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Ich, der Herr, habe Wohlgefallen daran, dass es eine Schule in Zion gibt

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit
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Schule der Propheten

(Bild: Quelle)


“Siehe, ich sage euch in Bezug auf die Schule in Zion: Ich, der Herr, habe Wohlgefallen daran, dass es eine Schule in Zion gibt, und auch an meinem Diener Parley P. Pratt, denn er verbleibt in mir.” (Lehre und Bündnisse 97:3). 


Lehre und Bündnisse 97 – Historischer Kontext und Entstehung 


Die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 97 bekannt ist, wurde am 2. August 1833 in Kirtland, Ohio, gegeben – in einer Zeit dramatischer Entwicklungen sowohl in Kirtland als auch in Zion, dem Gebiet um Independence im Jackson County, Missouri. Die junge Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage befand sich inmitten intensiver geistiger und organisatorischer Aufbauarbeit. Während in Kirtland erste Baupläne für einen Tempel und dazugehörige Einrichtungen wie ein Schulhaus und Verwaltungsgebäude Gestalt annahmen, wurde die Lage in Missouri zunehmend angespannt. Die Mitglieder in Jackson County waren dort bereits im Begriff, ihre Verheißungen von Zion zu verwirklichen, doch gleichzeitig sahen sie sich wachsendem Widerstand und Gewalt durch die ansässige Bevölkerung ausgesetzt. 

Im Juli 1833 erreichte die Situation in Missouri einen tragischen Wendepunkt. Am 20. Juli stürmte ein gewalttätiger Mob die Kircheigene Druckerei, die unter der Leitung von William W. Phelps stand. Die Angreifer zerstörten nicht nur Maschinen und Manuskripte, sondern bedrohten auch die Existenz der gesamten Gemeinde. Wenige Tage später, am 23. Juli, sahen sich die Führer der Kirche in Missouri gezwungen, einem erzwungenen „Friedensabkommen“ zuzustimmen, in dem sie erklärten, Jackson County bis Ende des Jahres zu verlassen. Die Heiligen standen damit vor der bitteren Aussicht, ihr verheißungsvolles Erbe in Zion aufzugeben – zumindest vorerst. 


Diese Umstände führten dazu, dass mehrere Briefe nach Kirtland geschickt wurden, in denen die Missouri-Heiligen dringend um geistliche Führung baten. Insbesondere wollten sie wissen, wie sie angesichts der dramatischen Entwicklung mit ihrer Mission, Zion aufzubauen, fortfahren sollten. Auch baten sie um Offenbarung zur „Schule der Ältesten“, jener Schule der Ältesten, die in Zion eingerichtet werden sollte, um künftige Führer und Lehrer im Evangelium auszubilden. In dieser Lage wandten sich ihre Herzen der Quelle geistiger Offenbarung zu: dem Propheten Joseph Smith. 


Am 2. August 1833 empfing Joseph Smith in Kirtland die Offenbarung, die später als L&B 97 kanonisiert wurde. Vier Tage später, am 6. August, wurde ein umfassender Brief mit mehreren Offenbarungen nach Missouri geschickt – darunter auch die Abschnitte 9497 und 98L&B 94 enthielt Anweisungen zum Bau von Verwaltungsgebäuden in Kirtland und war ebenfalls am 2. August gegeben worden. L&B 95, wenige Wochen zuvor empfangen, rief die Heiligen in Ohio energisch dazu auf, mit dem Tempelbau voranzuschreiten. So bildete L&B 97 die direkte, göttliche Antwort auf die Nöte und Fragen der Missouri-Gemeinde – eingebettet in eine Reihe von Offenbarungen, die das Thema Tempel, Vorbereitung und Heiligkeit betonten. 


Die Offenbarung L&B 97 beginnt mit einer bemerkenswert positiven Note: Der Herr lobt die Demut und Lernbereitschaft vieler Mitglieder in Zion. Ihre „Gebete sind zum Herrn emporgestiegen“ und sie haben sich bemüht, rechtschaffen zu wandeln. Doch gleichzeitig enthält die Offenbarung auch ernste Ermahnungen und Warnungen. Die Gemeinde wird sinnbildlich mit einem Baum verglichen – jener, der gute Früchte bringt, wird behalten; doch der, der keine Frucht bringt, wird „gefällt und ins Feuer geworfen“. Diese Bildsprache verweist auf das Gericht Gottes und betont die Notwendigkeit, nicht nur im Glauben zu stehen, sondern auch in Taten beständig zu sein. 


Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Tempelbau. Die Heiligen werden angewiesen, unverzüglich mit dem Bau eines Hauses für den Herrn zu beginnen – gemäß dem göttlichen Muster. Dieses Haus soll nicht nur ein Ort der Anbetung sein, sondern vor allem auch ein Raum des Lernens, der Erkenntnis und der geistigen Schulung. Die Offenbarung legt nahe, dass die „Schule der Ältesten“ in eben diesem Haus stattfinden soll, damit alle Lehrer darin unterwiesen und vorbereitet werden können, „wie sie unterweisen und alle Dinge verstehen können, was Zion betrifft“. So wird der Tempel nicht nur als heilige Stätte, sondern als Zentrum der Unterweisung, Offenbarung und geistigen Ausbildung verstanden. 


Bemerkenswert ist, dass die Offenbarung nicht nur Anweisungen und Aufträge enthält, sondern auch tiefe Verheißungen. Sollte das Volk gehorsam sein und das Haus des Herrn nach dem ihm gezeigten Muster errichten, so werde Gott selbst in seiner Herrlichkeit darin wohnen. Er werde Zion zur „hohen Burg“ machen, sie beschützen und segnen. Der Geist des Herrn würde unter ihnen weilen, und das Werk würde groß, herrlich und unerschütterlich werden. Diese Worte mussten inmitten der Notlage in Missouri wie Balsam auf den Seelen der Gläubigen gewirkt haben. 


Doch gleichzeitig enthält die Offenbarung auch die ernste Mahnung, dass bei Ungehorsam „heftige Bedrängnis“ folgen werde. Rückblickend ist besonders tragisch, dass genau in dem Moment, in dem Joseph Smith diese Offenbarung niederschrieb, in Missouri bereits die Ereignisse der Vertreibung voll im Gange waren. Als die Offenbarung schließlich die Heiligen im Jackson County erreichte, war das Druckereigebäude bereits zerstört und der Mobbgewalt war kaum noch zu entkommen. Die Frage, ob der Tempel in Zion tatsächlich gebaut werden konnte, war bereits rein hypothetisch geworden. 


Diese Diskrepanz zwischen göttlicher Verheißung und irdischer Realität führte später zu einer bedeutenden Entwicklung in der Kirchengeschichte. Im Januar 1841, in Lehre und Bündnisse 124, wurde der ursprüngliche Auftrag zum Bau des Tempels in Zion formal aufgehoben. Der Herr sagte darin, dass die Heiligen „aus der Zeit ihrer Errettung entbunden“ seien, weil sie durch widrige Umstände gehindert wurden, das Werk zu vollenden. Dies zeigt, dass Gott sowohl Gehorsam als auch Umstände berücksichtigt – ein tröstender Gedanke für alle, die trotz aller Bemühungen scheitern mussten. 

Die Offenbarung L&B 97 steht somit an einer bedeutenden Wende der Kirchengeschichte. Sie verbindet die tiefen geistigen Bestrebungen der Heiligen in Missouri mit dem Idealbild einer heiligen Stadt, eines Tempels, eines Volkes Gottes – und sie tut dies inmitten realer Verfolgung, Unsicherheit und Gewalt. Ihre Aussagen über Heiligkeit, Schulung, Gehorsam, Tempelarbeit und göttlichen Schutz bieten eine Fülle von Lehren, die auch heute noch in unserer Zeit bedeutungsvoll sind. Historisch gesehen bildet L&B 97 nicht nur eine Antwort auf die Krise in Zion, sondern auch einen Höhepunkt der frühen Tempeltheologie der Kirche. Sie erinnert uns daran, dass Zion nicht allein ein geografischer Ort ist, sondern vor allem ein geistiger Zustand – ein Volk, das Gott sucht, ihm dient und bereit ist, für seinen Namen Opfer zu bringen, selbst unter widrigsten Umständen. 


 
 
 

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