Lasst uns frohgemut alles tun, was in unserer Macht liegt
- manfred.lobstein

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(Bild: Quelle)
„Darum, vielgeliebte Brüder, lasst uns frohgemut alles tun, was in unserer Macht liegt, und dann mögen wir mit größter Zuversicht ruhig stehen, um die Errettung Gottes zu sehen und dass sein Arm offenbar werde.“ (Lehre und Bündnisse 123:17).
Lehre und Bündnisse 123:1-17 – Frohgemut alles tun – Unsere Pflicht im Angesicht von Widerstand und Verfolgung
Historischer Kontext
Der Abschnitt 123 ist Teil eines langen Briefes, den Joseph Smith und seine Mitgefangenen am 20. März 1839 aus dem Gefängnis in Liberty, Missouri, an die Heiligen sandten. Diese Zeit war für die frühe Kirche geprägt von massiver Verfolgung, Vertreibung, Enteignung und Gewalt. Die Heiligen hatten Hab und Gut verloren, viele waren ermordet oder misshandelt worden, und Joseph selbst war ohne Aussicht auf schnelle Befreiung inhaftiert. Inmitten dieser widrigen Umstände erhielten die Gläubigen Anweisungen, ihre Leiden schriftlich festzuhalten und sie sowohl der Öffentlichkeit als auch der Regierung vorzulegen.
Dieser Hintergrund macht deutlich: Der Abschnitt ist keine bloße juristische Handlungsanweisung, sondern ein geistlicher Appell, in Bedrängnissen Verantwortung zu übernehmen, Zeugnis abzulegen und Hoffnung auf die zukünftige Gerechtigkeit Gottes zu bewahren.
Verse 1–6: Sammeln, dokumentieren, bezeugen
Joseph fordert die Heiligen auf, „die Berichte über alle Tatsachen sowie die Leiden und Misshandlungen“ zu sammeln (V. 1). Es geht nicht nur um persönliche Wiedergutmachung, sondern darum, ein umfassendes Zeugnis für kommende Generationen und für die Weltgeschichte festzuhalten. Auch sollen der Verlust von Eigentum, Ruf und persönlichem Wohlergehen dokumentiert werden (V. 2–3).
Er schlägt vor, dass ein Komitee dies systematisch zusammenträgt (V. 4), einschließlich der verleumderischen Veröffentlichungen, die im Umlauf sind (V. 5). Dieses Werk soll nicht im Verborgenen bleiben, sondern „aller Welt bekanntmachen“ und den „Spitzen der Regierung“ vorgelegt werden (V. 6).
Die Parallele zur Bibel ist naheliegend: Auch im Alten Testament finden wir Klagepsalmen, in denen das Volk Israel seine Not und Verfolgung vor Gott und der Gemeinschaft bekennt (Psalm 44). Ebenso im Buch Mormon: Alma und sein Volk unter der Herrschaft Amulons hielten ihre Leiden fest, bevor der Herr sie wunderbar befreite (Mosia 24:8–15).
Bemerkenswert ist, dass Joseph den Bericht nicht nur als menschliche Pflicht beschreibt, sondern als „letzte Anstrengung, die uns von unserem himmlischen Vater auferlegt wird“ (V. 6). Leid zu bezeugen wird hier Teil der Vorbereitung auf die Offenbarung der Macht Gottes.
Verse 7–10: Der Ursprung von Verfolgung und Unterdrückung
In diesen Versen beschreibt Joseph den Geist, der hinter der Verfolgung steht. Er erkennt denselben satanischen Einfluss, der auch „die Glaubensbekenntnisse der Väter“ hervorgebracht habe (V. 7). Dieser Geist ist für ihn die „Haupttriebfeder aller Verdorbenheit“ und führt zu einem „eisernen Joch“ (V. 8). Die Schilderung gipfelt in der Aussage, dass diese Gräueltaten selbst die Hölle erschüttern und „die Hände selbst des Teufels zittern und erlahmen“ lassen (V. 10).
Historisch gesehen spiegelt dies das Gefühl der Heiligen wider, dass sie nicht nur unter menschlicher Tyrannei litten, sondern dass ihre Gegner durch einen größeren, finsteren Geist angetrieben wurden.
Biblisch erinnert dies an Paulus’ Worte: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächten und Gewalten, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen“ (Epheser 6:12). Auch im Buch Mormon lesen wir von den „Ketten des Teufels“ (2 Nephi 28:22), die Menschen binden.
Für uns heute bedeutet das: Widerstand gegen das Evangelium ist nicht nur gesellschaftlich bedingt, sondern Ausdruck eines geistigen Kampfes, der unser Vertrauen in den Herrn und unsere Standhaftigkeit erfordert.
Verse 11–14: Verantwortung für kommende Generationen
Joseph dehnt die Pflicht aus: Die Heiligen schulden ihr Zeugnis nicht nur sich selbst, sondern auch „der gesamten heranwachsenden Generation und allen im Herzen Reinen“ (V. 11). Viele Menschen seien nur deshalb von der Wahrheit ferngehalten, „weil sie nicht wissen, wo sie zu finden ist“ (V. 12).
Dies ist ein starkes Prinzip: Wahrheit ist allen zugedacht. Die Heiligen sollen „alles Verborgene der Finsternis ans Licht bringen“ (V. 13). Dieses Offenlegen ist kein politisches Manöver, sondern eine geistige Aufgabe, die „vom Himmel her kundgetan“ ist.
Jesus lehrt im Neuen Testament: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:32). Ebenso wird im Buch Mormon beschrieben, wie die Söhne Mosias ihr Leben darauf verwendeten, Seelen zu Christus zu bringen (Mosia 28:3).
Für uns heute heißt das: Wir dürfen nicht passiv bleiben. Unsere Aufgabe ist, Licht in die Welt zu tragen, indem wir Zeugnis geben, Missstände beim Namen nennen und Christus bekennen.
Verse 15–16: Die Bedeutung scheinbar kleiner Handlungen
Joseph warnt: „Niemand soll das für eine Kleinigkeit halten“ (V. 15). Das sorgfältige Sammeln und Zeugnisgeben mag unscheinbar wirken, doch es beeinflusst die Zukunft. Er illustriert dies mit dem Bild des Steuerruders, das ein großes Schiff lenkt, „wenn es dem Wind und den Wellen zum Trotz auf Kurs gehalten wird“ (V. 16).
Dieses Bild erinnert an Jakobus 3:4–5, wo die Zunge mit einem Ruder verglichen wird, das große Auswirkungen hat. Auch Alma im Buch Mormon betont die Macht kleiner Dinge: „Durch kleine und einfache Dinge werden große zustande gebracht“ (Alma 37:6–7).
Für die frühen Heiligen hieß das: ihre Dokumentationsarbeit war vielleicht mühsam, doch sie konnte den Lauf der Geschichte prägen. Für uns bedeutet es: Treue im Kleinen – Gebet, Schriftenstudium, Dienst – wirkt langfristig auf unser Leben und die Welt.
Vers 17: Frohgemut alles tun
Der Abschnitt kulminiert in diesem Aufruf: „Lasst uns frohgemut alles tun, was in unserer Macht liegt, und dann mögen wir mit größter Zuversicht ruhig stehen, um die Errettung Gottes zu sehen“ (V. 17).
Hier wird ein göttliches Muster sichtbar: Zuerst handeln wir mit all unserer Kraft, dann vertrauen wir auf Gott, der das Werk vollendet. Mose sprach ähnlich zu Israel am Roten Meer: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr sollt still sein“ (2. Mose 14:14). Ebenso bezeugt König Benjamin: ‚Glaubt an Gott; glaubt, dass er ist, und dass er Himmel und Erde geschaffen hat; glaubt, dass er Macht hat, alles zu tun, was er für gut hält, an den Menschenkindern‘ (Mosia 4:9).
Das Geheimnis des Glaubens liegt darin, mutiges Handeln mit stillem Vertrauen zu verbinden. So wie die frühen Heiligen trotz Verfolgung „frohgemut“ handeln sollten, können auch wir in unseren Herausforderungen mit Hoffnung vorangehen und Gottes rettende Hand erwarten.
Schlussgedanken
Abschnitt 123 zeigt, dass die Pflicht der Heiligen in Zeiten der Verfolgung nicht in Resignation bestand, sondern in aktivem Zeugnis, im Offenlegen von Wahrheit und im mutigen Handeln. Joseph Smith forderte sie auf, Leid zu dokumentieren, kommende Generationen zu stärken, die Wahrheit zu verbreiten und im Kleinen treu zu sein. Am Ende steht der Aufruf, alles in unserer Macht Stehende zu tun – und dann mit Zuversicht auf Gottes Rettung zu warten.
Für uns heute lautet die Lehre: Auch wenn wir nicht alle Umstände kontrollieren können, dürfen wir mutig handeln, Zeugnis geben und Licht verbreiten. Und wenn wir dies „frohgemut“ tun, wird der Herr seinen Arm offenbaren – damals wie heute.
Wie können wir heute angesichts von Widerständen, Missverständnissen und geistigen Kämpfen „frohgemut alles tun“ und mit Vertrauen auf den Herrn handeln?



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