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Mein Evangelium, so, wie ihr es empfangen habt, ... zu predigen

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • 19. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

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(Bild Quelle)


“Hört auf mein Wort, meine Diener Sidney und Parley und Leman; denn siehe, wahrlich, ich sage euch: Ich gebe euch das Gebot, hinzugehen und mein Evangelium, das ihr empfangen habt, so, wie ihr es empfangen habt, den Shakern zu predigen.” (Lehre und Bündnisse 49:1). 


Historischer Hintergrund zu Lehre und Bündnisse 49 

Die Offenbarung in L&B 49 steht in engem Zusammenhang mit einer ungewöhnlichen Missionsreise im Mai 1831, bei der zentrale Unterschiede zwischen der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi und den sogenannten Shakern – offiziell die United Society of Believers in Christ’s Second Appearing – sichtbar wurden. Auslöser der Offenbarung war der neu bekehrte Leman Copley, ein etwa fünfzigjähriger ehemaliger Shaker, der sich zwar zur Kirche bekehrt hatte, aber noch manche Lehren der Shaker für richtig hielt. In seiner inneren Zerrissenheit und aus aufrichtigem Wunsch heraus, seine früheren Glaubensgeschwister zum wahren Evangelium zu führen, bat er den Propheten Joseph Smith darum, dass Missionare zu den Shakern gesandt würden. Joseph wandte sich daraufhin im Gebet an den Herrn und empfing die Offenbarung, die heute als Abschnitt 49 bekannt ist. 


Die Shaker-Gemeinschaft in North Union, Ohio – unweit von Kirtland – war damals eine lebendige, wenn auch theologisch eigenwillige religiöse Gruppierung. Ihre Ursprünge reichen ins 18. Jahrhundert zurück, als sie sich aus der Quäkerbewegung herausbildeten. Eine zentrale Gestalt war Ann Lee, später genannt "Mother Ann", die nach schwerem persönlichem Leid und einem tiefen religiösen Erlebnis als die weibliche Erscheinung Christi angesehen wurde. Die Shaker glaubten, dass Jesus Christus bei seinem ersten Kommen in männlicher Gestalt erschienen sei und beim zweiten Mal – in der Person von Ann Lee – in weiblicher. Daraus entwickelten sie eine Gottesvorstellung, die sowohl männliche als auch weibliche Aspekte umfasste, was sie auf Genesis 1:27 ("Männlich und weiblich erschuf er sie") stützten. Ihre Lehren betonten unter anderem die völlige Keuschheit, die Ablehnung körperlicher Auferstehung, die Sinnlosigkeit physischer Ordinanzen wie der Taufe, gemeinschaftlichen Besitz sowie strenge Geschlechtertrennung. 


In dieser Situation wurden Sidney Rigdon, Parley P. Pratt und Leman Copley als Missionare zu den Shakern ausgesandt. Rigdon und Pratt verfügten über persönliche oder familiäre Verbindungen zu den Shakern, was sie zu geeigneten Botschaftern machte. Die Offenbarung in Abschnitt 49 – weitgehend aus der Stimme Gottes des Vaters formuliert, was im Buch Lehre und Bündnisse sehr selten ist – widerlegte in klarer Sprache verschiedene Irrlehren der Shaker. Sie stellte fest, dass Jesus Christus selbst der einzige Sohn Gottes sei und dass seine Wiederkunft noch bevorstehe. Ann Lee sei nicht die Wiederkunft Christi. Auch betonte der Herr die Gültigkeit der Ehe, der Taufe durch Wasser sowie der Gabe des Heiligen Geistes durch Handauflegung – Elemente, die die Shaker ablehnten. Gleichzeitig wurde auch anerkannt, dass die Shaker in einigen Punkten Wahrheiten vertraten, etwa in ihrer Betonung von Gleichheit, Umweltschutz, Mäßigung und der Ablehnung von Ausbeutung. 


Die drei Missionare reisten noch am Tag der Offenbarung nach North Union. Dort wurden sie freundlich empfangen und durften am Samstagabend sowie im Sonntagsgottesdienst sprechen. Sidney Rigdon las den Shakern Abschnitt 49 vor.


Obwohl dies eine direkte Antwort auf das Gebet des Shaker-Führers Ashbel Kitchell war, in dem dieser um göttliche Bestätigung bezüglich der Lehren Olivers Cowdery gebeten hatte, wies Kitchell die Botschaft entschieden zurück. Er erklärte, den Christus, der diese Worte diktiert habe, gut zu kennen – eine Anspielung auf persönliche Versuchungen – und wolle mit ihm nichts mehr zu tun haben. Parley P. Pratt reagierte in seiner Enttäuschung heftig: Er schüttelte symbolisch den Staub von seinen Kleidern als Zeugnis gegen die Verwerfung des Evangeliums, was Kitchell wütend erwiderte und mit heftigen Worten gegen Pratt und Copley wetterte. 


Diese Konfrontation hatte weitreichende Folgen. Leman Copley war tief verunsichert und beschloss, sich wieder den Shakern anzuschließen. Darüber hinaus ließ er die Mitglieder der Colesville-Gemeinde, die auf seinem Land in Thompson, Ohio, untergebracht waren, von seinem Besitz vertreiben. Damit zwang er sie, ihre Siedlung aufzugeben und eine beschwerliche Umsiedlung nach Missouri zu unternehmen. Das ursprüngliche Missionsziel – nämlich eine Brücke zwischen der wiederhergestellten Kirche und den Shakern zu schlagen – scheiterte nicht nur, sondern führte zu ernsthaften internen Spannungen und praktischen Problemen für die Heiligen. 


So ist Abschnitt 49 ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie göttliche Offenbarung spezifische theologische Fragen klären kann. Er macht deutlich, wo die Lehren der Shaker mit dem Evangelium übereinstimmten, wo sie jedoch auch schwerwiegenden Irrtümern erlagen. Gleichzeitig spiegelt dieser Abschnitt auch die Herausforderungen wider, mit denen die frühe Kirche bei der Abgrenzung gegenüber anderen religiösen Bewegungen konfrontiert war – insbesondere dann, wenn neue Bekehrte ihre früheren Überzeugungen nicht vollständig ablegen konnten. 


Leman Copley war ein früher Bekehrter zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ursprünglich ein Shaker. Seine Geschichte zeigt, dass Aufrichtigkeit allein nicht ausreicht – echter Glaube erfordert Standhaftigkeit, besonders wenn frühere Überzeugungen durch göttliche Offenbarung in Frage gestellt werden. Copley hatte Mühe, sich ganz von seiner alten Lehre zu lösen, und zog sich zurück, als seine Hoffnungen enttäuscht wurden. Das erinnert uns daran, dass geistige Entschlossenheit wichtig ist und halbherzige Nachfolge oft zu Rückschritten führt. 


Als er den Heiligen aus Colesville zunächst Land versprach und es später wieder entzog, mussten diese unter großen Mühen weiterziehen. Das zeigt, wie sehr unsere Entscheidungen das Leben anderer beeinflussen können – besonders dann, wenn wir geistige Verantwortung übernehmen. Obwohl Copley mit einer wichtigen Mission unter den Shakern betraut wurde, fehlte ihm die nötige Entschlossenheit, sie mutig auszuführen. 


Seine Geschichte lehrt uns, dass Gott auch schwachen Menschen Chancen gibt, im Glauben zu wachsen. Doch diese Chancen erfordern Mut, Treue und Bereitschaft zur Veränderung. Ablehnung oder Schwierigkeiten bedeuten nicht unbedingt Misserfolg – entscheidend ist, ob wir unserem Auftrag treu bleiben. Leman Copleys Beispiel mahnt uns, nicht unentschlossen zwischen zwei Wegen zu stehen, sondern mit festem Herzen dem Evangelium zu folgen. 


 
 
 

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