Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere?
- manfred.lobstein
- vor 3 Stunden
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(Bild: Quelle)
“Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohepriestern 15 und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie boten ihm dreißig Silberstücke. 16 Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.” (Matthäus 26:14-16).
Der Verratsmittwoch
Der Mittwoch der Karwoche wird traditionell als "Spionagemittwoch" oder "Heiliger Mittwoch" bezeichnet.
Der Name Spionagemittwoch (auch "Verratsmittwoch") bezieht sich auf den biblischen Bericht, dass Judas Iskariot an diesem Tag mit den Hohepriestern vereinbarte, Jesus für 30 Silberlinge zu verraten (Matthäus 26,14–16). Das Wort „Spionage“ deutet darauf hin, dass Judas heimlich nach einer Gelegenheit suchte, Jesus zu überliefern.
In der katholischen und orthodoxen Tradition wird dieser Tag oft einfach als Heiliger Mittwoch bezeichnet, da er Teil der Heiligen Woche ist.
Obwohl er keinen so prominenten Namen wie Palmsonntag oder Karfreitag hat, spielt der Mittwoch der Karwoche also eine wichtige Rolle in der Passionsgeschichte.
Der Verratsmittwoch spielt eine entscheidende Rolle in der Passionsgeschichte, da er den Wendepunkt markiert, an dem Judas Iskariot sich entschließt, Jesus zu verraten. Die Evangelien berichten, dass Judas an diesem Tag zu den Hohepriestern ging, um mit ihnen eine Vereinbarung zu treffen.
Ähnliche Berichte finden sich in Markus 14,10–11 und Lukas 22,3–6, wobei Lukas zusätzlich erwähnt, dass „Satan in Judas fuhr“ (Lukas 22,3), was darauf hindeutet, dass sein Verrat nicht nur eine menschliche Entscheidung, sondern auch Teil eines größeren geistigen Konflikts war.
Diese Ereignisse verdeutlichen, dass der Verratsmittwoch nicht nur den Beginn der konkreten Vorbereitungen für die Gefangennahme Jesu darstellt, sondern auch ein Symbol für den Verrat und die Korruption menschlichen Herzens ist. Während Jesus in den Tagen zuvor im Tempel lehrte und die Menschen auf das Reich Gottes vorbereitete, planten seine Gegner bereits seinen Tod. Judas, einer seiner engsten Vertrauten, entschied sich genau an diesem Tag, seinen Meister für Geld zu überliefern – ein tragischer Höhepunkt der Heuchelei und des Abfalls von der Nachfolge Christi.
Der Verratsmittwoch ist damit ein Tag der inneren Prüfung: Er stellt die Frage, wo unsere eigene Loyalität liegt und ob wir in schwierigen Zeiten zu Christus stehen oder ihn durch unsere Entscheidungen und Handlungen verraten.
Die Beweggründe von Judas Iskariot für seinen Verrat an Jesus sind vielschichtig und nicht eindeutig in den Evangelien erklärt. Dennoch lassen sich aus den biblischen Berichten verschiedene Motive ableiten, die möglicherweise zu seiner Entscheidung führten.
Ein offensichtlicher Grund war das Geld. Matthäus 26:15 berichtet, dass Judas selbst nach einer Belohnung fragte: „Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten.“ Die Hohepriester boten ihm daraufhin dreißig Silberlinge, ein Betrag, der nach alttestamentlichem Recht dem Preis für einen Sklaven entsprach (2. Mose 21:32). Zudem wird in Johannes 12:6 erwähnt, dass Judas als Kassenwart der Jüngergruppe nicht ehrlich war und regelmäßig aus der Kasse entnahm. Diese Hinweise legen nahe, dass Habgier zumindest eine Rolle gespielt haben könnte.
Ein weiterer möglicher Beweggrund war Enttäuschung über Jesus. Judas hatte wie viele andere Jünger vermutlich gehofft, dass Jesus ein politischer Messias sein würde, der Israel von der römischen Herrschaft befreit. Doch je näher die Ereignisse der Karwoche rückten, desto klarer wurde, dass Jesus einen anderen Weg ging – einen des Leidens und Dienens statt des politischen Triumphes. Manche Theologen spekulieren, dass Judas Jesus vielleicht dazu zwingen wollte, seine Macht zu offenbaren, indem er ihn in eine Situation brachte, aus der er sich mit göttlicher Kraft befreien musste.
Dazu kommt der geistliche Aspekt: Lukas 22:3 berichtet, dass „Satan in Judas fuhr“, was darauf hindeutet, dass sein Verrat nicht nur aus eigenem Antrieb geschah, sondern auch von dunklen Mächten beeinflusst wurde. Diese Formulierung verdeutlicht, dass der Verrat Teil eines größeren geistlichen Kampfes war.
Letztlich bleibt Judas' Motiv eine tragische Mischung aus Gier, Enttäuschung und geistlicher Verblendung. Seine Tat führte ihn zu tiefem Bedauern, wie in Matthäus 27:3–5 beschrieben wird, wo er die Silberlinge zurückzugeben versucht und sich schließlich das Leben nimmt. Seine Geschichte bleibt eine eindringliche Warnung vor der Gefahr, Christus nur aus eigennützigen Motiven zu folgen und ihn zu verraten, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden.
Obwohl der Verratsmittwoch in den neuzeitlichen heiligen Schriften nicht explizit erwähnt wird, finden sich zahlreiche Parallelen zum Verrat des Judas und zur Macht Satans über Menschen, die sich bewusst von Christus abwenden.
Ein zentrales Thema in den neuzeitlichen Offenbarungen ist der Einfluss des Teufels auf diejenigen, die einmal in der Wahrheit gewandelt sind, sich aber gegen ihr Licht und ihre Erkenntnis auflehnen. In L&B 29:36 wird beschrieben, wie Luzifer ein Drittel der himmlischen Heerscharen zum Fall verführte. Dies erinnert an Judas, der als Apostel Jesu Christi einst eine hohe Berufung hatte, sich aber schließlich von Satan beeinflussen ließ und seinen Meister verriet.
Auch das Buch Mormon spricht davon, dass Menschen sich gegen das Licht stellen, obwohl sie die Wahrheit kennen. In 3. Nephi 6:15–16 wird beschrieben, wie sich viele bewusst von Jesus Christus abwendeten und große Bosheit verübten. Diese Entwicklung gleicht der inneren Abkehr, die Judas erlebte, als er von einem engen Vertrauten Jesu zu seinem Verräter wurde. Besonders auffällig ist hier der Einfluss Satans, den auch 3. Nephi 2:2 beschreibt: Satan führt Menschen dazu, nicht zu glauben, obwohl es „in keinem Punkt der Vernunft oder des Rechts“ ist. Dies steht in direkter Verbindung zu Lukas 22:3, wo es heißt, dass „Satan in Judas fuhr“, als dieser sich entschied, Jesus für dreißig Silberlinge zu verraten.
Ein weiteres eindrückliches Beispiel für Verrat unter satanischem Einfluss findet sich in der Köstlichen Perle, wo in Mose 5:18 beschrieben wird, dass Kain Satan mehr liebte als Gott und auf dessen Befehl hin seinen Bruder Abel ermordete. Ebenso liebte Judas das Geld oder vielleicht seine eigene Vorstellung von der Rolle des Messias mehr als den Herrn, dem er diente. In beiden Fällen führte der Verrat zu tiefem geistigem und moralischem Verfall.
Die neuzeitlichen heiligen Schriften liefern somit kein direktes Datum für den Verratsmittwoch, doch sie bezeugen das Prinzip des Abfalls von der Wahrheit, das sich in der Geschichte von Judas ebenso zeigt wie in anderen Beispielen heiliger Schriften. Sie lehren eindringlich, dass der bewusste Verrat an Christus ernste geistige Konsequenzen hat und dass Satan auf diejenigen Einfluss nimmt, die sich von ihrem Bündnis mit Gott entfernen. Judas’ Geschichte bleibt eine mahnende Erinnerung daran, wie gefährlich es ist, Christus nur aus persönlichen Motiven zu folgen und ihn zu verraten, wenn sich unsere eigenen Erwartungen nicht erfüllen.
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