Wir glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist
- manfred.lobstein

- vor 2 Tagen
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(Bild: Quelle)
„Wir glauben, dass die Bibel, soweit sie richtig übersetzt ist, das Wort Gottes ist; wir glauben auch, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist.“ (Glaubensartikel1: 8)
Glaubensartikel 1:6–8 – Die lebendige Kirche Christi – Organisation, Schrift und fortdauernde Offenbarung
Die Glaubensartikel 6 bis 8 zeigen, dass das Evangelium Jesu Christi eine konkrete, greifbare Form auf Erden besitzt – nicht nur in Lehre, sondern auch in Organisation, Priestertum und heiligen Schriften. Diese drei kurzen Aussagen umreißen das geistige Rückgrat der wiederhergestellten Kirche: eine von Gott bestimmte Ordnung, die fortdauernde Gabe der Offenbarung und das Vertrauen auf das geschriebene Wort als Quelle göttlicher Wahrheit. In ihnen liegt das Bekenntnis, dass das Werk Gottes nicht abgeschlossen ist, sondern durch lebendige Führer und inspirierte Schriften weiterwirkt.
Im sechsten Glaubensartikel wird bezeugt, dass die Kirche heute dieselbe Organisation besitzt wie die Urkirche, nämlich Apostel, Propheten, Hirten (Bischöfe), Lehrer und Evangelisten (Patriarchen). Diese Ordnung stammt nicht aus menschlicher Überlegung, sondern ist eine Nachbildung der von Christus selbst eingesetzten Struktur. Schon im Neuen Testament beschreibt Paulus, dass Christus „etliche zu Aposteln, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern eingesetzt hat, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, damit der Leib Christi erbaut werde“ (Epheser 4:11–12). Das Ziel dieser Ämter war nicht Macht oder Status, sondern das Wachstum und die Einheit der Gläubigen. Diese Einheit sollte Bestand haben, „bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen“ (Epheser 4:13) – ein Hinweis darauf, dass die Notwendigkeit göttlicher Ämter fortbesteht, solange die Menschheit noch nicht vollkommen in Christus geeint ist.
Die Wiederherstellung der Kirche im 19. Jahrhundert verstand sich daher nicht als Neugründung, sondern als Rückkehr zu dieser uralten Ordnung. Als Petrus, Jakobus und Johannes Joseph Smith und Oliver Cowdery die Apostelvollmacht übertrugen (LuB 27:12–13), wurde damit das Muster der biblischen Kirche wiederhergestellt. Auch heute dient diese göttliche Ordnung dazu, die Heiligen zu unterweisen, die Sakramente zu verwalten und die Kirche durch lebende Propheten und Apostel zu leiten. Das Priestertum ist die Verbindung zwischen Himmel und Erde – jene Vollmacht, durch die die heiligen Handlungen gültig werden und der Wille des Herrn auf Erden ausgeführt wird.
Doch göttliche Ordnung allein genügt nicht. Der siebte Glaubensartikel ergänzt, dass in der Kirche die Gaben des Geistes gegenwärtig sind – Gaben wie Heilung, Weissagung, Offenbarung, Visionen, Zungenrede und Auslegung der Zungen. Diese Gaben waren in der Urkirche lebendig (1 Korinther 12:4–11) und gelten auch heute als Zeichen des wahren Glaubens. Der Heiland versprach: „Diese Zeichen werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Zungen reden, sie werden Kranken die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden“ (Markus 16:17–18).
Diese Gaben sind kein Relikt der Vergangenheit, sondern Ausdruck des fortdauernden Wirkens des Heiligen Geistes.
Im Buch Mormon betont Moroni, dass Gott derselbe ist – „gestern, heute und für immer“ – und dass Wunder aufhören würden, wenn der Glaube aufhöre (Moroni 7:37). Deshalb ruft LuB 46:8–12 die Gläubigen dazu auf, „die besten Gaben ernstlich zu suchen“. Der Heilige Geist teilt jedem Menschen Gaben zu, „damit alle profitieren mögen“. Diese Betonung zeigt, dass geistige Macht nicht einer Hierarchie vorbehalten ist, sondern in allen aufrichtigen Jüngern Christi wirkt. In der Gemeinde zeigt sich das Zusammenspiel von göttlicher Ordnung und geistiger Freiheit – beides untrennbar, weil Organisation ohne Geist leer wäre und Geist ohne Ordnung in Verwirrung mündete.
In der Frühzeit der Wiederherstellung war die Erfahrung dieser Gaben allgegenwärtig. Viele der ersten Heiligen berichteten von Heilungen, Zungenrede oder Prophetie. Doch zugleich lehrte der Herr, dass solche Manifestationen „in Ordnung“ und „durch den Geist der Wahrheit“ geschehen müssen (vgl. LuB 50:17–23). Dadurch wurde der Maßstab gesetzt: Wahre geistige Macht wirkt in Harmonie mit Priestertum und Schrift, nie in Widerspruch zu ihnen.
Der achte Glaubensartikel rundet dieses Bild ab, indem er den schriftlichen Maßstab der Wahrheit benennt. Die Kirche bekennt sich sowohl zur Bibel – „soweit sie richtig übersetzt ist“ – als auch zum Buch Mormon als Wort Gottes. Diese Formulierung bezeugt sowohl Ehrfurcht als auch geistige Nüchternheit. Die Bibel ist heilige Schrift; ihre zentrale Botschaft von der Erlösung in Christus ist unerschütterlich. Doch Übersetzungen, Überlieferungen und Interpretationen können menschliche Fehler enthalten. Das Buch Mormon tritt deshalb nicht als Konkurrenz auf, sondern als weiteres Zeugnis, das die Wahrheit der Bibel bestätigt (vgl. 2 Nephi 29:8–10). Beide Schriften zusammen geben ein vollständigeres Bild vom Heilsplan Gottes und bekräftigen, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes.
Dieses Doppelzeugnis lädt zur geistigen Verantwortung ein: Gläubige sollen die Schriften nicht nur lesen, sondern prüfen, vergleichen und durch den Heiligen Geist bestätigen lassen.
Moroni 10:4–5 gibt dafür die bekannte Verheißung: Wer diese Dinge liest, darüber nachdenkt und Gott mit aufrichtigem Herzen fragt, wird durch die Macht des Heiligen Geistes die Wahrheit davon erkennen. Ebenso ruft Paulus in 2 Timotheus 3:16 dazu auf, die Schrift als von Gott eingegeben zu betrachten – nützlich „zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“.
Die Kombination von Bibel und Buch Mormon schafft eine einzigartige theologische Tiefe. In der Bibel begegnen wir dem historischen Christus; im Buch Mormon begegnen wir dem Zeugen, der ihn Jahrhunderte im Voraus verkündigt und seine Gnade in einer anderen Weltgegend bezeugt. Beide Schriften betonen die gleiche Lehre: den Glauben an Jesus Christus, die Umkehr, die Taufe und das Geschenk des Heiligen Geistes. Die Offenbarung der Neuzeit – Lehre und Bündnisse – steht in diesem Strom und bezeugt, dass Gott weiterhin spricht. So wird das Studium der heiligen Schriften zu einem Dialog zwischen Himmel und Erde: Wir lesen, und Gott antwortet.
Historisch verdeutlicht der achte Glaubensartikel auch den Stellenwert der Offenbarung in der frühen Kirche. Joseph Smiths Arbeit an der „inspirirten Übersetzung“ der Bibel, die Veröffentlichung des Buches Mormon (1830) und später die Herausgabe von Lehre und Bündnisse machten deutlich, dass die Heiligen Schriften fortgesetzt wachsen, wenn Gott spricht. Damit wird das „Wort Gottes“ nicht auf Papier begrenzt, sondern als fortdauernder Strom göttlicher Wahrheit verstanden, der durch Propheten, Priester und persönliche Offenbarung fließt.
So bilden die Glaubensartikel 6–8 eine aufeinander aufbauende Bewegung: göttliche Organisation → Geistige Gaben → Heilige Schriften. Gemeinsam lehren sie, dass die Kirche Christi sowohl sichtbare Ordnung als auch unsichtbare Kraft besitzt. Sie ist geformt durch Vollmacht, belebt durch den Geist und gegründet auf das Wort. Dieses Dreifachzeugnis verankert den Glauben nicht im Wechsel der Zeiten, sondern in der beständigen Gegenwart des Herrn.
Wie kannst du dein tägliches Schriftstudium so gestalten, dass es dich durch den Heiligen Geist zu Christus führt und dich zugleich mit seiner Kirche in Ordnung und Glauben verbindet?



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