top of page

Nun gebe ich, der Herr, Zeugnis, dass diese Gebote wahr sind

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • 23. Juni
  • 4 Min. Lesezeit
ree

Das Buch „Lehre und Bündnisse“ – Offenbarungen aus der Höhe

(Bild Quelle)


“Und nun gebe ich, der Herr, euch Zeugnis, dass diese Gebote, die euch vorliegen, wahr sind.” (Lehre und Bündnisse 67:4). 


Lehre und Bündnisse 67 – Historischer Kontext 


1. Der Anlass: Die Offenbarungen sollen veröffentlicht werden 

Anfang November 1831 versammelten sich mehrere Älteste der noch jungen Kirche Jesu Christi in Hiram, Ohio, im Haus von John Johnson, wo Joseph Smith damals wohnte. Die Kirche war erst ein gutes Jahr alt, und es gab noch keine Erste Präsidentschaft, kein Kollegium der Zwölf Apostel – die Leitung lag bei den versammelten Ältesten. Joseph hatte in den Monaten zuvor zahlreiche Offenbarungen empfangen, die in Predigten und Lehren bereits genutzt worden waren. Nun war es an der Zeit, diese in einem Buch, dem später so benannten „Book of Commandments“ (Buch der Gebote), zu veröffentlichen. 


In den vier Konferenzen Anfang November herrschte zunächst Einigkeit darüber, dass die Offenbarungen veröffentlicht werden sollten. Der Vorschlag von 10.000 Exemplaren wurde als Zeichen großen Vertrauens gefasst, insbesondere angesichts der geringen Mitgliederzahl und der Kosten. 


Diese Offenbarungen enthielten jedoch viele heikle Aussagen – sie verwarfen bestehende Religionen als „abtrünnig“, nannten die Missourianer „Feinde“ und riefen zur Umkehr auf. Hinzu kam, dass Joseph Smith nur eine rudimentäre Schulbildung hatte. Die Sprache der Offenbarungen war oft einfach, die Grammatik unregelmäßig, die Zeichensetzung mangelhaft. 


2. Zweifel und Diskussionen über die Sprache 

Einige der Ältesten – unter ihnen der gebildete William E. McLellin – zweifelten nicht unbedingt an der Inspiration, wohl aber an der sprachlichen Qualität. Sie fragten sich: Kann Gottes Wort wirklich in so ungeschliffener Sprache erscheinen? Ihre Kritik zielte indirekt auf Josephs Fähigkeit ab, als Sprachrohr Gottes zu dienen. 

Der Prophet Joseph spürte die Unruhe und suchte den Herrn im Gebet. Die Antwort darauf war die Offenbarung, die wir heute als L&B 67 kennen. 


3. Inhalt der Offenbarung – Die Herausforderung des Herrn 


In der Offenbarung spricht der Herr die Kritik offen an: 


  • Vers 5: Einige hatten im Herzen gezweifelt wegen der "einfachen Sprache" der Offenbarungen. 

  • Verse 6–8: Der Herr stellt eine Herausforderung: Wenn jemand meint, die Sprache sei unzulänglich, so solle er versuchen, selbst eine Offenbarung zu schreiben – auch nur wie die „geringste“ unter diesen. Wenn es gelingt, sei der Zweifel berechtigt. Wenn nicht, möge man bezeugen, dass sie von Gott sind. 


Diese Offenbarung zielte nicht darauf, literarische Fragen zu beantworten, sondern stellte eine geistige Prüfung dar. Die Offenbarungen sollen nicht nach weltlichen Maßstäben bewertet werden, sondern nach ihrer Gerechtigkeit und geistigen Kraft


4. William McLellins Versuch 


McLellin, der sich selbst als sprachgewandt betrachtete, nahm die Herausforderung an. Er zog sich zurück, versuchte, eine Offenbarung im Stil Josephs zu schreiben – und scheiterte. Als er zurückkam, war er überwältigt, weinte und hatte nichts vorzuweisen. 

Was darauf folgte, war ein tiefes geistiges Erlebnis. Die anwesenden Brüder wurden vom Geist erfüllt und bezeugten, dass die Offenbarungen wirklich von Gott waren. Dieser Moment vereinte sie in Demut und geistiger Klarheit. In der Folge unterschrieben mehrere Älteste ein schriftliches Zeugnis, das später im Buch der Gebote und der Ausgabe von 1835 der Lehre und Bündnisse abgedruckt wurde. 


5. Sprachliche Revision und Veröffentlichung 

Die Frage der sprachlichen Qualität blieb dennoch nicht ganz unbeachtet. In einer weiteren Sitzung beschlossen die Ältesten einstimmig, Joseph solle die Texte noch einmal durchgehen und bei Bedarf sprachlich überarbeiten. Es wurde nicht verlangt, sie zu verschönern, sondern lediglich klarer und verständlicher zu machen – ohne den göttlichen Inhalt zu verfälschen. 


Die Arbeit an der Veröffentlichung ging weiter. Das Zeugnis der Ältesten, darunter auch McLellins Unterschrift, verlieh dem Projekt Autorität. Weitere zwölf Älteste unterschrieben später in Missouri, als die Drucklegung begann (Einleitung). 

Die Veröffentlichung der Offenbarungen war ein mutiger und riskanter Schritt. Doch mit der Offenbarung in Abschnitt 67 und der darauffolgenden geistigen Bestätigung hatten die Ältesten ein sicheres Zeugnis empfangen, das sie motivierte, das Werk zu unterstützen. 


Was wir aus Lehre und Bündnisse 67 für unser Verhalten lernen können 


1. Geistige Dinge geistlich beurteilen 

Der Herr macht deutlich, dass Offenbarungen nicht nach weltlichen Maßstäben wie literarischem Stil, Grammatik oder Rhetorik beurteilt werden sollen. Die Wahrheit einer Offenbarung erkennt man nicht mit dem Intellekt allein, sondern durch das Zeugnis des Heiligen Geistes (1 Korinther 2:10–14). Auch heute ist es leicht, sich an der „Verpackung“ geistiger Dinge zu stören – sei es der Predigtstil, der Musikgeschmack oder die Ausdrucksweise in heiligen Schriften. Doch entscheidend ist, ob der Geist bestätigt, dass es wahr ist. 


2. Demut ist der Schlüssel zu geistiger Erkenntnis 

Die Zweifel einiger Ältester kamen aus einem Gefühl geistiger oder intellektueller Überlegenheit. Der Herr rief sie zur Demut auf. Erst als sie ihre Kritik aufgaben und sich in geistiger Einheit zusammenfanden, konnten sie die Wahrheit erkennen. Auch heute gilt: Wer Gott begegnen will, muss bereit sein, sich ihm unterzuordnen – mit einem demütigen, suchenden Herzen. 


3. Geduld als Vorbereitung auf größere geistige Segnungen 

In Vers 13 macht der Herr deutlich, dass die Brüder zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bereit waren, seine Gegenwart zu ertragen oder Engel zu empfangen. Diese Aussage offenbart eine tiefgehende geistige Wahrheit: Wahre Offenbarung und der Umgang mit himmlischen Dingen erfordern Vorbereitung, Heiligung und geistige Reife. Der Herr fordert keine Vollkommenheit sofort, sondern lädt ein, in Geduld voranzuschreiten. Der Weg zur geistigen Vollkommenheit ist ein Prozess – geprägt von Demut, Ausdauer und beständigem Streben nach Heiligkeit. Das gilt auch heute: Wer nach größerer Offenbarung oder geistiger Klarheit sucht, muss bereit sein, geduldig den Weg des Glaubens zu gehen, bis der Herr mehr offenbart. 


4. Zeugnis geben trotz menschlicher Unvollkommenheit 

Die Offenbarungen waren nicht grammatikalisch perfekt – aber sie waren göttlich. Das lehrt uns: Gott wirkt durch unvollkommene Werkzeuge. Auch wir dürfen und sollen Zeugnis geben, obwohl wir nicht vollkommen sind. Wir sollen nicht auf das perfekte Wort oder den perfekten Moment warten – sondern dann bezeugen, wenn der Geist es eingibt. 


Fazit 


L&B 67 dokumentiert einen entscheidenden Moment in der frühen Kirchengeschichte, als Mut, Demut und geistige Offenheit gefragt waren. Die Offenbarung erinnert uns daran, dass der Geist wichtiger ist als die Form. Sie ruft uns auf, Gottes Wort nicht nach äußeren Kriterien zu beurteilen, sondern mit geistigem Sinn zu erkennen und im Vertrauen darauf zu handeln. 


Durch diesen Abschnitt lernen wir, unsere Zweifel nicht zu verstecken, sondern im Gebet dem Herrn darzubringen – und uns dann mit offenem Herzen vom Geist führen zu lassen. So wie die Ältesten damals können auch wir heute das Wort Gottes bezeugen, trotz und gerade wegen unserer eigenen Unvollkommenheit. 


 
 
 

Kommentare


Join our mailing list

Thanks for submitting!

  • Facebook Black Round
  • Twitter Black Round

© 2023 by Parenting Blog

Proudly created with Wix.com

500 Terry Francois St. San Francisco, CA 94158

info@mysite.com

Tel: 123-456-7890

Fax: 123-456-7890

bottom of page