Damit ihr ... wisst, wie ihr anbeten sollt
- manfred.lobstein
- 27. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

(Bild: Quelle)
“Ich gebe euch diese Worte, damit ihr versteht und wisst, wie ihr anbeten sollt, und wisst, was ihr anbetet, damit ihr in meinem Namen zum Vater kommen und zu gegebener Zeit von seiner Fülle empfangen könnt.” (Lehre und Bündnisse 93:19).
Lehre und Bündnisse 93:12–20 – Die Entwicklung Christi, das Licht und unsere Berufung zur Fülle
Nach dem feierlichen Zeugnis des Johannes in Vers 11 führt uns der Herr in den folgenden Versen in einen theologischen Tiefgang, der einzigartig in den heiligen Schriften ist: Es geht um die Entwicklung Jesu Christi, die Bedeutung von „Fülle“, und um die Möglichkeit, dass auch wir an dieser Fülle teilhaben können. Diese Verse verbinden Christologie, Anthropologie und Praktisches Jüngertum auf einmalige Weise.
Christus empfängt die Fülle nicht auf einmal – sondern Schritt für Schritt (Verse 12–13)
Diese doppelte Aussage, dass Christus die Fülle der Kenntnis nicht auf einmal empfing, legt den Schwerpunkt auf einen erstaunlichen Gedanken: Selbst Jesus Christus – der Sohn Gottes – empfing nicht sofort die ganze Fülle göttlicher Herrlichkeit, sondern wuchs „Gnade um Gnade“.
Diese Formulierung hat gewaltige theologische und praktische Bedeutung. Sie zeigt:
Christus war zwar von Anfang an göttlich, doch er entfaltete seine göttliche Natur nach und nach, in vollkommener Harmonie mit dem Vater.
Er lebte ein Leben des stetigen Gehorsams, des geistigen Wachsens, des immer größeren Empfanges göttlichen Lichts.
Für uns heute bedeutet das: Wachsen ist göttlich. Fortschritt ist heilig. Geduld mit uns selbst und anderen ist Teil des Plans. Wenn sogar Christus in Stufen wuchs, ist es nicht unser Ziel, „schlagartig vollkommen“ zu sein – sondern treu, beständig, lernbereit.
Die Fülle empfangen (Vers 14)
Christus empfing schließlich die ganze Herrlichkeit des Vaters – ein Zustand vollkommenen Lichts, der Identität und Autorität. Damit ist er nicht einfach nur ein Vorbild, sondern das Urbild dessen, was auch wir werden können. Er ist nicht nur das Ziel – sondern auch der Weg (vgl. Johannes 14:6). In ihm wurde sichtbar, was „Fülle“ bedeutet: Licht, Wahrheit, Einheit mit dem Vater.
Christus als das Licht und die Wahrheit (Verse 15–17)
Diese Verse verbinden mehrere zentrale Elemente:
Christus empfing Macht – durch Gehorsam, nicht durch Anspruch.
Die Herrlichkeit des Vaters wohnte in ihm – was auf eine tiefe Wesensgemeinschaft hinweist (aber keine Verschmelzung).
Der Heilige Geist und die Stimme des Himmels bezeugen die Sohnschaft Christi. Diese göttliche Dreieinigkeit wirkt gemeinsam zur Errettung der Menschen.
„Gnade und Wahrheit“ – diese Begriffe erinnern an Johannes 1:14 und bedeuten:
Gnade: göttliche Hilfe, liebevolles Entgegenkommen Gottes in unserer Unzulänglichkeit.
Wahrheit: das, was bleibt – ewiges Gesetz, Wirklichkeit, Licht.
Für uns bedeutet das: Christus bringt uns nicht nur Informationen – er bringt uns Wahrheit, die uns frei macht (Johannes 8:32). Wer sich Christus nähert, wird nicht nur belehrt – sondern umgestaltet.
Der Geist der Wahrheit (Vers 17)
Dieser kurze Satz hat weitreichende Bedeutung. Er lehrt: Die Erkenntnis der Wahrheit – und damit die Erkenntnis Jesu Christi – kommt durch Offenbarung. Nicht durch Argumente, nicht durch Tradition allein, sondern durch die persönliche Wirkung des Heiligen Geistes.
Diese Lehre ist eine Einladung zur persönlichen Beziehung mit Gott. Wir sollen nicht nur über Christus sprechen, sondern ihn kennenlernen, indem wir geistig mit ihm in Verbindung treten. Das ist anspruchsvoll – aber lebensverändernd.
Unsere Berufung zur Fülle (Verse 18–20)
Diese Verse sind der Höhepunkt dieses Abschnitts. Christus sagt uns nicht nur, was er ist – sondern warum wir es wissen müssen:
Damit wir richtig anbeten
Damit wir ihm ähnlich werden
Damit sein Licht auch in uns ist
Anbetung ist also nicht nur ein Ritual. Sie ist ein Lebensstil der Nachahmung Christi. Und diese Nachahmung zielt nicht auf äußere Nachahmung, sondern auf innere Einheit: „Der Vater und ich sind eins“ – und wir sollen eins mit ihnen werden.
Das ist eine der großartigsten Lehren des Wiederherstellungsevangeliums:
Gott will nicht nur, dass wir gut sind – er will, dass wir göttlich werden. Und er zeigt uns, wie: durch Gnade um Gnade, Wahrheit um Wahrheit, Licht um Licht.
Fazit – Geistliche Anwendung
Die Verse 12–20 in Lehre und Bündnisse 93 lehren uns:
Christus ist unser Vorbild im geistigen Wachstum – auch wir dürfen schrittweise zur Fülle reifen.
Göttliche Erkenntnis kommt durch Offenbarung – wir brauchen den Heiligen Geist.
Anbetung bedeutet Angleichung – wir beten richtig, wenn wir leben wie Christus.
Unsere Berufung ist nicht nur Erlösung, sondern Vergöttlichung – in Christus, durch Wahrheit, in Einheit mit dem Vater.
Diese Verse fordern uns heraus, unser spirituelles Leben nicht als Nebenprojekt zu sehen, sondern als zentrales Ziel der Existenz:
Licht zu empfangen. Wahrheit zu erkennen. Christus zu gleichen.
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