Ich, Gott, habe das für alle gelitten
- manfred.lobstein
- vor 2 Tagen
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(Bild: Quelle)
“Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren; ...” (Lehre und Bündnisse 19:16-19).
Die wichtigste Handlung Jesu im Garten Getsemani war sein Sühnopfer, bei dem er alle Leiden, Sünden, Schmerzen und Übel der Menschheit auf sich nahm. Dies geschah aus unendlicher Liebe, damit wir durch sein Blut gereinigt werden und eines Tages wieder in die Gegenwart Gottes zurückkehren können.
Diese heilige Handlung im Garten Getsemani war der Beginn des Sühnopfers, das mit seinem Tod am Kreuz (Karfreitag) und seiner Auferstehung (Ostersonntag) vollendet wurde.
Der Donnerstag der Karwoche wird traditionell als Gründonnerstag bezeichnet.
An diesem Tag wird an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert. In der katholischen und orthodoxen Tradition ist es auch der Tag, an dem die Fußwaschung zelebriert wird, um die Demut und den Dienst Jesu zu betonen. Zudem beginnt mit dem Gründonnerstag das österliche Triduum, die drei heiligen Tage bis Ostersonntag.
Die Herkunft des Wortes "Gründonnerstag" ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass es sich von "greinen" (weinen) ableitet, eine andere führt es auf den alten Brauch zurück, an diesem Tag grüne Speisen zu essen.
Am Gründonnerstag spielte sich eine Reihe bedeutender Ereignisse im Leben Jesu und seiner Jünger ab, die tiefgreifende spirituelle und theologische Bedeutungen haben. Zunächst versammelte sich Jesus mit seinen zwölf Jüngern zum letzten Abendmahl, bei dem er das Abendmahls-Sakrament einsetzte. Er nahm Brot, brach es und gab es seinen Jüngern mit den Worten, dass es sein Leib sei, ebenso nahm er den Kelch mit Wein und erklärte, dass es sein Blut des neuen Bundes sei, das zur Vergebung der Sünden vergossen werde. Damit stiftete er eine heilige Handlung, die für Christen bis heute zentral ist.
Während des Mahls offenbarte Jesus, dass einer der Jünger ihn verraten würde – Judas Iskariot –, der kurz darauf hinausging, um die Hohepriester zu informieren. Ebenso prophezeite Jesus, dass Petrus ihn dreimal verleugnen werde, bevor der Hahn krähte. Eine weitere eindrucksvolle Handlung Jesu an diesem Abend war die Fußwaschung, mit der er seinen Jüngern Demut und dienende Liebe vorlebte.
Nach dem Mahl zog sich Jesus mit seinen engsten Jüngern in den Garten Getsemani zurück, um zu beten. Dort durchlebte er eine tiefe seelische Qual, schwitzte laut Lukas' Bericht sogar Blut und bat den Vater, wenn möglich, den bitteren Kelch an ihm vorübergehen zu lassen, unterwarf sich jedoch völlig dem göttlichen Willen. Während er betete, schliefen seine Jünger wiederholt ein, obwohl er sie gebeten hatte, mit ihm zu wachen.
Schließlich kam Judas mit einer Gruppe von Soldaten und Dienern der Hohepriester, um Jesus zu verraten. Er identifizierte ihn mit einem Kuss, woraufhin Jesus verhaftet wurde. Petrus zog noch sein Schwert und schlug einem der Diener das Ohr ab, doch Jesus heilte ihn und ließ sich widerstandslos gefangen nehmen. Damit begann die Leidenszeit Jesu, die am nächsten Tag mit seiner Kreuzigung ihren Höhepunkt erreichte.
Hier sind die Ereignisse des Gründonnerstags mit den passenden Schriftstellen aus dem Neuen Testament:
Das letzte Abendmahl und die Einsetzung des Abendmahls
1 Korinther 11:23–26
Die Ankündigung des Verrats durch Judas
Die Fußwaschung als Zeichen der Demut
Die Ankündigung der Verleugnung durch Petrus
Das Gebet Jesu im Garten Getsemani und die schlafenden Jünger
Der Verrat durch Judas und die Gefangennahme Jesu
Matthäus 26:47–56
Markus 14:43–50
Lukas 22:47–53
Johannes 18:1–12
Jede dieser Schriftstellen beschreibt einen entscheidenden Moment am Gründonnerstag, der tiefgehende Bedeutung für die christliche Theologie und das Verständnis von Jesu Opfer hat.
Das dreimalige Beten Jesu und das dreimalige Einschlafen und Wecken der Jünger im Garten Getsemani tragen eine tiefere symbolische Bedeutung. Die Zahl drei hat in der Bibel eine besondere Rolle und steht oft für Vollständigkeit, Bestätigung und göttliche Ordnung. Man findet sie in der Dreieinigkeit, in den drei Tagen zwischen Jesu Tod und Auferstehung oder im dreifachen „Heilig, heilig, heilig“ der Engel in Jesaja 6:3.
Dass Jesus dreimal betet, unterstreicht die Intensität seines inneren Ringens und seiner völligen Unterwerfung unter den Willen des Vaters. Jedes Mal bittet er, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge, wenn es möglich ist, doch er fügt immer hinzu: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Dies erinnert auch an die dreifache Versuchung Jesu in der Wüste, bei der er dem Satan widersteht. Nun steht er vor der letzten und schwersten Prüfung – dem Leiden für die Sünden der Welt –, und erneut bleibt er standhaft.
Im Gegensatz dazu stehen die Jünger, die dreimal einschlafen, obwohl Jesus sie bittet, mit ihm zu wachen und zu beten. Ihr wiederholtes Versagen zeigt ihre menschliche Schwäche und Unfähigkeit, in der Stunde der größten Not Jesu bei ihm zu bleiben. Dieses dreifache Einschlafen könnte auch auf die kommende dreifache Verleugnung durch Petrus hindeuten, der sich ebenfalls als schwach erweisen wird. Gleichzeitig ist es ein Sinnbild für geistliche Unachtsamkeit – Jesus hatte sie zuvor ermahnt, wachsam zu bleiben, doch sie sind nicht in der Lage, seine Bitte zu erfüllen.
In diesem Kontrast zwischen Jesu entschlossener Hingabe und der Schwäche der Jünger wird eine tiefere Wahrheit sichtbar: Während der Sohn Gottes den Heilsplan durch seinen Gehorsam erfüllt, sind die Menschen ohne die göttliche Kraft nicht fähig, ihm beizustehen. Jesu Bereitschaft, das Leiden auf sich zu nehmen, steht der Unfähigkeit der Jünger gegenüber, wach zu bleiben – ein Sinnbild dafür, dass das Heil allein durch Christus kommt und nicht durch menschliche Anstrengung.
In den wiederhergestellten Schriften wird der Gründonnerstag nicht ausdrücklich als solcher bezeichnet, doch die Ereignisse dieses Tages finden sich an mehreren Stellen. In L&B 20:75–79 wird die Einsetzung des Abendmahls erwähnt, das Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl einführte. Die Joseph-Smith-Übersetzung (JST) von Matthäus 26:11-12 gibt zusätzliche Einsichten über die Ankündigung des Verrats durch Judas. Auch in 3. Nephi 18 wird das Abendmahl thematisiert, als Jesus nach seiner Auferstehung das Sakrament unter den Nephiten einführt, was auf die ursprüngliche Einsetzung in Jerusalem verweist. Die Lehren über das Gebet in L&B 10:5 und L&B 88:126 spiegeln die Dringlichkeit von Jesu Aufruf an seine Jünger wider, im Garten Getsemani mit ihm zu wachen und zu beten. Die zentrale Bedeutung von Jesu Leiden und Sühnopfer in L&B 19:16–19 gibt zudem tiefe Einblicke in das Geschehen in Getsemani, das in den Evangelien überliefert ist.
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