Darum steht an heiligen Stätten und wankt nicht
- manfred.lobstein
- 9. Aug.
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(Bild: Quelle)
“Darum steht an heiligen Stätten und wankt nicht, bis der Tag des Herrn kommt; denn siehe, er kommt schnell, spricht der Herr. Amen.” (Lehre und Bündnisse 87:8).
Lehre und Bündnisse 87 – Prophetische Warnung vor Krieg und Gericht – Historischer Kontext, Verskommentar und heutige Anwendung
Dieser Abschnitt enthält eine bemerkenswerte Prophezeiung über Kriege, die vom Propheten Joseph Smith am 25. Dezember 1832 empfangen wurde. Diese Offenbarung wird oft als die „Prophezeiung über den Bürgerkrieg“ bezeichnet, hat jedoch einen viel weiteren Umfang als nur den amerikanischen Konflikt der 1860er Jahre. Sie beschreibt eine Kette kriegerischer und gesellschaftlicher Umwälzungen, die sich in den letzten Tagen entfalten sollen – mit einer klaren Mahnung an das Volk Gottes, sich geistig zu rüsten. In diesem Beitrag betrachten wir den historischen Hintergrund der Offenbarung, analysieren die einzelnen Verse, ziehen geistige Lehren für unsere Zeit und stellen Parallelen zu anderen heiligen Schriften her.
Historischer Hintergrund
Die Offenbarung wurde am 25. Dezember 1832 in Kirtland, Ohio, empfangen – in einer Zeit zunehmender Spannungen in den Vereinigten Staaten. Der Kontext dieser Prophezeiung ist besonders bemerkenswert: Bereits 1832 erkannte Joseph Smith durch Offenbarung, dass die Sklaverei die USA zerreißen würde. Dies geschah fast 30 Jahre vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs.
In Süd-Carolina war es bereits im November 1832 zur sogenannten „Nullifikationskrise“ gekommen: Der Bundesstaat erklärte bestimmte Bundeszölle für null und nichtig und drohte mit Sezession. Präsident Andrew Jackson antwortete mit der Drohung militärischer Gewalt. Obwohl die Krise vorübergehend friedlich gelöst wurde, war die Spaltung zwischen Nord und Süd zunehmend offensichtlich. Joseph Smith erkannte in diesem politischen Konflikt ein prophetisches Zeichen für einen umfassenderen göttlichen Plan, der Gericht und Reinigung über die Völker bringen würde.
Doctrine and Covenants Central betont, dass diese Prophezeiung „außergewöhnlich genau“ die Eskalation eines Konflikts beschreibt, der mit South Carolina beginnt – und sich dann weltweit ausbreitet. Der Text stellt aber auch klar, dass dies nicht nur historische Ereignisse betrifft, sondern Teil eines göttlichen Musters des Gerichts ist, das sich über Jahrhunderte erstrecken kann und in der Wiederkunft Christi gipfelt.
Vers-für-Vers-Kommentar
Vers 1 – Beginn der Prophezeiung
Der erste Vers ist eine Einleitung im Stil klassischer prophetischer Ankündigungen: „So spricht der Herr“. Die Offenbarung kündigt eine globale Entwicklung an – Kriege, die „über alle Nationen“ kommen werden. Die Pluralform „Kriege“ signalisiert, dass es sich nicht nur um ein einzelnes Ereignis handelt (z. B. den amerikanischen Bürgerkrieg), sondern um eine Abfolge von Konflikten.
Parallele: Offenbarung 6 spricht von einem feuerroten Pferd, das „den Frieden von der Erde“ nimmt – ein Bild, das ebenfalls auf weltweite kriegerische Zustände verweist.
Vers 2 – Ausgangspunkt South Carolina
Diese Vorhersage ist bemerkenswert präzise. Tatsächlich war es South Carolina, das sich 1860 als erster Bundesstaat von der Union abspaltete und so den Bürgerkrieg auslöste. Der Ausdruck „Saatkorn des Krieges“ legt nahe, dass hier nicht nur ein regionaler, sondern ein weltweiter Konflikt seinen Ursprung nimmt – ein Prozess, der letztlich zu globalen Unruhen führen wird.
Doctrine and Covenants Central vermerkt dazu: „Joseph Smiths Vorhersage wurde jahrzehntelang verspottet, bis sie sich exakt so erfüllte.“
Vers 3 – Ausbreitung des Krieges und weltweite Verwicklungen
Hier wird konkret von einem „Krieg zwischen dem Norden und dem Süden“ gesprochen – eine präzise Beschreibung des amerikanischen Bürgerkriegs. Auch die Erwähnung Großbritanniens ist prophetisch bemerkenswert: Obwohl das Vereinigte Königreich offiziell neutral blieb, war es wirtschaftlich stark involviert, insbesondere durch seine Abhängigkeit von Baumwolle aus dem Süden. Der Süden hoffte auf militärischen Beistand, und in der britischen Öffentlichkeit wurde dies kontrovers diskutiert.
Parallele: In Jesaja 8:9–10 wird beschrieben, wie Nationen sich verbünden, aber dennoch scheitern, wenn sie sich gegen Gottes Willen stellen.
Vers 4 – Reaktionen anderer Nationen
Hier wird deutlich: Der Konflikt dehnt sich aus. Nationen schließen sich zu Allianzen zusammen, was an die Entwicklung der Bündnissysteme vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg erinnert. Das Bild der eskalierenden Gewalt beschreibt ein Muster zunehmender globaler Verwicklung.
Heute erkennen wir in diesem Vers eine Mahnung vor ideologischen und politischen Blöcken, die zu großflächigen Zerstörungen führen können – ein Muster, das sich auch im 21. Jahrhundert fortsetzt.
Vers 5 – Gerichte Gottes und Verwüstung
Dieser Vers deutet auf soziale Spannungen hin – Volksgruppen, die gegeneinander aufgebracht sind. Das kann sich auf innerstaatliche Unruhen, Revolutionen, Völkermord oder ethnische Konflikte beziehen. Der Ausdruck „Überreste“ (im Englischen: remnants) lässt auch an überlebende Völker und zerstreute Gruppen denken, wie die Überreste Israels.
Lehre: Das Gericht des Herrn betrifft nicht nur Nationen als Ganzes, sondern auch das Herz des Einzelnen. Zorn, Hass und Konflikt beginnen in den Herzen der Menschen.
Vers 6 – Der Herr bringt Gericht
Dies ist der zentrale theologische Rahmen der Prophezeiung: Die Kriege sind nicht bloß politische Ereignisse, sondern Ausdruck göttlichen Gerichts. Der Herr lässt Verwüstung zu, um das Böse zu bestrafen und sein Volk zur Umkehr zu bewegen.
Parallele: In Offenbarung 14:19 wird das Bild einer Kelter verwendet, in die Gottes Zorn getreten wird – ein starkes Symbol für göttliches Gericht über die Welt.
Vers 7 – Die Zeit des Gerichts ist nahe
Dieser Vers betont: Gottes Gericht hat ein Ziel – Erkenntnis, Umkehr, Läuterung. Wenn das Volk erkennt, dass Gott die Kontrolle hat und seine Hand im Weltgeschehen sichtbar wird, wird das Gericht ein Ende finden. Das Wort „genug“ ist ein tröstlicher Abschluss – Gott ist nicht rachsüchtig, sondern gerecht und barmherzig.
Vers 8 – Aufforderung an die Heiligen
Dieser Schlussvers enthält eine doppelte Aufforderung: geistige Vorbereitung („steht an heiligen Stätten“) und Hoffnung auf die Wiederkunft Christi („bis der Tag des Herrn kommt“). Die Heiligen sollen nicht passiv auf Katastrophen blicken, sondern aktiv ihren Glauben leben, Reinheit anstreben und vorbereitet sein wie die klugen Jungfrauen in Matthäus 25.
Heutige Anwendung
Diese Prophezeiung erinnert uns, dass politische Unruhen, Kriege und gesellschaftliche Umwälzungen nicht einfach „Zufall“ sind, sondern Teil eines größeren göttlichen Plans. Sie laden uns ein, folgende geistliche Prinzipien zu beherzigen:
Vorausschauender Glaube: Wie Joseph Smith inmitten scheinbarer Ruhe prophetisch warnte, sind wir eingeladen, geistig wachsam zu sein.
Zuflucht in Christus: Der „Bräutigam“ kommt – daher sollen wir uns vorbereiten, indem wir persönliche Umkehr, Heiligung und das Halten von Bündnissen suchen.
Globale Verantwortung: Die Offenbarung zeigt, dass göttliches Gericht alle Nationen betrifft. Wir sind aufgerufen, Frieden zu stiften und das Evangelium als Heilmittel für Streit und Spaltung zu verbreiten.
Fazit
Lehre und Bündnisse 87 ist eine weitreichende prophetische Schau über Kriege, göttliches Gericht und die Notwendigkeit geistiger Vorbereitung. Sie beginnt mit einem historischen Ereignis – der Spaltung Amerikas – und endet mit einer universellen Einladung zur Umkehr und zur Erwartung des Bräutigams. In einer Welt, die weiterhin von Konflikten geprägt ist, ruft uns diese Offenbarung dazu auf, fest im Glauben zu stehen, Frieden zu suchen und vorbereitet zu sein für das Kommen Christi.
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