Dass ihr mein Evangelium durch den Geist predigt
- manfred.lobstein
- 23. Mai
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(Bild Quelle)
“Dass ihr mein Evangelium durch den Geist predigt, nämlich den Tröster, der ausgesandt wurde, um die Wahrheit zu lehren.” (Lehre und Bündnisse 50:14).
In diesen ersten Versen warnt der Herr vor falschen Lehren, die von Menschen verbreitet werden, „die durch fremde Gebote verführt wurden“, und er sendet seine Diener (hier: Sidney Rigdon, Parley P. Pratt und Leman Copley), um diese Irrtümer zu berichtigen und sein Evangelium in Reinheit zu verkünden. Die falschen Lehren in diesem Abschnitt beziehen sich konkret auf Ansichten der Shaker, z. B. über die Wiederkunft Christi, Zölibat und den Verzicht auf Fleisch.
Wenn man L&B 49:1–4 mit L&B 50:1–5 und den Aussagen aus „Try the Spirits“ (Times and Seasons) zusammenliest, ergibt sich ein klarer Gesamtlehrpunkt:
In Zeiten geistiger Bewegung und Offenheit ist die Gefahr der Täuschung durch falsche Geister oder falsche Lehren besonders groß.
Zentrale Lehren aus diesen Abschnitten im Zusammenhang:
Viele Geister auf Erden sind falsch (L&B 50:2).
– Diese falschen Geister und Lehren führen Menschen in die Irre – oft unter dem Deckmantel von Religion oder Spiritualität.
Satan strebt gezielt an, die Gläubigen zu täuschen (L&B 50:3).
– Täuschung ist ein aktiver Bestandteil seiner Strategie, besonders wenn das Werk Gottes voranschreitet (wie damals in Kirtland 1831).
Der Herr sieht Gräuel selbst unter denen, die sich zu seinem Namen bekennen (L&B 50:4).
– Das zeigt, dass selbst Gläubige nicht immun gegen Irrtümer oder falsche Inspirationen sind – wenn sie nicht wachsam bleiben.
Der Maßstab für Wahrheit ist nicht Gefühl, Rhetorik oder Begeisterung – sondern der Geist Gottes, offenbart durch Priestertum und Gesetz (Try the Spirits).
– Nur durch das Licht Christi, den Heiligen Geist und eine Kenntnis göttlicher Prinzipien lässt sich wahr von falsch unterscheiden.
Treu Glaubende, die ausharren, werden gesegnet (L&B 50:5).
– Es geht letztlich um Standhaftigkeit im echten Evangelium trotz Verwirrung oder Verlockung durch falsche Geister.
Fazit: In L&B 49:1–4 spricht der Herr mit Autorität gegen falsche Lehren, wie sie z. B. die Shaker vertreten. In L&B 50:1–5 erklärt er, dass hinter solchen Irrtümern oft falsche Geister stehen, die aktiv täuschen. Die Botschaft aus Try the Spirits *) ergänzt dies theologisch: Nur durch göttlich verliehenes Unterscheidungsvermögen (Priestertum, Heiliger Geist, Erkenntnis) können wir feststellen, ob ein Geist oder eine Lehre „von Gott“ ist.
*) Joseph Smith reagiert auf ungewöhnliche spirituelle Phänomene und Behauptungen innerhalb und außerhalb der Kirche. Der Artikel warnt davor, jedem „Geist“ oder jeder angeblichen Offenbarung blind zu vertrauen.
Kernaussagen:
Falsche Geister gab es schon zu biblischen Zeiten
→ Der Apostel Johannes mahnt: „Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind“ (1 Joh. 4,1). Schon zur Zeit der Apostel waren viele falsche Geister im Umlauf.
Man kann sich geistig täuschen – selbst bei übernatürlichen Phänomenen
→ Beispiel: Die ägyptischen Magier konnten ähnliche Wunder tun wie Mose. Ohne Mose hätten die Menschen die Macht Satans für die Macht Gottes gehalten.
Es braucht ein geistiges Maß – einen göttlichen Prüfstein
→ Niemand kann ohne ein „Maß“, eine „Regel“ oder „Kenntnis der Gesetze Gottes“ einen Geist richtig beurteilen – genauso wenig, wie man ohne Lineal ein Gebäude vermessen kann.
Der natürliche Mensch ist überfordert
→ Die Gebildeten, Philosophen oder Prediger dieser Welt sind geistig blind, wenn sie nicht durch die Priesterschaft und den Geist Gottes belehrt werden.
Nur durch das Priestertum und den Heiligen Geist können Geister erkannt werden
→ Die Fähigkeit, zwischen göttlichem, menschlichem oder satanischem Einfluss zu unterscheiden, kommt nicht durch Intelligenz, sondern durch göttlich vermittelte Erkenntnis.
Satan kann als Engel des Lichts erscheinen
→ Deshalb ist äußerer Glanz oder übernatürliche Erfahrung kein Beweis für Wahrheit. Täuschung kann sehr raffiniert sein.
Joseph Smith gibt mit „Try the Spirits“ eine zeitlose Lehre:
Wahre geistige Unterscheidung kommt durch den Heiligen Geist, gestützt durch das Priestertum und im Einklang mit den Gesetzen Gottes. Alles andere ist geistige Spekulation – oder gefährliche Täuschung.
Hier warnt der Herr vor verschiedenen Formen geistiger Täuschung innerhalb der Kirche. Er spricht davon, dass einige vom Satan verführt wurden, obwohl sie mit aufrichtiger Absicht handelten. Andere jedoch haben absichtlich getäuscht und Heuchelei geübt. Der Herr verurteilt beides und ruft alle zur Umkehr auf. Diese Verse zeigen, dass gute Absichten allein nicht vor Irrtum schützen, wenn geistige Erfahrungen nicht durch den Heiligen Geist geprüft werden. Gleichzeitig macht der Herr deutlich, dass äußerliche Frömmigkeit ohne innere Aufrichtigkeit wertlos ist. Diese Botschaft steht in direkter Linie zur Lehre Jesu im Neuen Testament, der die Pharisäer für ihre Heuchelei tadelte (Lukas 11:39; Matthäus 23:23). Auch Joseph Smith äußerte sich 1843 deutlich gegen religiöse Heuchler und betonte, dass Gott die Menschen nach dem Maß des Lichts richtet, das sie empfangen haben, nicht nach dem äußeren Anschein.
L&B 50:6–9 ist somit ein klarer Aufruf zu geistiger Echtheit, Demut und zur sorgfältigen Unterscheidung zwischen echtem göttlichem Einfluss und falscher Inspiration.
In diesen Versen wendet sich der Herr direkt an die Ältesten der Kirche und lädt sie zu einem offenen, verstehbaren Dialog ein – wie ein Mensch mit einem anderen spricht. Dieses Vorgehen unterstreicht, dass Gott seine Kinder ernst nimmt und sie zum Mitdenken auffordert. Statt einfach zu gebieten, stellt er eine Frage: „Wozu seid ihr ordiniert worden?“ Damit erinnert er sie an ihren Auftrag – nämlich, das Evangelium zu predigen, und zwar nicht in eigener Weisheit, sondern „durch den Geist, nämlich den Tröster“.
Diese Passage hebt hervor, dass geistliches Lehren nur dann wirksam und wahr ist, wenn es durch den Heiligen Geist geschieht. Die Ältesten sollen sich also bewusst machen, dass ihre Vollmacht allein nicht genügt – sie müssen sich ständig darum bemühen, in Harmonie mit dem Geist zu handeln. Der Herr gebraucht hier eine lehrreiche Methode: Er fragt, statt nur zu sagen – ein Stil, den auch Jesus während seines irdischen Wirkens oft nutzte. Wie Joseph Smith und auch moderne Apostel wie Elder Jeffrey R. Holland betonten, kann das Evangelium nicht durch oberflächliche oder spektakuläre Mittel vermittelt werden, sondern muss geistig genährt und tiefgründig gelehrt werden.
Die Verse laden somit zur Selbstprüfung ein: Wozu bin ich berufen? Und tue ich es wirklich mit dem Geist?
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