehre und Bündnisse 33:10).
Historie zu Lehre und Bündnisse 33:1-18
Im Herbst 1830 lebte Ezra Thayer mit seiner Frau Elizabeth und ihren Kindern in Farmington, New York. Als Bauunternehmer war er in der Region für den Bau von Brücken, Dämmen und Mühlen bekannt. Obwohl er von den Gerüchten über Joseph Smith und das Buch Mormon gehört hatte, hielt er die Geschichte zunächst für gotteslästerlich. Er kannte die Familie Smith persönlich, da Josephs Vater und Brüder für ihn gearbeitet hatten, und konnte sich nicht vorstellen, dass ein junger, wenig gebildeter Mann eine heilige Schrift übersetzen könnte. Besonders verärgerte ihn, dass sich einige seiner Angehörigen für das Buch interessierten und ihn dazu drängten, sich selbst eine Predigt anzuhören.
Widerstrebend ließ sich Thayer schließlich überreden, gemeinsam mit seinem Bruder eine Versammlung zu besuchen, die auf der Farm der Familie Smith stattfand. Dort hörte er eine Predigt von Hyrum Smith, die ihn tief bewegte. Später schrieb er, dass ihn jedes Wort mitten ins Herz getroffen habe und er vor Rührung nicht anders konnte, als zu weinen. Als ihm nach der Predigt ein Exemplar des Buches Mormon gereicht wurde, verspürte er eine unbeschreibliche Freude. Ohne zu zögern kaufte er das Buch und bestätigte Martin Harris, dass er bereits wusste, dass es wahr war.
Nach seiner Heimkehr wurde Thayer bald mit Widerstand konfrontiert. Freunde und Nachbarn versuchten, ihn von seinem neuen Glauben abzubringen, und auch seine Frau wurde durch ihre Einflüsterungen entmutigt. Trotz aller Widerstände hielt Thayer jedoch an seinem Zeugnis fest. In einer späteren Diskussion mit Bekannten erklärte er nicht nur, dass er an das Buch Mormon glaube, sondern dass er wisse, dass es wahr sei.
Bald darauf hatte er eine Vision, in der ihm ein Mann eine Papierrolle und eine Trompete übergab und ihn aufforderte, in die Trompete zu blasen. Obwohl er zunächst zögerte, tat er es schließlich und hörte den schönsten Klang, den er je vernommen hatte. Die Bedeutung dieser Vision wurde ihm wenig später klar, als er sich nach Manchester begab, um sich taufen zu lassen. Dort traf er Joseph Smith, der ihn fragte, was ihn davon abhalte, sich taufen zu lassen. Thayer ließ sich daraufhin gemeinsam mit Northrop Sweet von Parley P. Pratt taufen. Bald nach ihrer Taufe empfingen die beiden eine Offenbarung, die heute in L&B 33 steht. Darin wurden sie dazu aufgefordert, ihre Stimmen zu erheben „wie mit dem Ton einer Posaune“ und das Evangelium zu verkünden. Als Thayer die Offenbarung erhielt, erkannte er sofort, dass sie genau dem entsprach, was er in seiner Vision gesehen hatte.
Die Reaktionen auf diesen Auftrag fielen jedoch unterschiedlich aus. Northrop Sweet blieb weniger als ein Jahr in der Kirche. Er ließ sich zum Ältesten ordinieren, verließ die Kirche jedoch bald darauf und gründete mit wenigen Anhängern die „Reine Kirche Christi“. Diese Abspaltung bestand jedoch nur kurz. Ezra Thayer hingegen setzte sich aktiv für die Verbreitung des Evangeliums ein. Er lud Joseph Smith und andere Missionare ein, in seiner Scheune zu predigen, und organisierte große Versammlungen, die viele Menschen anzogen. Er unterstützte auch den missionarischen Dienst in Canandaigua, obwohl er dort auf Widerstand stieß.
Trotz seines frühen missionarischen Engagements wurde Thayer später durch wirtschaftliche und persönliche Herausforderungen von der aktiven Verkündigung abgehalten. Zwar blieb er zeitlebens überzeugt von Joseph Smiths Berufung, doch nach dessen Tod verließ er die Kirche. Seine Geschichte zeigt sowohl die Kraft persönlicher Offenbarung als auch die Herausforderungen, die mit der Verpflichtung einhergehen, diesen Eingebungen zu folgen.
Lehren für uns
L&B 33 lehrt uns, wie wichtig es ist, auf die Stimme des Herrn zu hören und das Evangelium mutig zu verkünden. Gleich zu Beginn wird betont, dass das Wort Gottes lebendig und machtvoll ist, schärfer als ein zweischneidiges Schwert und in der Lage, die Gedanken und Absichten des Herzens zu erkennen. Das bedeutet, dass wir nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich bereit sein müssen, Gottes Willen anzunehmen.
Ein zentrales Thema dieser Offenbarung ist die Dringlichkeit der Missionsarbeit. Der Herr ruft seine Diener auf, ihre Stimme „wie mit dem Ton einer Posaune“ zu erheben, um das Evangelium in einer „verdrehten und frevelhaften Generation“ zu verkünden. Er macht deutlich, dass die Zeit drängt: Das Feld ist bereits weiß zur Ernte bereit, und es ist die elfte Stunde. Diese Worte erinnern uns daran, dass es viele Menschen gibt, die bereit sind, das Evangelium anzunehmen, und dass wir als Jünger Christi eine Verantwortung haben, ihnen davon zu erzählen. Der Herr verspricht uns, dass wir, wenn wir unseren Mund öffnen, mit seinen Worten erfüllt werden. Er fordert uns auf, mutig Zeugnis zu geben, denn wenn wir das Evangelium mit all unserer Macht, unserem Sinn und unserer Kraft weitertragen, werden wir mit „Garben auf unserem Rücken beladen“, also reiche geistige Früchte ernten.
Ein weiteres wichtiges Prinzip in dieser Offenbarung ist die Notwendigkeit der Umkehr und Taufe. Der Herr ruft alle Menschen dazu auf, sich taufen zu lassen, nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Feuer und dem Heiligen Geist. Diese beiden Taufen sind essenziell für die Errettung und bilden die Grundlage für den Eintritt in das Reich Gottes.
Darüber hinaus macht der Herr deutlich, dass seine Kirche auf dem Felsen seines Evangeliums gegründet ist. Wer auf diesem Fundament bleibt, wird von den Pforten der Hölle nicht überwältigt werden. Dies zeigt, wie wichtig es ist, fest im Glauben zu bleiben und sich an die Satzungen und Bündnisse der Kirche zu erinnern und sie zu befolgen.
Schließlich betont der Herr die Bedeutung der heiligen Schriften. Er erinnert uns daran, dass sowohl das Buch Mormon als auch andere heilige Schriften zu unserer Belehrung gegeben sind und dass der Geist Gottes alles belebt. Das bedeutet, dass wir durch das Studium der Schriften und durch aufrichtiges Gebet geistige Kraft erhalten.
Die Offenbarung endet mit einer eindringlichen Aufforderung zur Wachsamkeit. Der Herr ruft uns auf, unsere Lampen bereit und brennend zu halten und Öl bei uns zu haben, damit wir vorbereitet sind, wenn der Bräutigam kommt. Diese Mahnung erinnert an das Gleichnis von den zehn Jungfrauen und lehrt uns, dass wir geistig wachsam bleiben müssen, denn der Herr kommt schnell.
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