Aber wenn etwas Unreines hineingelangt
- manfred.lobstein
- vor 3 Tagen
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Heilig dem Herrn
(Bild: Quelle)
“Aber wenn etwas Unreines hineingelangt, so wird meine Herrlichkeit nicht da sein, und meine Gegenwart wird nicht hineingelangen.” (Lehre und Bündnisse 94:9).
Lehre und Bündnisse 94 – Zeitlose Prinzipien geistiger Ordnung und Heiligkeit
Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 94 ist mehr als ein historisches Baukonzept. Sie offenbart ewige Muster göttlicher Organisation, die nicht nur auf physische Gebäude anwendbar sind, sondern auf jede Form von geistigem Aufbau – sei es in der Familie, in der Gemeinde oder im persönlichen Leben. Jeder Vers enthält Prinzipien, die in der heutigen Zeit tiefgreifende Bedeutung haben.
Geistige Verantwortung und die Rolle der Führung (Verse 1–2)
Der Abschnitt beginnt mit einem klaren Auftrag an Sidney Rigdon und andere Mitglieder der Ersten Präsidentschaft. Dabei wird betont, dass die Führung ein Werk der Weisheit ist – etwas, das nicht nur inspiriert, sondern auch klug organisiert sein muss. Weisheit bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur geistige Erkenntnis, sondern auch praktische Umsicht und göttlich gelenkte Entscheidungsfähigkeit. In einer Zeit, in der die Kirche weltweit organisiert ist, ist diese Verbindung von geistiger und organisatorischer Leitung zentral.
Für heutige Mitglieder ist das eine Einladung, die Berufungen und Aufgaben von Führungsbeamten nicht nur als funktionale Rollen zu sehen, sondern als heilige Verwaltung im Dienst Gottes. Dies fordert auf Gemeindeebene sowohl Unterstützung als auch eigenes Mitwirken – mit Weisheit und dem Wunsch, das Werk des Herrn zu fördern.
Geplante Heiligkeit und geistige Vorbereitung (Verse 3–5)
Die detaillierte Beschreibung des Hauses für die Erste Präsidentschaft – in seinen Maßen, Ausrichtungen und Fenstern – erinnert stark an frühere göttliche Bauanweisungen, etwa an Noah beim Bau der Arche (Genesis 6) oder an Mose mit der Stiftshütte (Exodus 25:9,40). Dies zeigt: Gott ist ein Gott der Ordnung, und wo Heiliges entstehen soll, ist nichts dem Zufall überlassen.
Übertragen auf unser Leben bedeutet das: Wenn wir wollen, dass das Wirken Gottes in unserem Zuhause, in unseren Gemeinden oder in unserem Herzen stattfindet, müssen wir ebenfalls bereit sein, nach „seinem Muster“ zu bauen. Das schließt geistige Vorbereitung ein: Wie gestalte ich meine Zeit, meine Umgebung und meine Prioritäten? Habe ich „Fenster“ geöffnet für göttliches Licht – etwa durch regelmäßiges Gebet, Schriftstudium oder Sabbatheiligung?
Priestertum, Bevollmächtigung und Heiligung (Verse 6–9)
In diesen Versen wird die Voraussetzung genannt, unter der das Haus wirklich ein heiliger Ort sein kann: Es müssen dazu vom Priestertum berufene Männer eingesetzt sein, und das Haus muss dem Herrn geweiht werden. Hier schwingt ein tiefes Prinzip mit – nämlich, dass heilige Berufungen nicht durch menschliche Initiative allein entstehen, sondern durch göttliche Bevollmächtigung und durch ein würdiges Umfeld.
Heiligung ist dabei keine abstrakte Idee, sondern eine konkrete Handlung. Heute können wir daraus ableiten, dass jeder Ort, an dem göttliches Werk verrichtet werden soll – ob Gemeindehaus, Tempel, Missionszentrum oder Zuhause – aktiv dem Herrn gewidmet werden muss. Das kann durch eine Gebetsatmosphäre, würdiges Verhalten oder bewusste Gestaltung geistiger Räume geschehen.
Zugleich ist die Mahnung, dass niemand unberufen im Haus des Herrn tätig sein soll, eine Einladung zur Demut und Ehrfurcht vor Berufungen. Wer ein Amt empfängt, soll dies mit Dankbarkeit und Heiligkeit tun; wer nicht berufen ist, soll die Ordnung des Herrn respektieren und unterstützen.
Das Haus des Druckens – Heilige Kommunikation (Verse 10–13)
Das zweite geplante Gebäude war für das Druckwesen bestimmt – ein Ort, an dem die Lehren der Kirche verbreitet werden sollten. In einer Zeit ohne Internet, Fernsehen oder Radiosender war der Druck von Schriften eine der wichtigsten Mittel, das Evangelium zu verbreiten. Aber auch heute ist das Prinzip aktuell: Die Verbreitung heiliger Lehre ist ein heiliger Auftrag und bedarf ebenso geordneter Strukturen.
Ob es heute der Social-Media-Beitrag, der General-Konferenz-Talk oder das Institutshandbuch ist – alles, was im Namen der Kirche verbreitet wird, soll nach den gleichen Prinzipien aufgebaut sein: geplant, geweiht, inspiriert und im Einklang mit Gottes Willen. Für jeden, der Inhalte erstellt oder teilt – sei es als Lehrer, Missionar, Elternteil oder Online-Schreiber – stellt sich die Frage: Fördere ich mit meinen Worten und Beiträgen die Heiligkeit des Wortes Gottes?
Die Mahnung, dass das Druckhaus dem Herrn geweiht und von würdigen Priestertumsträgern genutzt werden soll, hebt die geistige Verantwortung hervor, die mit dem Kommunizieren heiliger Dinge verbunden ist. Das erinnert an Jakobus 3:1: „Drängt euch nicht zum Lehrerberuf*), meine Brüder! Bedenkt wohl, daß wir (Lehrer) ein um so strengeres Urteil (oder: Gericht) empfangen werden (= zu erwarten haben).“
Zeitrahmen, Vorbereitung und Genauigkeit (Verse 14–17)
Die abschließenden Verse setzen einen klaren Zeitrahmen: Innerhalb eines Jahres soll der Bau begonnen werden. Das erinnert an die Dringlichkeit, die auch in anderen Offenbarungen zum Ausdruck kommt, etwa Lehre und Bündnisse 88:119 („Organisiert euch; bereitet alles vor…“). Der Aufbau Zions duldet keinen Aufschub – weder damals noch heute.
Die Verpflichtung zur Genauigkeit – dass alles „nach dem Muster“ gebaut werden soll – ist ein Aufruf zur geistigen Präzision. Gott erwartet nicht nur gutes Wollen, sondern auch Gehorsam in der Umsetzung. Auch wenn die damaligen Pläne nicht vollständig verwirklicht wurden, bleibt das Prinzip bestehen: Wenn Gott uns eine Aufgabe gibt, erwartet er Einsatz, Planung und Ausführung im Geist der Heiligkeit.
Für uns heute heißt das: Wenn wir Eingebungen erhalten – ob zur Familienorganisation, zum Dienst im Amt oder zum Aufbau eines geistigen Projekts – sollen wir sie nicht nur geistig annehmen, sondern auch praktisch und pünktlich umsetzen. Aufschub und Unordnung hindern das Werk des Herrn.
Schlussgedanke
Lehre und Bündnisse 94 lehrt uns in bemerkenswerter Klarheit, dass geistige Dinge Raum brauchen, strukturell wie auch geistig. Ob es sich um ein Verwaltungsgebäude in Kirtland oder um unser eigenes Zuhause handelt – der Herr fordert uns auf, Räume der Heiligkeit zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um Architektur, sondern um die geistige Architektur des Lebens: Verantwortung, Ordnung, Berufung, Kommunikation und Heiligung.
Das wahre „Bauen nach dem Muster“ geschieht nicht nur mit Mörtel und Holz, sondern mit Glauben, Disziplin, Zeit, Ehrfurcht und Hingabe. Wer bereit ist, das eigene Leben nach diesen Prinzipien zu gestalten, wird erleben, wie der Herr seinen Geist auf „Haus und Werk“ ausgießt – heute ebenso wie 1833.
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