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Aus Menschenfurcht verbergen sie das Talent

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • 9. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

(Bild Quelle)


“aber an einigen habe ich kein Wohlgefallen, denn sie wollen ihren Mund nicht auftun, sondern aus Menschenfurcht verbergen sie das Talent, das ich ihnen gegeben habe. Weh solchen, denn mein Zorn ist gegen sie entflammt.” (Lehre und Bündnisse 60:2). 


Am 8. August 1831 befand sich Joseph Smith mit mehreren Ältesten der Kirche in Independence, Jackson County, Missouri. Sie hatten kurz zuvor das Land Zion geweiht und ein Grundstück in der Nähe des Gerichtsgebäudes als Tempelplatz für das Neue Jerusalem bestimmt. Die Anwesenden gehörten zu einer Gruppe von Führern und Missionaren der Kirche, die von Kirtland, Ohio, nach Missouri gereist waren – einem beschwerlichen und entbehrungsreichen Weg, bei dem sie unterwegs das Evangelium predigen sollten (vgl. D&C 52). Nachdem die Weihung abgeschlossen war, wandten sich einige Älteste an Joseph Smith mit der Frage, was der Herr als Nächstes von ihnen erwartete. Als Antwort empfing der Prophet die Offenbarung, die heute als Abschnitt 60 im Buch Lehre und Bündnisse steht. 


Diese Offenbarung fällt in eine kritische Phase des frühen Kirchenwachstums. Die Gemeinde hatte begonnen, sich in Missouri zu sammeln, wie es in früheren Offenbarungen befohlen worden war, da dieses Gebiet als das verheißene Land Zion galt (vgl. D&C 57). Doch obwohl das Ziel der Reise erreicht war, blieb unklar, wie es für jene weitergehen sollte, die nun nicht dauerhaft in Missouri bleiben würden. 


In D&C 60 lobt der Herr jene Ältesten, die ihre Berufung ernst genommen und das Evangelium verkündigt hatten. Gleichzeitig tadelt er aber andere, die „aus Furcht“ geschwiegen hatten und ihre Talente – also geistige Gaben und Zeugnisse – verborgen hielten (Gleichnis mit den Talenten). Diese Zurückhaltung wird als eine Form der Untreue bezeichnet, mit der Warnung, dass sie das verlieren könnten, was ihnen gegeben wurde, wenn sie es nicht frei mit anderen teilen. 


Besondere Anweisungen erhielten Joseph Smith, Sidney Rigdon und Oliver Cowdery: Sie sollten mit einem Boot den Missouri River hinab nach St. Louis reisen und von dort weiter nach Cincinnati, um das Evangelium mit „Glauben und nicht mit Zorn“ zu verkündigen ("in den Zusammenkünften der Schlechten" *)). Wichtig war dabei, dass sie nicht trödelten oder ihre Zeit mit Nebensächlichkeiten vertaten – eine wiederkehrende Mahnung in diesem und folgenden Abschnitten (vgl. D&C 60:13). 


  • *) In L&B 60:13 fordert der Herr die Ältesten auf, das Evangelium auch in den „Zusammenkünften der Schlechten“ zu predigen. Diese Formulierung meint keine extrem verdorbenen Menschen, sondern solche, die das Evangelium noch nicht angenommen haben oder sich ihm widersetzen. Gemeint sind Versammlungen oder Orte, an denen Menschen leben, die fern vom Glauben stehen – oft auch feindlich gegenüber der Kirche eingestellt. Der Ausdruck erinnert an biblische Begriffe wie „Gottlose“ oder „Sünder“, etwa in Psalm 1. Der Herr betont, dass das Evangelium allen verkündet werden soll, auch dort, wo es unangenehm oder herausfordernd ist. Die Missionare sollen ihren Auftrag nicht scheuen, sondern mutig und treu erfüllen. 


Ein zentrales Thema dieser Offenbarung ist die Verantwortung, das Evangelium zu predigen, auch wenn es abgelehnt wird. Der Herr beauftragt die Ältesten, ihre Predigtreise in Zweiergruppen fortzusetzen, nachdem sie St. Louis erreicht haben, und die Frohe Botschaft allen zu bringen, die noch nicht umgekehrt sind. Dabei sollten sie geduldig, freundlich und ohne Provokation vorgehen. Wenn sie auf Ablehnung stoßen, sollten sie – statt lautstark zu verurteilen – ihre Füße abwaschen *), ein symbolischer Akt, der im Stillen vollzogen werden sollte, um am Jüngsten Tag ein Zeugnis gegen jene abzulegen, die die Wahrheit abgelehnt hatten. Dieser Brauch erinnert an neutestamentliche und alttestamentliche Traditionen (vgl. Lukas 10:10–11; D&C 60:15).

 

  • *) Das Bild vom Staub von den Füßen schütteln in L&B 60:15 hat seine Wurzeln in der Bibel und dient als symbolischer Akt mit tiefer Bedeutung. Wenn Missionare eine Stadt oder Menschen verlassen, die das Evangelium ablehnen, sollen sie den Staub von ihren Füßen abschütteln – nicht aus Zorn, sondern als stilles Zeugnis vor Gott, dass sie ihre Pflicht erfüllt haben. Es bedeutet, dass die Verantwortung nun bei denen liegt, die die Botschaft abgewiesen haben. Zugleich ist es ein Zeichen der Abgrenzung und der geistigen Reinheit – der Missionar befreit sich symbolisch von der Last der Ablehnung und kann unbelastet weiterziehen. Der Herr weist jedoch ausdrücklich darauf hin, dass dieser Akt nicht öffentlich oder provozierend geschehen soll, sondern mit Würde und im Stillen – als Zeichen, dass das Evangelium treu angeboten wurde, auch wenn es nicht angenommen wurde. 


Die Offenbarung spiegelt auch organisatorische Entwicklungen innerhalb der Kirche wider. Bischof Edward Partridge, der in Missouri blieb, wurde beauftragt, den reisenden Ältesten Mittel zur Verfügung zu stellen, um ihre Missionsreise zu ermöglichen. Wer dazu in der Lage war, sollte das geliehene Geld später an Sidney Gilbert – Partridges Beauftragten – zurückzahlen. Dies zeigt, wie die frühe Kirche versuchte, geistige Aufgaben mit praktischer Verwaltung zu verknüpfen. 


Interessanterweise verweist der Herr in D&C 60:7 auf seine göttliche Natur mit den Worten „Ich bin“, ein klarer Rückgriff auf seinen biblischen Namen „Jehovah“ (vgl. Exodus 3:14). Dies verstärkt die Autorität seiner Worte und unterstreicht, dass seine Gebote heilig und bindend sind. 


Am Tag nach der Offenbarung, dem 9. August 1831, begaben sich Joseph Smith und zehn weitere Brüder in Kanus auf den Missouri River in Richtung St. Louis, wie es ihnen geboten worden war. In den Tagen darauf, während dieser Reise, erlebten sie gefährliche Situationen auf dem Fluss – Ereignisse, die Anlass für weitere Offenbarungen (D&C 61 und 62) gaben. 


D&C 60 enthält zeitlose Lehren, die auch uns heute betreffen. Eine der zentralen Botschaften ist, dass wir unsere Talente und geistigen Gaben nicht verbergen dürfen. Der Herr tadelt jene, die schweigen, obwohl sie das Evangelium kennen, und warnt davor, dass geistige Gaben verloren gehen können, wenn wir sie nicht einsetzen. Das ermutigt uns, mutig Zeugnis zu geben – auch wenn es unangenehm oder herausfordernd ist. Zudem lehrt der Abschnitt, dass wir unsere Zeit nicht müßig vergeuden sollen. Der Dienst am Evangelium erfordert Einsatz und Zielstrebigkeit. Auch das Bild des Staubabschüttelns erinnert uns daran, dass wir für unsere Verkündigung verantwortlich sind – aber nicht für die Annahme durch andere. Wir sollen das Evangelium ehrlich und mit Liebe anbieten, ohne Zwang oder Provokation. Diese Prinzipien rufen uns dazu auf, aktiver, verantwortungsbewusster und vertrauensvoller im Werk des Herrn zu handeln. 


 
 
 

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