(Bild: Quelle)
Der gestrige geschichtliche Überblick zeigte uns, dass sich zu Jesu Zeiten politische und religiöse Umstände signifikant im Nahen Osten gegenüber der Zeit Maleachis geändert hatten, wovon in der Bibel nicht die Rede ist. Die Welt zuzeiten Jesu ist eine ganz andere als zuzeiten des Alten Testamentes 400 bis 500 Jahre zuvor. Einige Quellen, die uns hier Aufschluss geben können, sind die Apokryphen (hier oder auch hier), auch in Lehre und Bündnisse 91 wird uns darüber berichtet. Aufgrund der Vielfalt an sozialer, politischer und religiöser Vielfalt haben sich bei den Juden etliche Sekten und Gruppen ausgebildet. Diese wollen wir uns heute im Überblick anschauen.
Sekten und Gruppen:
Sadduzäer sind eine bedeutende Sekte des Judentums. Sie fühlen sich als die Elite, leiten den Tempeldienst, seit die Perser ihnen diesen Dienst nach der babylonischen Gefangenschaft wieder erlaubten. Sie vermischten ihre Kultur mit der griechischen Philosophie, und lehnten die vielen mündlich überlieferten Traditionen der Pharisäer ab, wie auch andere ihrer Glaubensansichten. Es gibt keine Engel, kein Leben nach dem Tod in einem physischen Körper. Philosophien, die sie von Sokrates, Platon und Aristoteles übernommen hatten. Ihr Name leitet sich weitgehend von Zadok (`Gerecht´) ab, einem Hohepriester von vor hunderten von Jahren (2. Samuel 8:17). Sie passten ihr Leben eher der griechischen Kultur an und legten ihren Fokus auf die Tora und nicht auf spätere Schriften.
Pharisäer sind Vorgänger der Gruppe der Sadduzäer, hochmütige und heuchlerische Angehörige einer altjüdischen, religiös-politischen Partei. Sie sehen sich als separiert von der Elite, die sich zu fremden Kulturen hingezogen fühlt. Sie lebten mit großer Frömmigkeit und Genauigkeit die Gesetze Gottes, um zu zeigen, was es bedeutet, ein Gottesvolk zu sein. Jesus wendet sich bei seinem Lehren viel an die Pharisäer, weil sich unter ihnen sein Publikum befindet. Anders als die Sadduzäer, widerstehen sie dem Einfluss der griechischen Kultur. Sie akzeptieren die 613 spezifischen Gesetze, die in der Thora aufgeführt sind. Allerdings komplizieren sie diese, indem sie um sie herum detaillierte Regeln benennen. Jesus versucht sie deshalb immer und immer wieder auf den Kern seiner Gesetze, die Moses am Berg Sinai gegeben wurden, zu bringen. Pharisäer glauben an Engel und an die Auferstehung.
Essener waren die ultimativen Separatisten, eine Gruppe von Menschen, die asketisch leben, ohne weltliches Vergnügen. Sie haben nur ein Paar Kleidung, essen als Gruppe zusammen nur so viel, dass ihr Hunger gestillt war, nicht mehr. Sie heiraten nicht, haben keine wirklichen Beziehungen untereinander. Ihre Zeit nutzen sie, um das wahre Wort Gottes aus der hebräischen Bibel zu lernen und zu wiederholen. Ihr Hauptmotiv ist die `messianische Naherwartung´, und sie kritisieren den unreinen Tempelkult in Jerusalem. Ihr Hauptlebensraum war wahrscheinlich in der Gegend des Toten Meeres. Von ihr stammen wohl auch die `Schriftrollen vom Toten Meer´. Laut Bibel ist es nicht so, dass Jesus sich viel mit ihnen abgab.
Zeloten leitet sich vom Namen eines Enkels Aarons ab und bedeutet `Eiferer´. Sie sehen in Gott den, der die Römer und all die weltlichen Könige, die die Juden unterdrücken, beseitigen würde. Sadduzäer passten sich der fremden Kultur an, Pharisäer widerstanden ihr, Essener flohen vor ihr, indem sie sich absonderten, Zeloten widerstanden mittels Krieges, was zur Vernichtung vieler jüdischer Menschen führte, weil sie dachten, es sei ihre Aufgabe, Gottes Prophezeiungen zu erfüllen. Die Bergfestung Masada basiert auf diesen Menschen. Dort widerstanden sie bis 73 n. Chr. den römischen Legionären.
Andere Gruppen wie die Samariter, der Sanhedrin (oder Hohe Rat, der lange Zeit die oberste jüdische religiöse und politische Instanz und gleichzeitig das oberste Gericht war), Zöllner (sie verwalteten die Zahlung der von den Römern auferlegten Steuern).
Ich lerne, mit dem Begriff `Juden´ ist keine monolithische oder homogene Gruppe gemeint, es handelt sich um eine sehr diverse Gruppe, deren Führer sich gegenseitig nicht ausstehen können. So musste Christus der `Friedensstifter´ sein. Die oben genannten vier Gruppen bilden die sogenannten `Influenzer´ der Masse der Menschen. Dann gibt es die große Gruppe des Volkes, mit der Jesus die meiste Zeit verbringt. Aus dieser Gruppe stammen die meisten Schüler Jesu. Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas, Philippus, Bartholomäus sind keine Anführer oder aktiven Mitglieder dieser vier Gruppen. Christus möchte nicht, dass wir seine Gesetze aufgrund kultureller Entwicklungen oder Philosophien verkomplizieren, sondern dass wir uns auf deren Kern konzentrieren. Wir dürfen nicht hinter dem Ziel bleiben, aber auch nicht über das Ziel hinausschießen. Beispiel: In einer Familie ist es üblich, aufgrund Gottesverehrung die Sonntagskleidung am gesamten Sonntag zu tragen. Eine befreundete Familie tut dies nicht. Ich darf ihr dies nicht verübeln, nicht handeln wie die Pharisäer, ich kenne die Gründe nicht, und nirgendwo steht geschrieben, dass ich die Kleidung so zu tragen habe, wie ich meine, dass es zur Sabbatheiligung notwendig sei. Präsident Nelson rät uns, bei aller gesellschaftlicher, Gender, oder politischer Vielfalt, drei Elemente unserer Identität als zentralen Fokus zu haben: wir sind 1. Ein Kind Gottes, 2. Ein Kind des Bundes und 3. Ein Jünger Jesu!
Zu welcher dieser vier Gruppen gehörte der Apostel Simon?
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