Dein Wille geschehe, o Herr, und nicht der unsere
- manfred.lobstein
- 1. Okt.
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(Bild: Quelle)
“aber dein Wort muss sich erfüllen. Hilf deinen Dienern zu sagen, wobei deine Gnade ihnen beistehe: Dein Wille geschehe, o Herr, und nicht der unsere.” (Lehre und Bündnisse 109:44).
Lehre und Bündnisse 109:43-80 – Betrachtung des Weihungsgebets
43–53: Bitten um Schutz und Befreiung
In diesen Versen richtet sich Joseph Smith an den Herrn mit der Bitte, die Heiligen zu befreien, die im Land von ihren Gegnern bedrängt werden. Es wird darum gebetet, dass diejenigen, die wider das Evangelium kämpfen, in ihrer eigenen Wut und in ihren bösen Absichten zuschanden werden. Historisch spiegeln diese Worte die Verfolgungen wider, die die Heiligen damals in Missouri und anderen Orten erlitten. Sie hatten Hab und Gut verloren, waren vertrieben worden und suchten nun in Kirtland eine heilige Stätte, an der sie Sicherheit und göttlichen Schutz erfahren konnten.
Für uns heute bedeutet dieser Abschnitt, dass auch wir den Herrn um Befreiung aus Nöten bitten dürfen – sei es aus geistiger Bedrängnis, familiären Schwierigkeiten oder gesellschaftlichem Druck. Die Zusage, dass Gott sein Volk kennt und es nicht verlässt, ruft uns dazu auf, unseren Glauben auch in Widrigkeiten nicht zu verlieren. Präsident Russell M. Nelson betont immer wieder, dass wir in einer Zeit leben, in der nur jene geistig überleben können, die sich fest im Bund mit Gott verankern. Die Worte dieser Verse laden uns also ein, Zuflucht im Tempel zu suchen, wo wir Schutz und Stärke empfangen.
54–58: Der Tempel als Licht für die Völker
In dieser Versgruppe wird deutlich, dass der Tempel nicht nur ein Haus der Zuflucht ist, sondern auch ein Haus der Mission. Joseph bittet, dass die Nationen, die Gott noch nicht kennen, zur Umkehr eingeladen werden und sich im Haus des Herrn versammeln mögen. Der Tempel wird so zum Symbol dafür, dass das Evangelium für alle Menschen bestimmt ist.
Heute zeigt sich diese Einladung in der weltweiten Tempelbaubewegung. Präsident Nelson hat in den letzten Jahren in einem noch nie dagewesenen Maß neue Tempel angekündigt. Jeder dieser Tempel ist ein sichtbares Zeichen für das, was hier im Gebet erbeten wurde: dass die Völker überall auf der Erde die Gelegenheit haben, durch Bündnisse und heilige Handlungen an Gottes Gegenwart Anteil zu haben. Für uns persönlich liegt hier die Aufforderung, das, was wir im Tempel empfangen, auch hinauszutragen – in Liebe, Glauben und Zeugnis. Der Tempel ist nicht nur ein Ort, an den wir gehen, sondern er ist eine Quelle, aus der wir in unseren Alltag hineinströmen lassen, was wir dort erfahren haben.
59–67: Die Sammlung Israels und die Wiederherstellung Zions
Joseph Smith bittet in diesen Versen, dass das Evangelium in alle Nationen getragen werde, dass die Stimme der Zeugen bis an die Enden der Erde gehe und dass Israel aus allen Himmelsrichtungen gesammelt werde. Diese Worte atmen die Vision der Weltmission und der Sammlung Zions. Sie machen deutlich, dass der Tempel in Kirtland nicht das Endziel war, sondern der Ausgangspunkt für ein weltweites Werk.
Für uns heute hat dieser Abschnitt eine klare Aufforderung: wir sind Teil dieser Sammlung. Jeder Tempel, jedes Missionsgebiet, jede Einladung an einen Freund oder Nachbarn, den Herrn kennenzulernen, ist ein Erfüllungsschritt dieser prophetischen Worte. Elder Dieter F. Uchtdorf erinnert uns oft daran, dass Mission nicht nur eine Aufgabe für einige wenige, sondern ein Lebensstil für alle Heiligen ist: wir tragen die Botschaft durch unser Beispiel, unsere Liebe und unsere Bereitschaft, Menschen einzuladen, Christus zu begegnen.
68–72: Segnungen für Familien und Nachkommen
Ein besonders ergreifender Teil dieses Gebets ist die Bitte um Segen für die Frauen und Kinder derer, die im Dienst für das Reich Gottes stehen. Joseph betet, dass ihre Familien erhöht und in Gottes Gegenwart bewahrt werden mögen. Hier klingt eine frühe Formulierung der Lehre von der „Erhöhung“ an, die später in der Kirche noch klarer entfaltet wurde.
Dieser Abschnitt macht uns bewusst, dass Tempelarbeit nie nur individuell ist, sondern immer familienbezogen. Unsere heutigen Tempelverordnungen – insbesondere die Siegelung – sind die Erfüllung dieser frühen Sehnsucht, dass Familien für Zeit und Ewigkeit vereint sein mögen. Für uns heute bedeutet dies, dass unsere Hingabe im Tempeldienst nicht nur uns selbst betrifft, sondern kommende Generationen mit einbezieht. Präsident Nelson hat die Jugend und jungen Erwachsenen oft ermahnt, treu im Bund zu bleiben, damit ihre Nachkommen die Kraft ihrer Entscheidungen spüren.
73–80: Die Ausbreitung der Wahrheit und die Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi
Am Ende des Gebets bittet Joseph darum, dass das Evangelium sich wie ein Feuer ausbreite, dass die Nationen erschüttert und die Menschen vorbereitet werden auf die Wiederkunft Christi. Der Tempel steht hier nicht nur als Rückzugsort, sondern als Ausgangsbasis für eine weltweite geistige Erneuerung.
Heute sehen wir die Erfüllung dieser Worte in der globalen Ausbreitung der Kirche und im Bau von Tempeln auf allen Kontinenten. Diese Verse laden uns ein, den Tempel als „Leuchtfeuer“ zu sehen, das unsere Welt auf die Wiederkunft des Herrn vorbereitet. Für uns persönlich bedeutet dies, dass wir uns nicht mit einem rein privaten Glauben zufriedengeben können. Der Tempel ruft uns in den aktiven Dienst: für unsere Ahnen, für unsere Familien und für die Welt.
Einladungen heutiger Propheten und Apostel in Bezug auf den Tempel
Präsident Russell M. Nelson hat wiederholt betont: „In den kommenden Tagen wird es ohne die führende, leitende, tröstende und ständige Einflüsterung des Heiligen Geistes nicht möglich sein, geistig zu überleben.“ Der Tempel ist die Schlüsselquelle für diese ständige Führung. Elder David A. Bednar lehrte, dass das, was wir im Tempel empfangen, unser tägliches Leben prägen soll – in unserer Familie, in unseren Entscheidungen und im Umgang mit anderen Menschen. Elder Gerrit W. Gong erinnerte daran, dass der Tempel uns befähigt, die himmlische Perspektive in unser Zuhause zu tragen, sodass unser Haus zu einem „kleinen Tempel“ werden kann.
Die Worte von L&B 109:43–80 laden uns also ein, das gleiche Vertrauen, dieselbe Hoffnung und denselben Eifer zu entwickeln wie die frühen Heiligen in Kirtland: den Tempel als Quelle der Kraft zu sehen, ihn in unser Leben hineinzutragen und durch ihn Teil der großen Sammlung Israels zu sein, die die Wiederkunft des Herrn vorbereitet.
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