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Jährlich ein Zehntel des Ertrags abgeben

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 3 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit
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Die Witwe, die alles gab, was sie hatte

(Bild: Quelle)


“Und danach sollen diejenigen, die so gezehntet worden sind, jährlich ein Zehntel all ihres Ertrags bezahlen; und das soll für sie, für mein heiliges Priestertum, ein feststehendes Gesetz sein immerdar, spricht der Herr.” (Lehre und Bündnisse 119:4). 


Lehre und Bündnisse 119 — Das Gesetz des Zehnten 


Im Juli 1838, genau am 8. Juli, empfing Joseph Smith in Far West, Missouri, eine Offenbarung, die den Heiligen das Gesetz des Zehnten in klarer Form darlegte. Josephs dringende Bitte lautete: „O Herr! Zeige deinen Dienern, wie viel du vom Eigentum deines Volkes als Zehnten verlangst.“ Die Antwort darauf ist in Abschnitt 119 der Lehre und Bündnisse überliefert. 


Diese Offenbarung stellt eine bedeutende Entwicklung dar: Zum ersten Mal trat ein verbindliches Gesetz des Zehnten in der Kirche hervor. Davor lag der Schwerpunkt auf dem Gesetz der Weihung und Treuhandschaft — einem umfassenden ökonomischen Bündnis, in das hauptsächlich die führenden Ältesten eintraten. Dazu gehörte, dass Mitglieder ihre Besitztümer in Treuhanstand gaben, im Sinne der gerechten Verteilung nach Bedürfnissen. Doch weil dieses Prinzip nicht konsequent eingehalten wurde, zog der Herr es zurück und ersetzte es durch das klar definierte Gesetz des Zehnten, das an die gesamte Kirche gerichtet war. 


In Vers 1 der Offenbarung heißt es: „Ich verlange, dass all ihr überschüssiges Eigentum dem Bischof meiner Kirche in Zion in die Hände gelegt werde“ — und zwar „für den Bau meines Hauses und um die Grundlage zu legen für Zion und für das Priestertum und für die Schulden der Präsidentschaft meiner Kirche.“ Damit verbindet sich ein dreifacher Zweck: ehe die Mitglieder regulären Zehnten zahlen, sollen sie zunächst sinnvoll überschüssiges Eigentum einsetzen — eine Rückkehr zu den Idealen der Treuhandschaft, wenn auch in reformierter Form. 


Vers 3 beschreibt diesen Vorgang als „den Anfang des Zehntens“ des Volkes. Die wahre Novität ergibt sich in Vers 4: Danach sollen diejenigen, die ihren Überschuss entrichtet haben, jährlich ein Zehntel ihres Ertrags als Zehnten geben. Der Herr erklärt, dieses sei ein feststehendes, ewiges Gesetz für das heilige Priestertum. 


Diese Regelung war nicht nur eine Aufforderung zu materieller Hingabe, sondern eine praktische wirtschaftliche Anweisung. Sie verband weiterhin, wenn auch in veränderter Weise, den Geist der Weihung mit der Stabilisierung der kirchlichen Struktur durch regelmäßige Beiträge — insbesondere zur Unterstützung von Bauprojekten, zur Schuldentilgung und zur Errichtung einer heiligen Gemeinschaft in Zion. 


Vers 5 betont die Konsequenzen: Wer dieses Gesetz nicht befolgt — also weder seinen Überschuss entrichtet noch jährlich den Zehnten zahlt — werde als unwürdig erachtet, im Land Zion bleiben zu dürfen. Vers 6 verschärft den Anspruch: Wenn die Heiligen dieses Gesetz nicht heiligen und somit Zion nicht für den Herrn heiligt, dann werde es kein Land Zion sein. Die Heiligkeit des Landes ist also eng verknüpft mit der Implementierung dieses göttlichen Gesetzes. 


Schließlich verordnet Vers 7, dass dieses Gesetz ein Beispiel für alle Pfähle Zions sein solle — also über Far West hinaus für alle lokale Gemeindestrukturen relevant ist. Damit war klar: Das Gesetz des Zehnten gilt nicht nur temporär oder regional, sondern als verbindliche Ordnung für das gesamte kirchliche Leben. 


Kontextuell war die Offenbarung vor dem Hintergrund großer wirtschaftlicher Not in Kirtland und Missouri besonders dringlich. Die frühe Kirche litt unter finanziellen Schwierigkeiten, die auf Kirtland-Projekte, Bankengagements und darauf aufbauende Schulden zurückgingen. Viele Mitglieder waren verarmt, hatten Haus und Hof verloren. Far West und das Streben nach Zion, dem heiligen Ort, gurkten inmitten dieser prekären Situation gospeldoctrine.com


Vor diesem Hintergrund erklärt sich verständlicherweise Josephs dringendes Gebet um göttliche Richtlinien für kirchliche Finanzen. Die Offenbarung war eine Antwort, die erstmals eine institutionalisiert verbindliche und zugleich flexible Lösung bot: Überschuss einbringen und daraufhin ein jährlicher Beitrag von einem Zehntel des Ertrags. 


Zudem betont der historische Kommentar, dass das Verständnis von „Zehnten“ in früheren Offenbarungen — etwa D&C 64:23, 85:3, 97:11 — ursprünglich nicht auf ein exaktes Zehntel beschränkt war, sondern freiwillige Gaben umfasste gospeldoctrine.com. Nur mit DC 119 wurde erstmals mathematische Klarheit geschaffen: Zehntel bedeutet ein Zehntel des Ertrags. 


Theologisch dürfte diese Regelung auch praxisorientiert interpretiert werden: Eine Möglichkeit, Glaube durch konkrete Taten zu zeigen, und zugleich ein Mittel der sozialen Sicherheit und des Gemeinschaftsbetriebs. Clark, Romney und andere führende Theologen und Kirchenführer bezogen sich später darauf, wie das Konzept von Überschuss und Zehnten im Kontext moderner Kirche angewendet wird — etwa durch Fastopfer, Wohlfahrts-Plan, Bischofslager, etc. gospeldoctrine.com. Zum Beispiel betont J. Reuben Clark, Jr., dass die heutigen gabenbasierten und wohlfahrtsgeführten Systeme in vielen Aspekten das ursprüngliche Prinzip fortsetzen; Harold B. Lee und Victor L. Brown weisen auf Parallelen zwischen dem Wohlfahrtsplan und dem Vereinigten Orden hin, während Hinckley und Faust die Einfachheit und geistliche Dimension des Zehnten hervorheben gospeldoctrine.com


Wenn wir also Abschnitt 119 betrachten, sehen wir mehr als nur ein Wirtschaftsgesetz. Wir erkennen einen Übergang von umfangreicher, auf Treuhand gegründeter Weihung hin zu einem praktikablen, klar definierten System kirchlichen finanziellen Teilens. Die Heiligkeit des Landes und der Priesterschaft, die Stabilität der Leitung, die Erweiterung von Gemeinschaft und Infrastruktur hängen davon ab. Gleichzeitig bleibt Raum für persönlichen Glauben und freie Entscheidungsfindung: Mitglieder sollen erkennen, was „Überschuss“ ist, und freiwillig handeln, bevor sie sich dem Zehnten verpflichten. 

Das Gesetz des Zehnten ist also eine ideale Schnittstelle zwischen individuellem Geist (Freiwilligkeit, Bündnis, Glaubensvollzug) und institutioneller Notwendigkeit (Finanzstruktur, Gemeinschaftsaufbau, Solidarität). Es zeigt, wie göttliche Offenbarung praktische Anleitung bietet, auch unter angespannten Umständen — und wie später die Prinzipien in veränderten Umständen legitim weitergelebt werden können. 


Schlussgedanke und Frage 

L&B 119 zeigt uns, dass der Herr sein Werk nicht nur durch geistige Gaben, sondern auch durch materielle Opfer voranbringt. Der Zehnte ist dabei mehr als eine finanzielle Ordnung: Er ist ein ewiges Gesetz, das ein Band zwischen Gott und seinen Kindern knüpft und ihnen die Möglichkeit gibt, aktiv am Aufbau Zions mitzuwirken. Diese Offenbarung erinnert uns daran, dass unsere Opfergaben – ob groß oder klein – geheiligt werden, wenn wir sie im Glauben darbringen, und dass sie uns in eine tiefere Beziehung mit dem Herrn führen. 

Die entscheidende Frage für uns heute lautet: Wie können wir den Zehnten nicht nur als Pflicht, sondern bewusst als heilige Opfergabe verstehen, die unser Band zum Herrn stärkt und uns hilft, Zion in unserer Zeit aufzubauen? 


 
 
 

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