Darum lasst Zion sich freuen
- manfred.lobstein
- vor 13 Stunden
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(Bild: Quelle)
“Darum wahrlich, so spricht der Herr: Lasst Zion sich freuen, denn dies ist Zion – die im Herzen Reinen; darum lasst Zion sich freuen, während alle Schlechten trauern.” (Lehre und Bündnisse 97:21).
Lehren aus Lehre und Bündnisse 97
Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 97 beginnt mit einem tiefen Einblick in das Herz des Herrn für diejenigen, die ihn aufrichtig suchen. Er spricht lobend über jene in Zion, die sich durch Demut, Treue und echte Lernbereitschaft ausgezeichnet haben. Diese Menschen, so sagt er, liebt er wegen der Aufrichtigkeit ihres Herzens. Hier wird deutlich, dass der Herr nicht nur auf äußeres Verhalten achtet, sondern vor allem auf die innere Gesinnung – auf das Verlangen, zu lernen, zu wachsen und ihm näherzukommen. In unserer Zeit lädt uns dieser Abschnitt ein, unsere eigene Herzenseinstellung zu prüfen: Streben wir wirklich danach, belehrbar zu sein? Suchen wir den Herrn mit einem redlichen Herzen, oder halten wir an selbstgewählten Maßstäben fest? In einer Welt, die oft von Selbstdarstellung und Oberflächlichkeit geprägt ist, ruft uns diese Offenbarung zu Innerlichkeit, zu Demut und zur wahren Jüngerschaft.
Dem Lob folgen allerdings ernsthafte Warnungen. Es scheint, dass nicht alle in Zion die gleiche Herzenshaltung an den Tag legten. Einige werden symbolisch mit einem Baum verglichen, der keine gute Frucht bringt. Solche Menschen, so der Herr, können nicht auf Dauer bestehen – sie werden entfernt werden, wie ein unfruchtbarer Baum gefällt wird. Diese scharfe Bildsprache macht klar: Zugehörigkeit zur Kirche allein genügt nicht. Der Herr erwartet Wachstum, Reue, Früchte der Umkehr. Auch für unsere Zeit ist dies ein eindringlicher Aufruf: In einer Kultur, in der es leicht ist, sich mit oberflächlichem Engagement zufriedenzugeben, verlangt der Herr weiterhin ganze Hingabe. Spirituelles Wachstum ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess, den wir nicht aufschieben dürfen.
Im Zentrum der Offenbarung steht dann der Aufruf, mit dem Bau des Hauses des Herrn fortzufahren – des Tempels in Zion. Trotz äußerer Bedrohung und realer Gefahren wurde den Heiligen geboten, mit dem Werk voranzuschreiten. Der Herr spricht mit Nachdruck davon, dass sie sich beeilen sollen, und zwar nach dem Muster, das er ihnen gegeben hat. In diesem Aufruf liegt eine tiefe Wahrheit verborgen: Der Aufbau von Zion ist nicht nur eine Vision für die Zukunft, sondern eine konkrete Aufgabe für die Gegenwart – selbst in Zeiten der Unsicherheit. Für uns heute bedeutet das: Der Bau Zions beginnt in unseren eigenen Häusern, in unseren Herzen, in unseren Gemeinden. Der „Tempel“ als Symbol für Heiligkeit, Ordnung und göttliche Nähe muss auch heute inmitten von Chaos und Gegenwind errichtet werden – durch Glauben, durch Opfer, durch Hingabe. Momentan hat die Kirche insgesamt 382 Tempel in 81 Ländern (siehe hier).
Eng damit verknüpft ist die Bedeutung des Tempels als Ort der Belehrung. Die Offenbarung macht deutlich, dass in diesem Haus Lehrer und Schüler zusammenkommen sollen, um nach dem Willen Gottes unterrichtet zu werden. Das Lernen ist hier nicht akademisch, sondern geistlich – durch Offenbarung, durch den Einfluss des Geistes. Wer sich in diesem Haus aufhält, soll in einer Haltung der Dankbarkeit, Demut und Bereitschaft verweilen. Gerade in unserer modernen Welt, in der Wissen oft mit Macht verwechselt wird, betont diese Offenbarung eine andere Art von Lernen: Lernen durch Heiligkeit, durch Gemeinschaft, durch Gehorsam. Die Einladung, sich schulen zu lassen, richtet sich auch an uns – wir sind aufgerufen, unser ganzes Leben lang Schüler in Gottes Schule zu sein.
In einer besonders tröstlichen Wendung verheißt der Herr schließlich seinen persönlichen Beistand, sollte das Volk ihm gehorsam sein. Er erklärt, dass er in seinem Tempel gegenwärtig sein werde – dass seine Herrlichkeit das Haus erfüllen und seine Hand es beschützen werde. Zion werde zu einer hohen Burg, zu einem Ort der Stärke und des Schutzes, und sein Volk werde gesegnet sein. Diese Verheißungen sind von tiefem Gewicht. Sie zeigen, dass der Tempel nicht nur ein Bauwerk ist, sondern ein Ort der Begegnung – zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Gott. Auch heute steht der Tempel im Zentrum unseres geistigen Lebens. Wer ihn aufsucht, mit reinem Herzen und bereit, Belehrung zu empfangen, wird die Gegenwart des Herrn in seinem Leben spüren – als Führung, als Trost, als Kraftquelle.
Doch die Offenbarung endet nicht mit einer bloßen Verheißung. Vielmehr enthält sie auch eine Mahnung: Wenn das Volk Gottes seinen Bund nicht hält, dann wird es keine Ausnahmebehandlung geben. Auch das Bundesvolk ist dem Gesetz Gottes unterworfen. Wenn es ungehorsam ist, wird es Bedrängnis erleiden – nicht aus Rachsucht, sondern aus Gerechtigkeit und zur Erweckung. Der Herr wirkt nicht mit Zwang, aber er lässt zu, dass Konsequenzen uns zur Umkehr rufen. Dieser Grundsatz ist heute genauso gültig wie damals. Gott ist geduldig, langmütig, liebevoll – aber nicht gleichgültig. Sein Werk ist groß, und er erwartet von uns, dass wir es mit Ernsthaftigkeit und Konsequenz angehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lehre und Bündnisse 97 eine kraftvolle Kombination aus Lob, Warnung, Auftrag und Verheißung enthält. Die darin enthaltenen Lehren sind zutiefst relevant für die heutige Kirche und für jeden Einzelnen. Es geht um Herzenshaltung, um wahres Lernen, um den Aufbau heiliger Orte trotz Widerständen, um das Wirken Gottes inmitten unserer Mühen und um die Wichtigkeit von Gehorsam und Konsequenz. Zion ist nicht nur eine geografische Vision – es ist ein geistiger Zustand. Jeder, der sich dem Herrn zuwendet, ihm dient und sich von ihm formen lässt, wird zum Baumeister dieses geistigen Zion. Der Tempel – in all seiner symbolischen wie realen Bedeutung – steht im Mittelpunkt dieses Werkes. Wer sich dem Herrn dort naht, bereitet sich nicht nur auf die Gegenwart, sondern auch auf das kommende Reich Gottes vor.
Die Offenbarung lädt uns also ein, Teil eines größeren Ganzen zu werden. Sie ruft zur persönlichen Umkehr, zur geistigen Schulung, zum Dienst an anderen und zur Errichtung heiliger Räume – in unseren Häusern, unseren Herzen und unserer Gesellschaft. Auch wenn äußere Umstände widrig sein mögen, gilt: Zion beginnt mit uns. Die Verheißungen stehen, die Einladung ist ausgesprochen – es liegt an uns, sie anzunehmen.
Präsident Russell M. Nelson lädt uns immer wieder freundlich, aber eindringlich ein, häufiger den Tempel zu besuchen, Tempelverordnungen zu empfangen und zu vollziehen, und Tempelbündnisse in unserem Leben zu ehren.
Er betont dabei regelmäßig:
Der Tempel ist der sicherste Ort auf Erden.
Wer sich auf den Tempel ausrichtet, wird geistig gestärkt und geschützt.
Der Bau und Besuch von Tempeln ist ein Zeichen unserer Liebe zu Gott.
Wir sollen Tempelwürdigkeit täglich anstreben, nicht nur gelegentlich.
Seine Einladung ist also: Lebe bündnisorientiert – persönlich, als Familie und als Gemeinde.
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