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Gemäß dem Muster, das ich euch gegeben habe

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 4 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


Und siehe, es muss gemäß dem Muster geschehen, das ich euch gegeben habe.” (Lehre und Bündnisse 94:2). 


Lehre und Bündnisse 94 – Historischer Hintergrund und Entstehung 


Die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 94 bekannt ist, wurde am 2. August 1833 in Kirtland, Ohio empfangen. Sie steht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Bauvorbereitungen für wichtige Gebäude in Kirtland – insbesondere eines Tempels und eines Hauses für die Erste Präsidentschaft, das auch als „Haus des Druckens“ bezeichnet wurde. Doch der historische Hintergrund dieses Abschnitts ist vielschichtig und eng mit den Herausforderungen und Entwicklungen der Kirche in den frühen 1830er-Jahren verknüpft. 


Der zeitliche Kontext: Eine ungewöhnliche Reihenfolge 

Obwohl Lehre und Bündnisse 94 direkt vor Abschnitt 95 im Buch abgedruckt ist, wurde Abschnitt 94 tatsächlich nach Abschnitt 97 empfangen. Diese Reihenfolge entspricht also nicht der chronologischen Abfolge der Offenbarungen. Abschnitt 97 stammt vom 2. August 1833, also demselben Tag wie Abschnitt 94, wurde aber historisch betrachtet zuerst niedergeschrieben und betrifft die Heiligen in Zion (Jackson County, Missouri). Abschnitt 94 dagegen richtet sich an die Heiligen in Kirtland, Ohio. Die parallele zeitliche Nähe der beiden Offenbarungen ist bemerkenswert und spiegelt die übergreifenden Bemühungen wider, sowohl in Zion als auch in Kirtland geistige und physische Strukturen aufzubauen. 

Diese Tatsache ist besonders interessant, da Abschnitt 97 bereits genaue Anweisungen zum Bau eines Tempels in Missouri enthält, obwohl die äußeren Umstände dort – insbesondere der sich zuspitzende Konflikt mit den Bewohnern von Jackson County – den Bau zunehmend unwahrscheinlich machten. Gleichzeitig war in Kirtland der Tempelbau ebenfalls in Planung, und Abschnitt 94 trug wesentlich zur Organisation und Vorbereitung dieses Vorhabens bei. 


Die Offenbarung in Kirtland: Pläne für zwei zentrale Gebäude 

Im Zentrum von Lehre und Bündnisse 94 stehen konkrete Bauanweisungen für zwei Gebäude: 

  1. Ein Haus für die Erste Präsidentschaft – ein Verwaltungsgebäude für die Präsidentschaft der Kirche. 

  2. Ein Druckhaus – gedacht für den Druck heiliger Schriften und anderer Materialien der Kirche. 

Vers 3 spricht ausdrücklich von einem „Haus für die Erste Präsidentschaft“, das in einem rechtwinkligen Grundriss von etwa 18 × 27 Metern gebaut werden sollte. Das Gebäude sollte an der Straße liegen und „nach Osten, nach Süden und nach Norden“ Fenster haben (Vers 4). In diesem Haus sollten die Angelegenheiten der Kirche unter der Leitung von Joseph Smith und seiner Ratgeber geleitet werden. 

Vers 10 nennt dann ein zweites Gebäude, das speziell für Druck- und Veröffentlichungszwecke errichtet werden sollte. Auch hier war ein ähnlicher Grundriss vorgesehen, um die Arbeit der Kirche zu unterstützen – insbesondere durch die Veröffentlichung von Offenbarungen, Lehren und Glaubensbekenntnissen. 

Diese Offenbarung zeigt, wie eng geistige und praktische Aufgaben miteinander verbunden waren: Die Kirche sollte nicht nur ein geistiges Zentrum errichten, sondern auch konkrete logistische Strukturen schaffen, um ihre Lehren zu verbreiten und ihre Verwaltung zu organisieren. 


Die Bedeutung des Bauens als geistiger Auftrag 

Ein auffälliges Merkmal dieser Offenbarung ist die wiederholte Betonung, dass alles „nach dem Muster“ errichtet werden soll, „das ich euch gezeigt habe“ (Vers 2, vgl. auch Verse 5 und 9). Diese Formulierung erinnert an biblische Bauaufträge – insbesondere den Bau der Stiftshütte durch Mose (vgl. 2. Mose 25:9, 40) oder den Bau des Tempels durch Salomo – und macht deutlich, dass hier heilige Gebäude entstehen sollten, die nach göttlichem Vorbild geplant werden mussten. 

Diese „Muster“ waren dabei nicht nur architektonische Baupläne im physischen Sinn, sondern auch geistige Prinzipien, die in der Planung, Durchführung und Nutzung dieser Gebäude eingehalten werden sollten. Die Bauwerke sollten der Verherrlichung Gottes dienen, wie auch der Sammlung und Heiligung seines Volkes. 


Die Rolle des Hohepriestertums und die Weihe zur Heiligkeit 

Die Offenbarung enthält auch eine klare theologische Dimension: In Vers 6 heißt es, dass diejenigen, die im Haus der Ersten Präsidentschaft wirken, „vom Priestertum ordnungsgemäß eingesetzt“ sein müssen und dass das Gebäude selbst „dem Herrn geweiht“ sein soll, damit es als ein Ort seiner „Heiligkeit“ betrachtet werden könne. Daraus wird deutlich: Nicht nur die Funktion eines Gebäudes, sondern auch die Weihe und geistige Vorbereitung der Menschen, die darin wirken, ist entscheidend für die Erfüllung des göttlichen Willens. 

Auch das Druckhaus sollte gemäß Vers 12 „dem Herrn geweiht“ werden. Beide Gebäude waren also nicht profane Bauwerke, sondern verstanden sich als geistige Zentren – Orte, an denen Heiliges geschieht, die unter göttlichem Schutz und Anspruch stehen. 


Das Grundstück der Kirche in Kirtland 

Die Baupläne bezogen sich auf ein konkretes Gelände, das der Kirche bereits gehörte: das sogenannte Kirtland Temple Lot, auf dem später der Kirtland-Tempel errichtet wurde. Auf demselben Grundstück sollten also nicht nur der Tempel, sondern auch die zwei weiteren Gebäude entstehen. Diese Zentralisierung der wichtigsten Bauwerke war strategisch und symbolisch zugleich: Sie spiegelte das Anliegen wider, geistige Führung, Publikation und Tempeldienst am selben Ort zu bündeln – ein geistiges Zentrum inmitten der Streuung der Gläubigen. 


Der weitere Verlauf: Verzögerungen und Umsetzung 

Trotz der klaren Anweisungen aus Abschnitt 94 wurde der tatsächliche Bau der beiden genannten Gebäude nicht sofort umgesetzt. Historische Aufzeichnungen zeigen, dass sich die Pläne aus verschiedenen Gründen verzögerten. Die Gemeinde war mit großen finanziellen, organisatorischen und personellen Herausforderungen konfrontiert. Die höchsten Prioritäten lagen ab 1833 auf dem Bau des Kirtland-Tempels, der schließlich 1836 geweiht wurde. 

Erst später wurden Bemühungen unternommen, auch die anderen geplanten Gebäude zu realisieren, doch viele der ursprünglichen Vorstellungen blieben unvollendet. Trotzdem hatte die Offenbarung langfristigen Einfluss: Sie verankerte den Gedanken, dass geistige Führung und Kommunikation (Veröffentlichungen) strukturell verankert und räumlich organisiert sein sollten – ein Prinzip, das sich in der späteren Geschichte der Kirche (etwa mit der Etablierung von Verwaltungsgebäuden und Druckereien in Nauvoo und Salt Lake City) wiederholt zeigt. 


Zeitgenössische Reaktionen und heutige Bedeutung 

Die Offenbarung aus Lehre und Bündnisse 94 wurde von den damaligen Heiligen als Teil einer ganzen Reihe von Instruktionen verstanden, die dem Aufbau Zions dienen sollten – in Missouri wie auch in Ohio. Auch wenn die konkreten Bauwerke nicht alle realisiert wurden, so blieb der Grundgedanke eines geordneten, geweihten Gemeindeaufbaus bestehen. 

Heute zeigt dieser Abschnitt exemplarisch, wie sehr die frühe Kirche bestrebt war, geistige Grundsätze in konkrete Strukturen zu übersetzen. Dabei ging es nicht nur um Tempel im engeren Sinne, sondern auch um Verwaltungs- und Kommunikationszentren, die der Verbreitung des Evangeliums dienten. Die wiederholte Aufforderung, alles „nach dem Muster“ zu bauen, bleibt auch heute bedeutsam – sowohl im physischen als auch im geistigen Sinne: In unseren Häusern, Gemeinden und im persönlichen Leben sollen wir Gottes Muster erkennen und ihm folgen. 


 
 
 

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