Erhebe dich und lass dich taufen
- manfred.lobstein
- vor 1 Tag
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(Bild: Quelle)
“Aber siehe, die Tage deiner Befreiung sind gekommen, wenn du auf meine Stimme hören willst, die zu dir sagt: Erhebe dich und lass dich taufen, und wasche deine Sünden weg, und rufe dabei meinen Namen an, dann wirst du meinen Geist empfangen und eine Segnung, so groß, wie du nie eine erfahren hast.” (Lehre und Bündnisse 39:10).
Dieser Vers ruft uns auf, die Einladung Christi nicht nur zu hören, sondern konkret anzunehmen, danach zu handeln – und erinnert uns daran, dass echte Nachfolge mit unvergleichlichen Segnungen verbunden ist.
In diesen Versen spricht der Herr direkt zu James Covel und bekundet, dass Er seine Werke kennt und sein Herz in diesem Moment vor Ihm aufrichtig ist. Trotz dieser aufrichtigen Haltung erinnert der Herr Covel daran, dass er Ihn in der Vergangenheit wiederholt aufgrund von Stolz und weltlichen Sorgen verworfen hat. Dennoch sei jetzt der Zeitpunkt seiner Befreiung gekommen – unter der Bedingung, dass er bereit ist, Gottes Stimme zu hören. Der Herr ruft ihn zur Umkehr und zur Taufe auf, verbunden mit der Verheißung, dass er den Heiligen Geist und eine nie dagewesene Segnung empfangen wird.
Wenn Covel diesem Ruf folgt, ist er für ein noch größeres Werk vorgesehen: Er soll die Fülle des wiederhergestellten Evangeliums predigen, insbesondere im Hinblick auf den Bündnisauftrag, Israel zu sammeln. Der Herr verspricht ihm Macht, großen Glauben und göttliche Begleitung auf seinem Weg. Covel wird berufen, beim Aufbau der Kirche mitzuwirken und Zion hervorzubringen – ein Werk, das Freude und geistiges Aufblühen bewirken soll. Dabei macht der Herr deutlich, dass sein Auftrag nicht darin besteht, in die östlichen Länder zu reisen, sondern sich dem Umzug der Heiligen nach Ohio anzuschließen.
In seiner Auslegung zu L&B 39:7–14 betont Casey Paul Griffiths, dass James Covel trotz seiner Berufung durch den Herrn letztlich selbst entschied, diesem Ruf nicht zu folgen. Diese Entscheidung steht exemplarisch dafür, dass Gott den Menschen stets die Freiheit lässt, sich für oder gegen seine Gebote und Berufungen zu entscheiden – Zwang widerspräche seinem Heilsplan. Griffiths greift dazu Gedanken von Elder Dieter F. Uchtdorf auf, der erklärt, dass Gottes Gebote nicht als starre Regeln zu verstehen sind, sondern als liebevolle Wegweiser zu unserem Glück und ewigen Leben. Gott halte seine Segnungen nicht zurück, sondern überschütte die Menschen fortwährend damit. Es sei vielmehr unsere eigene Angst, unser Zweifel und unsere Sünde – vergleichbar mit einem aufgespannten Regenschirm – die verhindern, dass diese Segnungen uns erreichen. Wenn wir die Gebote befolgen, „schließen wir den Schirm“ und empfangen den himmlischen Segen.
Im Fall von James Covel bedeutete sein Ungehorsam nicht, dass Gott ihn bestrafte, sondern dass Er ihm schlicht die versprochenen Segnungen nicht geben konnte – weil Covel sich weigerte, die notwendigen Schritte zu tun, um sie zu empfangen. Elder Uchtdorf ergänzt in einer weiteren Ansprache, dass Glaube zwar kraftvoll ist und Wunder bewirken kann, aber zwei Dinge nicht vermag: Er kann nicht den freien Willen eines anderen Menschen außer Kraft setzen, und Gott selbst wird diesen freien Willen nie verletzen. Er lädt ein, er wirbt, er liebt – aber er zwingt nie.
In den weiteren Versen offenbart der Herr, dass in Ohio eine einzigartige Segnung auf Sein versammeltes Volk wartet – eine Segnung, wie sie unter den Menschen noch nie erlebt worden ist. Von diesem Ort aus sollen Boten in alle Welt gesandt werden, um das Evangelium zu verkünden. Obwohl das Volk in Ohio im Glauben betet, dass der Herr seine strafende Hand zurückhalten möge, macht Er deutlich, dass Er sein Wort nicht verleugnen kann: Sein Gericht wird kommen, wenn die Menschen nicht umkehren.
Daher fordert der Herr eindringlich dazu auf, sich mit ganzer Kraft dem Werk zu widmen und treue Arbeiter in Seinen Weingarten zu berufen. Das Evangelium soll zum letzten Mal in seiner Fülle verbreitet werden. Wer umkehrt, und das Evangelium annimmt, kann sich der Barmherzigkeit Gottes gewiss sein – für sie wird Er beim Richten innehalten.
Der Herr sendet die Gläubigen mit einem Auftrag: Mit lauter Stimme sollen sie verkünden, dass das Reich Gottes nahe ist. Sie sollen zur Umkehr rufen, Menschen mit Wasser taufen und so den Weg für sein Kommen bereiten. Der Zeitpunkt seines Kommens ist unbekannt, aber es wird gewiss geschehen – und zwar bald. Wer diese Botschaft annimmt, empfängt Christus selbst und wird sowohl in dieser Welt als auch in der Ewigkeit zu Ihm gesammelt.
Denjenigen, die durch Taufe in den Bund treten, sollen die Hände aufgelegt werden, damit sie die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Mit dieser Gabe werden sie die Zeichen seiner Wiederkunft erkennen – und sie werden Christus bei seinem Kommen erkennen. Der Abschnitt endet mit der feierlichen und dringlichen Bekräftigung: „Siehe, ich komme schnell. So ist es. Amen.“
In seiner Auslegung zum letzten Abschnitt von L&B 39 hebt Casey Paul Griffiths hervor, dass der Herr erneut die Verheißungen für diejenigen bekräftigt, die bereit sind, sich nach Ohio zu versammeln. Diese Versammlung diente nicht nur dem Aufbau der Kirche, sondern hatte auch einen schützenden Zweck: das Volk Gottes sollte in Sicherheit gebracht werden – im Hinblick auf die bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi. Der Herr verspricht, dass jene, die die Gabe des Heiligen Geistes empfangen, die Zeichen seines Kommens erkennen und ihn wiedererkennen werden (L&B 39:23).
Griffiths verweist auf eine Prophezeiung Joseph Smiths aus dem Jahr 1839, in der dieser erklärte, dass die Zeichen der Wiederkunft bereits begonnen hätten: Seuchen, Kriege, Blutvergießen und himmlische Umwälzungen würden sich häufen. Joseph warnte, dass nur diejenigen, deren Körper und Seele nach dem Kommen des Menschensohnes Ausschau halten – selbst im Tod –, nicht zu denjenigen gehören würden, die sich wünschen, die Felsen mögen auf sie fallen.
Gleichzeitig warnt Griffiths vor einem unausgewogenen Umgang mit den Zeichen der Zeit. Zur Zeit der Offenbarung waren die maßgeblichen Quellen für solche Zeichen klar umrissen – dazu zählten unter anderem LuB 29, 38, Matthäus 24, Markus 13, das Buch Offenbarung, sowie 1 Nephi 21, 3 Nephi 21–22 und Mormon 8. Weitere Details folgten später in LuB 45, 87, 101 und 133. In einer heutigen Welt, die von Spekulationen und Informationsflut über die „Zeichen der Zeit“ geprägt ist, ruft Griffiths dazu auf, unsere Suche nach diesen Zeichen eng an das Wort Gottes in den heiligen Schriften und an die Worte lebender Propheten zu binden.
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