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Ehe für deine Kinder gesorgt ist

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 4 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


“Und nun, wahrlich, ich sage dir: Es ist nicht ratsam, dass du gehst, ehe für deine Kinder gesorgt ist und sie wohlwollend an den Bischof in Zion gesandt worden sind.” (Lehre und Bündnisse 99:6). 


Lehre und Bündnisse 99 – Historischer Kontext und geistliche Lehren 


Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 99 wurde am 29. August 1832 in Hiram, Ohio, an John Murdock gegeben. Murdock war ein früher Bekehrter in Kirtland, der im November 1830 durch Missionare des „Lamaniten-Auftrags“ getauft wurde. Er brachte von Anfang an eine besondere Bereitschaft mit, sich in den Dienst des Evangeliums zu stellen. Sein persönlicher Weg war jedoch von tiefem Leid geprägt: Seine Frau Julia verstarb im April 1831 kurz nach der Geburt von Zwillingen. Neben den drei älteren Kindern blieben ihm auch die neugeborenen Zwillinge, die er aus Sorge um ihr Wohlergehen Joseph und Emma Smith anvertraute. Das Schicksal der Familie war tragisch — eines der adoptierten Zwillingskinder starb in Folge eines Überfalls auf das Haus der Smiths, das andere, Julia, wuchs später bei Emma auf und wurde erwachsen. 

Murdock selbst blieb trotz dieser schweren Verluste im Werk des Herrn tätig. Bereits 1831 war er von Joseph Smith beauftragt worden, als Missionar nach Missouri zu reisen. Nach seiner Rückkehr nach Ohio nahm er wieder Missionsarbeit auf. Die Offenbarung von 1832 kam zu einer Zeit, als die Kirche ihr Missionsfeld in den östlichen Bundesstaaten ausdehnte, um Gemeinden zu stärken und neue Bekehrungen zu gewinnen. Sie zeigt bemerkenswert, dass der Herr sowohl die persönlichen Umstände als auch die geistliche Berufung seiner Diener kennt. Murdock erhielt den klaren Auftrag, erneut auf Mission zu gehen, jedoch unter der Bedingung, dass zuerst für die Versorgung seiner Kinder gesorgt sei — ein seltener, aber deutlicher Hinweis darauf, dass in Gottes Ordnung familiäre Verantwortung nicht zugunsten äußerer Dienste vernachlässigt werden darf. 


Die ersten Verse der Offenbarung (Verse 1–3) betonen die persönliche Berufung Murdocks. Der Herr spricht ihn direkt an und beauftragt ihn, in die Oststaaten zu gehen, von Haus zu Haus das Evangelium zu lehren. In dieser Formulierung liegt ein Grundprinzip geistlicher Führung: Berufungen sind individuell, persönlich zugeschnitten und beinhalten klare Handlungsanweisungen. Gleichzeitig wird die Würde des Dienstes hervorgehoben — wer den Diener empfängt, empfängt Christus selbst. Für heutiges Handeln bedeutet das, dass wir uns bewusst machen sollten, dass jede Berufung, ob groß oder klein, ein Werk im Namen Christi ist und daher mit derselben Ernsthaftigkeit und Hingabe ausgeführt werden sollte. 


Die nächsten Anweisungen (Verse 4–5) erinnern daran, dass nicht jeder die Botschaft annehmen wird. Der Auftrag, „die Füße zu reinigen“, drückt sinnbildlich aus, sich innerlich rein zu halten und ohne Bitterkeit weiterzugehen, selbst wenn man auf Ablehnung stößt. Dieses Prinzip ist zeitlos: Wer sich für Wahrheit und Rechtschaffenheit einsetzt, muss lernen, mit Widerstand umzugehen, ohne sich entmutigen zu lassen. Der Hinweis, dass der Herr bald zum Gericht kommt, ruft ins Bewusstsein, dass alles Tun letztlich vor Gott Rechenschaft findet — ein Aufruf, unser Leben bewusst und verantwortungsvoll zu gestalten. 


Besonders eindrücklich wird der familiäre Aspekt in Vers 6 betont. Bevor Murdock auf Mission geht, soll er sicherstellen, dass seine Kinder gut versorgt sind. Hier zeigt sich eine klare Priorität: Geistlicher Dienst darf nicht in Konflikt mit der Pflicht gegenüber der Familie geraten. Für heutige Gläubige ist das eine wichtige Orientierung: Wer dienen will, muss zunächst seine Grundverantwortungen im eigenen Zuhause erfüllen. 

Der Abschluss der Offenbarung (Verse 7–8) spricht von einer zukünftigen Segnung — dem Erbteil im „guten Land“ zu gegebener Zeit. Diese Zusage ist mit Geduld verbunden: Murdock soll geduldig auf Gottes Zeitpunkt vertrauen und bis zu seiner „Wegnahme“ beständig im Werk bleiben. Hier wird das Prinzip des lebenslangen Dienstes betont: Missionarische und geistliche Aufgaben sind nicht nur auf einen Lebensabschnitt beschränkt, sondern begleiten den Gläubigen bis zum Ende. 


In ihrer Gesamtheit verbindet die Offenbarung somit drei Kernbereiche: die persönliche Berufung im Werk des Herrn, den verantwortungsvollen Umgang mit familiären Pflichten und die Bereitschaft, in Geduld und Beständigkeit bis ans Lebensende zu dienen. Für unser heutiges Handeln ergeben sich daraus mehrere zentrale Lehren: 

Erstens, dass Berufungen nicht zufällig sind, sondern vom Herrn in Kenntnis unserer persönlichen Stärken, Schwächen und Lebensumstände gegeben werden. Zweitens, dass wir in unserem Dienst stets die Haltung wahren sollten, dass wir in Christi Auftrag handeln, was uns Mut gibt und zugleich zur Demut verpflichtet. Drittens, dass wir lernen müssen, Ablehnung auszuhalten und trotzdem mit reinem Herzen weiterzugehen. Viertens, dass Familie Vorrang hat und ein geistlicher Dienst erst dann in rechter Weise geschehen kann, wenn die Grundverantwortung zuhause gesichert ist. Fünftens, dass Gottes Zeitplan oft Geduld verlangt, seine Zusagen aber zuverlässig erfüllt werden. Und schließlich, dass unsere Hingabe zum Evangelium nicht an äußere Lebensphasen gebunden ist, sondern bis zum Ende unseres Erdenlebens Bestand haben sollte. 


Historisch betrachtet steht Lehre und Bündnisse 99 in einer Reihe von Offenbarungen der Jahre 1831–1832, die missionarische Ausbreitung und die Stärkung bestehender Gemeinden zum Ziel hatten. Während viele dieser Aufträge ohne Rücksicht auf persönliche Umstände formuliert wurden, ist diese Offenbarung besonders, weil sie familiäre Verantwortung ausdrücklich als Bedingung für die Ausführung der Berufung nennt. Sie ist damit ein bemerkenswerter Beleg für die Ausgewogenheit göttlicher Führung — eine Balance zwischen Pflicht gegenüber Gott und Pflicht gegenüber den Nächsten, besonders innerhalb der Familie. 


So ist diese kurze Offenbarung nicht nur ein historisches Missionsmandat für einen treuen frühen Heiligen, sondern ein zeitloses Lehrstück darüber, wie der Herr seine Diener führt, schützt und auf den rechten Weg weist. Wer sie heute liest, findet in ihr eine klare Orientierung: Diene, wo du kannst, mit voller Hingabe — aber sorge zuerst für die dir anvertrauten Menschen, vertraue Gottes Zeitplan und halte durch bis ans Ende. 


 
 
 

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