Doch Ehre sei dem Vater
- manfred.lobstein
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(Bild: Quelle; Screeshot)
“... doch Ehre sei dem Vater, und ich trank davon und vollendete meine Vorbereitungen für die Menschenkinder.” (Lehre und Bündnisse 19:16-19).
Der Freitag der Karwoche wird Karfreitag genannt. „Kar“ stammt vom althochdeutschen Wort kara, was „Klage“, „Trauer“ oder „Kummer“ bedeutet. Karfreitag ist der Tag, an dem Christen des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz gedenken. Er gehört zu den höchsten Feiertagen im Kirchenjahr und ist in vielen Ländern ein gesetzlicher Feiertag.
Am Karfreitag ereigneten sich die zentralen Geschehnisse der Passion Jesu, die in den Evangelien ausführlich beschrieben werden. Der Tag begann nach dem nächtlichen Prozess vor dem Hohen Rat (Matthäus 26:57-68), in dem Jesus der Gotteslästerung beschuldigt wurde. Am frühen Morgen wurde er vor Pontius Pilatus gebracht, der ihn verhörte, aber keine Schuld an ihm fand (Lukas 23:1-4). Dennoch gab Pilatus auf Drängen der jüdischen Führer nach und ließ Jesus geißeln (Johannes 19:1-6).
Daraufhin wurde Jesus von den römischen Soldaten verspottet, mit einer Dornenkrone gekrönt und geschlagen (Matthäus 27:27-31). Er wurde gezwungen, sein eigenes Kreuz zur Hinrichtungsstätte Golgatha zu tragen, wobei Simon von Kyrene ihm schließlich half (Lukas 23:26) *). Am Kreuz wurde Jesus zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt, während die Soldaten um seine Kleider würfelten (Johannes 19:23-24). Während seiner Qualen sprach er mehrere Worte, darunter das berühmte „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27:46, Psalm 22:2) und „Es ist vollbracht“ (Johannes 19:30).
*) Das Tragen des Kreuzes durch Simon von Kyrene (Lukas 23:26, Matthäus 27:32, Markus 15:21) ist ein symbolträchtiges Ereignis mit mehreren möglichen Bedeutungen.
1. Das Symbol der Jüngerschaft
Jesus hatte zuvor gelehrt: „Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ (Lukas 9:23) Simon wurde buchstäblich gezwungen, das Kreuz Jesu zu tragen, was bildlich auf die Berufung eines jeden Nachfolgers Christi hinweisen kann, das eigene „Kreuz“ auf sich zu nehmen. Dies bedeutet, die Lasten und Prüfungen des Lebens im Glauben zu tragen.
2. Der universelle Zugang zum Evangelium
Simon von Kyrene kam aus Nordafrika (heutiges Libyen). Seine Erwähnung könnte andeuten, dass das Evangelium nicht nur für die Juden, sondern für alle Völker bestimmt ist. Interessanterweise wird in Markus 15:21 erwähnt, dass Simon der Vater von Alexander und Rufus sei – möglicherweise eine Anspielung darauf, dass seine Familie später gläubig wurde (vgl. Römer 16:13).
3. Die Notwendigkeit menschlicher Beteiligung
Obwohl Jesus die Sünden der Welt trug, wurde ein Mensch hinzugezogen, um sein physisches Kreuz zu tragen. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Werk Christi uns zwar erlöst, aber auch menschliche Mitwirkung und Nachfolge erfordert. Jeder Gläubige ist aufgerufen, mit Christus zu „leiden“ (Römer 8:17) und an seiner Mission teilzuhaben.
4. Die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophezeiung
Jesaja 53:12 sagt über den leidenden Gottesknecht: „Er hat die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet.“ Indem Simon Jesus hilft, das Kreuz zu tragen, kann dies als Hinweis darauf gedeutet werden, dass das Erlösungswerk Christi von der Menschheit mitgetragen wird – nicht, weil sie es vollbringen könnte, sondern weil Gott Menschen in sein Werk mit einbindet.
Fazit
Simon von Kyrene steht sinnbildlich für jeden Gläubigen, der die Nachfolge Christi antritt. Er erinnert daran, dass der Weg mit Jesus Opfer und Hingabe erfordert, aber auch dazu führt, an seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Das scheinbar zufällige Ereignis wird so zu einer tiefen geistlichen Lehre über Jüngerschaft, Teilhabe und das universelle Heil in Christus.
Zur Mittagszeit verdunkelte sich der Himmel für drei Stunden (Lukas 23:44-45), und als Jesus starb, zerriss der Tempelvorhang von oben bis unten, was ein Zeichen für den Zugang aller Menschen zu Gott durch Christus war (Matthäus 27:50-51). Ein römischer Hauptmann erkannte: „Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser!“ (Matthäus 27:54).
Schließlich wurde der Leichnam Jesu von Joseph von Arimathäa und Nikodemus in ein neues Grab gelegt, das mit einem großen Stein verschlossen wurde (Johannes 19:38-42). Die jüdischen Führer baten Pilatus, das Grab versiegeln zu lassen, um eine angebliche Grabräuberei zu verhindern (Matthäus 27:62-66).
Diese Ereignisse sind für Christen von zentraler Bedeutung, da sie die Erfüllung vieler alttestamentlicher Prophezeiungen darstellen (Jesaja 53) und den Höhepunkt von Jesu Sühnopfer markieren, das den Weg zur Erlösung für alle Menschen eröffnet.
Die Ereignisse des Karfreitags werden in den neuzeitlichen Offenbarungen durch Joseph Smith vor allem in L&B 19:16-19 beschrieben. Hier erklärt Jesus Christus selbst die Tiefe seines Leidens, das bereits in Getsemani begann und sich am Kreuz vollendete. Er spricht davon, dass sein Schmerz so groß war, dass er „an jeder Pore blutete“ und dennoch den Willen des Vaters erfüllte.
Auch Mosia 3:7 im Buch Mormon – ein Text, den Joseph Smith als Übersetzer der goldenen Platten hervorbrachte, die ihm vom Engel Moroni zu diesem Zweck übergeben wurden – gibt Einblick in das Sühnopfer und berichtet, dass Christus so sehr litt, dass ihm „Blut aus jeder Pore drang“.
Zusätzlich bestätigt L&B 76:22-24 das zentrale Zeugnis vom gekreuzigten und auferstandenen Christus, das Joseph Smith und Sidney Rigdon in einer Vision empfingen.
Diese Offenbarungen vertiefen das Verständnis der Ereignisse des Karfreitags, indem sie die geistige Dimension von Jesu Leiden und die universelle Bedeutung seines Sühnopfers betonen.
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