Jesus besucht die Nephiten
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“Habt ihr welche unter euch, die krank sind? Bringt sie her. Habt ihr welche, die lahm sind oder blind oder hinkend oder verkrüppelt oder aussätzig oder die verdorrt sind oder die taub sind oder die in irgendeiner Weise bedrängt sind? Bringt sie her, und ich werde sie heilen, denn ich habe Mitleid mit euch; mein Inneres ist von Barmherzigkeit erfüllt.” (3. Nephi 17:7).
Dieser Vers betont Jesu Barmherzigkeit, sein Mitgefühl und seine Macht zu heilen, was den Kern seiner Botschaft und seines Wirkens ausmacht.
Eine Zusammenfassung von 3. Nephi 17:1-12:
In 3. Nephi 17:1-12 spricht Jesus zu der versammelten Menge im Tempel im Land Überfluss und bemerkt, dass sie schwach sind und nicht alles verstehen können, was er ihnen zu dieser Zeit lehren möchte. Er fordert sie auf, nach Hause zu gehen, über seine Worte nachzudenken, den Vater um Verständnis zu bitten und sich für seine Rückkehr am nächsten Tag vorzubereiten. Jesus erklärt, dass er zum Vater gehen und sich den verlorenen Stämmen Israels zeigen wird.
Als er sieht, dass die Menschen weinen und ihn bitten, länger zu bleiben, wird er von Mitleid erfüllt. Er lädt die Kranken, Blinden, Lahmen und alle, die auf irgendeine Weise leiden, ein, zu ihm zu kommen. Voller Mitgefühl verspricht er, sie zu heilen, da er ihren Glauben erkennt. Die Menschen bringen ihre Kranken und Leidenden, und Jesus heilt jeden Einzelnen. Nach der Heilung beten alle, die geheilt wurden, und auch die Gesunden, ihn an, beugen sich nieder und küssen seine Füße.
Jesus fordert dann die Menschen auf, ihre kleinen Kinder zu ihm zu bringen. Sie setzen die Kinder um ihn herum auf den Boden, und Jesus steht in ihrer Mitte, während die Menge Platz macht.
Umsicht und Rücksichtnahme Im 3. Nephi 17:2-3 zeigt Jesus eine bemerkenswerte Umsicht und Rücksichtnahme. Er erkennt, dass die Menschen erschöpft und überwältigt sind, und sagt: „Ich sehe, dass ihr schwach seid, dass ihr nicht alle meine Worte verstehen könnt, die ich euch zu dieser Zeit sagen soll.“ Statt weiterzureden, obwohl sie nicht mehr aufnahmefähig sind, fordert er sie auf, nach Hause zu gehen, über seine Worte nachzudenken und den Vater um Verständnis zu bitten.
Das zeigt, wie tief Jesus die Bedürfnisse und Grenzen seiner Zuhörer versteht. Er respektiert ihre menschlichen Schwächen und passt seine Lehren an ihr Aufnahmevermögen an. Diese Rücksichtnahme zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur die geistige Belehrung zu geben, sondern auch die geistige und emotionale Verfassung der Menschen zu berücksichtigen.
Für uns ist dies ein Vorbild, wie wir mit anderen umgehen sollten: umsichtig, geduldig und rücksichtsvoll, insbesondere wenn sie erschöpft oder überfordert sind. Wir können lernen, anderen Raum zu geben, ihre eigenen Einsichten zu gewinnen und sie zu ermutigen, auf ihre eigene Weise und in ihrem eigenen Tempo Fortschritte zu machen.
Die verlorenen Stämme Vers 4 bezieht sich auf die sogenannten „verlorenen Stämme Israels“, und die Erwähnung passt zu den historischen Überlieferungen über die zehn verlorenen Stämme.
Zur Erklärung: Das Volk Israel bestand ursprünglich aus zwölf Stämmen, die von den zwölf Söhnen Jakobs (Israel) abstammen. Nachdem das Königreich Israel geteilt wurde (ca. 930 v. Chr.), gab es zwei Reiche:
Das Nordreich Israel mit zehn Stämmen, das 721 v. Chr. von den Assyrern erobert wurde. Viele Menschen aus diesen zehn Stämmen wurden ins Exil geführt und zerstreuten sich in fremde nördliche Länder (Jeremia 31:8).
Das Südreich Juda mit zwei Stämmen (Juda und Benjamin), das später von den Babyloniern erobert wurde, aber die Menschen kehrten später nach Jerusalem zurück.
Die zehn Stämme des Nordreichs wurden aufgrund dieser Zerstreuung als „verloren“ bezeichnet, da sie im Verlauf der Geschichte weitgehend aus den Aufzeichnungen verschwinden und es keine klaren Informationen über ihren Verbleib gibt. Dennoch gibt es in den heiligen Schriften verschiedene Hinweise darauf, dass Gott weiß, wo sie sind und dass sie in den letzten Tagen gesammelt werden sollen.
Vers 4 in 3. Nephi bezieht sich auf diese verlorenen Stämme. Jesus sagt, dass er nach seinem Weggang den Vater besuchen und sich auch den verlorenen Stämmen Israels zeigen werde. Dies bedeutet, dass diese Stämme zwar für die Menschen "verloren" sind, aber nicht für Gott – er weiß genau, wo sie sich befinden. Die Lehre, die Jesus in diesem Vers vermittelt, unterstreicht die umfassende Sorge Gottes für alle seine Kinder, egal, wo sie sich befinden, und kündigt die Verheißung an, dass sie in der Zukunft zurückkehren und wieder gesammelt werden.
Im weiteren theologischen Kontext, besonders in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wird davon ausgegangen, dass die zehn Stämme eine Rolle im Plan Gottes spielen und dass sie am Ende der Zeiten gesammelt und wieder in den Bund Israels eingegliedert werden. Zu diesem Zweck überbrachte der Mose des Alten Testamentes Joseph Smith 1836 im Kirtland-Tempel die Schlüsselvollmacht zur Sammlung Israels und der zehn verlorenen Stämme (Lehre und Bündnisse 110:11).
Jesu Reaktion auf die traurige Menge Als Jesus in Vers 5 bemerkte, dass die Menge im Tempel traurig war und in Tränen ausbrach, weil er angekündigt hatte, zu seinem Vater zu gehen, reagierte er mit tiefem Mitgefühl. Er sah, dass sie ihn weiter bei sich haben wollten, und er wurde innerlich bewegt. In Vers 6 heißt es: „Siehe, mein Inneres ist von Mitleid für euch erfüllt.“
Statt sofort zu gehen, ließ er sich von ihrem Glauben und ihrer Sehnsucht berühren. Er fragte sie, ob es Kranke, Lahme, Blinde, Aussätzige oder andere Leidende unter ihnen gäbe und forderte sie auf, diese Menschen zu ihm zu bringen. Jesus versprach, sie zu heilen, denn er hatte tiefes Mitgefühl mit ihnen und erkannte ihren Glauben. In Vers 8 sagte er: „Ich sehe, dass ihr genügend Glauben habt, dass ich euch heilen kann.“
In dieser Reaktion zeigt sich Jesu unglaubliche Barmherzigkeit und Liebe. Obwohl er bereits angekündigt hatte, dass seine Zeit nahe sei, blieb er länger bei ihnen, um sie zu trösten und ihnen zu helfen. Er heilte jede einzelne Person, die zu ihm gebracht wurde. Diese Begebenheit zeigt, wie sehr Jesus auf das Leid der Menschen eingeht und dass er durch seine Macht und Liebe bereit ist, ihnen in ihren Nöten zu helfen. Es ist ein starkes Beispiel für seine Empathie und seine Bereitschaft, sein Volk in ihren schwächsten Momenten zu unterstützen und zu segnen.
Glaube ist Voraussetzung für die Heilung durch Jesus Im Neuen Testament gibt es mehrere Stellen, an denen Jesus betont, dass der Glaube der Menschen eine entscheidende Rolle für Heilungen spielt. Ein bekanntes Beispiel ist in Matthäus 9:22, wo Jesus zur blutflüssigen Frau sagt: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet.“ Auch bei anderen Wundern, wie der Heilung des Blinden Bartimäus (Markus 10:52), sagt Jesus: „Dein Glaube hat dich gerettet.“
Diese Aussagen machen deutlich, dass Jesus häufig den Glauben der Menschen als Voraussetzung für Heilungen nennt. Der Glaube dient nicht nur als Ausdruck ihres Vertrauens in seine göttliche Macht, sondern auch als innere Offenheit, durch die sie geistig und körperlich empfänglich für seine Heilung werden.
In 3. Nephi 17, wie du richtig anmerkst, erkennt Jesus ebenfalls den Glauben der Menschen an, bevor er sie heilt. In Vers 8 sagt er: „Ich sehe, dass ihr genügend Glauben habt, dass ich euch heilen kann.“ Dies entspricht dem Muster, das wir auch im Neuen Testament sehen: Glaube ist der Schlüssel, der die göttliche Macht zur Heilung freisetzt.
Es ist also klar, dass Jesus von denen, die geheilt werden wollen, erwartet, dass sie Vertrauen und Glauben in seine Macht haben. Dies lehrt uns, dass Glaube eine aktive Voraussetzung für geistige und oft auch körperliche Heilung ist. Es ist nicht nur die Macht Jesu, die heilt, sondern auch die Bereitschaft der Menschen, auf diese Macht zu vertrauen und sich ihr anzuvertrauen.
Ehrerbietung durch die Menge In 3. Nephi 17:10 lesen wir, dass nach den Heilungen alle, sowohl diejenigen, die geheilt wurden, als auch die Gesunden, sich niederbeugten und Jesus anbeteten. Einige der Menschen kamen so nahe, dass sie seine Füße küssten und sie mit ihren Tränen benetzten. Diese Handlung trägt eine tiefe symbolische Bedeutung und spiegelt intensive Gefühle von Ehrfurcht, Dankbarkeit und Liebe wider.
Hier sind einige Aspekte, die das Anbeten Jesu und das Benetzen seiner Füße mit Tränen erklären:
1. Anbetung Jesu als Ausdruck göttlicher Verehrung Die Menge erkennt in Jesus mehr als nur einen Lehrer oder Heiler – sie sehen ihn als ihren göttlichen Erlöser. Durch das Niederknien und die Anbetung zeigen sie ihre tiefe Verehrung und Dankbarkeit gegenüber ihm. Dies zeigt, dass sie sich seiner göttlichen Natur und seiner Rolle als Sohn Gottes bewusst sind. In der Bibel ist das Niederknien häufig ein Zeichen der Anbetung und Demut vor Gott, und durch diese Handlung erkennen sie Jesu göttlichen Rang an.
2. Dankbarkeit und Demut Das Benetzen seiner Füße mit Tränen und das Küssen seiner Füße sind Zeichen äußerster Dankbarkeit, Demut und tiefer emotionaler Reaktion. Es erinnert an die Geschichte im Neuen Testament, in der eine sündige Frau Jesu Füße mit ihren Tränen benetzt und mit kostbarem Öl salbt (Lukas 7:37-38). Diese Geste drückt tiefe Reue, Dankbarkeit und Demut aus.
In 3. Nephi 17 sehen die Menschen in Jesus jemanden, der nicht nur ihre körperlichen Leiden geheilt hat, sondern auch ihre Herzen berührt und ihren Glauben gestärkt hat. Diese tiefe emotionale Reaktion spiegelt das Erkennen seiner unvergleichlichen Macht und Gnade wider.
3. Symbol für Reinigung und Erneuerung Das Benetzen der Füße mit Tränen könnte auch symbolisch für die Reinigung und Erneuerung stehen. Ihre Tränen könnten ein Ausdruck ihrer geistigen Läuterung sein – sie werden durch Jesu Gegenwart nicht nur körperlich geheilt, sondern auch geistig erneuert. In der heiligen Schrift stehen Tränen oft für Reue, und die Berührung der Füße Jesu könnte ihre Hingabe und Bereitschaft darstellen, sich ihm völlig zu unterwerfen und von ihm erneuert zu werden.
4. Tiefe Verbindung mit Christus Die Tatsache, dass sie seine Füße küssen, zeigt eine enge, persönliche und respektvolle Verbindung mit Jesus. In der antiken Welt galt das Küssen der Füße als Zeichen tiefster Ehrerbietung. Die Menschen in 3. Nephi 17 drücken damit ihre völlige Hingabe und ihr Vertrauen in Jesus als ihren Erlöser aus.
Zusammengefasst: Die Anbetung Jesu und das Benetzen seiner Füße mit Tränen in Vers 10 sind kraftvolle Ausdrucksformen von tiefer Demut, Dankbarkeit und Verehrung. Sie verdeutlichen, dass die Menschen in Jesus den Messias erkennen und auf seine göttliche Macht vertrauen, sowohl um ihre körperlichen als auch ihre geistigen Bedürfnisse zu stillen. Diese Handlung zeigt ihre totale Hingabe und ihren Glauben an ihn als den Sohn Gottes und Erlöser der Welt.
Lehren die wir ziehen können
Aus 3. Nephi 17:1-12 können wir mehrere wichtige Lehren für unser eigenes Verhalten ziehen:
Mitgefühl zeigen: Jesus handelt aus tiefem Mitgefühl für die Menschen. Wir können daraus lernen, empathisch gegenüber anderen zu sein, besonders gegenüber denjenigen, die leiden oder Hilfe benötigen.
Glauben und Vertrauen: Die Menschen hatten genug Glauben, um an Jesu Heilungskraft zu glauben. Auch wir sollten Vertrauen in Gott und seine Fähigkeit haben, uns zu helfen – sowohl in körperlichen als auch in geistigen Nöten.
Hilfsbereitschaft: Die Menschen brachten ihre kranken und leidenden Angehörigen zu Jesus. Dies lehrt uns, dass wir füreinander verantwortlich sind und anderen helfen sollen, zu Gott zu kommen oder die nötige Hilfe zu erhalten.
Dankbarkeit und Anbetung: Nachdem sie geheilt wurden, zeigten die Menschen ihre Dankbarkeit und beteten Jesus an. Wir sollten Dankbarkeit für die Segnungen und Hilfe in unserem Leben zeigen und Gott immer verehren.
Die Unschuld der Kinder schätzen: Jesus lud die Kinder ein, zu ihm zu kommen. Dies erinnert uns daran, die Reinheit und den Wert von Kindern zu schätzen und auch in uns selbst eine kindliche Demut und Offenheit für Gottes Einfluss zu bewahren.
Zusammengefasst: Wir sollten mitfühlend, glaubensvoll, hilfsbereit und dankbar sein sowie die Unschuld und Demut bewahren, um auf Gottes Willen und Liebe zu reagieren.
Welche Charaktereigenschaften Jesu zeigen sich in seiner Aufforderung, die Kranken zu ihm zu bringen?
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