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Sollst du ihm vergeben, bis zu siebzigmal siebenmal

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 14 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


“... und sooft dein Feind von der Verfehlung, womit er gegen dich gefehlt hat, umkehrt, sollst du ihm vergeben, bis zu siebzigmal siebenmal.” (Lehre und Bündnisse 98:40). 



Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 98 wurde Joseph Smith im Spätsommer 1833 gegeben. Sie richtet sich an die bedrängten Heiligen in Missouri, die schwere Verfolgungen durch die umliegenden Bevölkerungen erleiden mussten. Die Gläubigen waren von feindlichen Nachbarn vertrieben, hatten Verlust von Besitz und Heimat erlitten und standen vor der schwierigen Frage, wie sie sich angesichts dieser Bedrängnisse verhalten sollten – besonders in Bezug auf Gesetze, Widerstand und Gewalt. Die Offenbarung gibt Anleitung zu Geduld, Gebet, Rechtsgehorsam, aber auch zur Verteidigung im Falle von Ungerechtigkeit. Sie enthält wichtige Prinzipien für die Beziehung der Heiligen zu weltlichen Gesetzen und ist in dieser Hinsicht auch für heutige Fragestellungen wie Sklaverei von Bedeutung. 


1. Trost und Hoffnung für das bedrängte Volk (Verse 1–3) 

Der Herr beginnt mit einer liebevollen Ermahnung, seine bedrängten Kinder zu trösten und Geduld zu üben (V.1-3). Er verspricht, dass ihre Opfer und ihr Leiden nicht vergeblich sind, sondern „nach dem Maß ihrer Mühen“ belohnt werden. Diese Zusage stärkt das Vertrauen, dass trotz äußerer Bedrängnis Gottes Verheißungen sich erfüllen werden. Hier wird eine Parallele zu Römer 8:18 sichtbar, wo Paulus schreibt, dass „die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ Gerade in Zeiten von Ungerechtigkeit und Flucht ist dieser geistige Trost fundamental. 


2. Das Verhältnis zu menschlichen Gesetzen und göttlicher Freiheit (Verse 4–8) 

Ein zentraler Lehrsatz ist, dass Gott irdische Regierungen und Gesetze einsetzt, um die Freiheit seiner Kinder zu bewahren (V.4-5). Es gilt das Prinzip: Gesetze sind von Gott gegeben, wenn sie dem Schutz der Freiheit und des Wohlergehens dienen. Dies ist eine klare Absage an jede Form von Tyrannei oder Ungerechtigkeit, die Menschen unterdrückt. 

Vers 7 betont, dass alles, was menschliche Gesetze betrifft, das über diese göttliche Grundlage hinausgeht oder sie verletzt, „vom Bösen“ stammt. Diese Aussage ist besonders relevant für das Thema Sklaverei, die damals in den USA tief verwurzelt und heiß umstritten war. Sklaverei widerspricht dem göttlichen Prinzip der Freiheit, da sie Menschen zur Ware macht und ihrer Gott gegebenen Rechte beraubt. Damit weist die Offenbarung implizit auf die Unvereinbarkeit von Sklaverei und göttlich angeordnetem Recht hin. 

In diesem Kontext mahnt Vers 8, dass diejenigen, die Gesetze gegen die Freiheit erlassen oder aufrechterhalten, sich vor Gottes Gericht verantworten müssen. Die Heiligen sollen sich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen, ohne selbst ungerecht zu handeln. 


3. Die Trauer über ungerechte Herrschaft und der Ruf nach Rechtschaffenheit (Verse 9–11) 

Vers 9 beschreibt die Trauer des Volkes, wenn „die Schlechten herrschen.“ Dies ist ein zeitloser Ausdruck von Leid über korrupte oder tyrannische Herrschaft. Die Offenbarung spricht somit auch von der Pflicht, für gerechte Führung einzutreten. In Vers 10 werden die Heiligen ermahnt, diejenigen zu unterstützen, die „das Gesetz des Landes rechtfertigen“ – also gesetzestreue, ehrliche und weise Führer. 

Gleichzeitig fordert die Offenbarung in Vers 11 dazu auf, selbst gesetzestreu zu sein, „auch wenn ihr für das Reich Gottes leiden müsst.“ Die Heiligen sind also aufgerufen, sowohl staatliches Recht zu respektieren als auch in rechtschaffenem Verhalten zu bestehen – selbst unter Verfolgung. 


4. Geduld und Zurückhaltung bei Konflikten (Verse 12–15) 

In diesen Versen fordert der Herr dazu auf, Widerstand nur zu leisten, wenn alle friedlichen Mittel ausgeschöpft sind. Es wird geraten, „Beleidigungen und Widerwärtigkeiten geduldig zu ertragen“ (V. 12). Erst wenn „alle friedlichen Mittel“ versagen, sei Verteidigung erlaubt. 

Diese Lehre steht in enger Verbindung mit Jesu Worten in Matthäus 5:39 („Widersteht dem Bösen nicht, sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar“). Geduld und Frieden sind primär, doch Verteidigung ist gerechtfertigt, wenn es der Schutz der Unschuldigen ist. 


5. Bedingungen für Krieg und Verteidigung (Verse 16–26) 

Diese Verse geben klare Kriterien für den Einsatz von Gewalt und Krieg vor: Krieg ist nur dann erlaubt, wenn er der Verteidigung dient und vorher Friedensangebote gemacht wurden (V. 23). Die Heiligen sollen sich nicht als Aggressoren betätigen, sondern nur reagieren, wenn alle anderen Wege versagen. 

Historisch war dies für die Heiligen in Missouri eine hochaktuelle Frage. Sie wurden von Nachbarn angegriffen und vertrieben. Die Offenbarung gebietet ihnen, sich rechtlich und friedlich zu wehren, bevor sie zum Äußersten greifen. Diese Maßgabe folgt dem alttestamentlichen Grundsatz aus 5. Mose 20:10–12, der vor einer Belagerung den Feinden Frieden anbieten soll. 


6. Vergebung und Barmherzigkeit (Verse 27–32) 

Der Herr fordert in diesen Versen zu Geduld und Vergebung auf. Er sagt, dass man „dreimal Unrecht ertragen“ soll, bevor man sich verteidigt (V. 27). Das Wiederholungsmotiv der Vergebung erinnert an Matthäus 18:21–22, wo Jesus zu „siebzigmal siebenmal“ Vergebung ermutigt. Dabei geht es nicht um mathematische Begrenzung, sondern um eine Herzenseinstellung der Langmut. 

Diese Lehre zeigt den Charakter einer gerechten, aber barmherzigen Gesellschaft, die auf Gnade baut. Gleichzeitig wird Verteidigung nicht ausgeschlossen, sondern erst als letztes Mittel zugelassen. 


7. Das Gleichgewicht von Recht und Gerechtigkeit (Verse 33–38) 

Hier wird betont, dass der Herr die Gerechten beschützt, dass aber auch die Übeltäter gerichtet werden. Es ist ein Zuspruch an die Geduldigen und Rechtschaffenen, dass ihr Gehorsam nicht vergeblich bleibt. 

Dieses Prinzip wird im Buch Mormon in Alma 37:6 ähnlich ausgedrückt: „Kleine Dinge bringen große zum Vorschein.“ Der Gehorsam gegenüber göttlichem Recht zeigt sich letztlich in göttlichem Schutz. 


8. Mahnung zur friedvollen Rechtsdurchsetzung und zum Vertrauen (Verse 39–48) 

Die Verse 39 bis 48 von Lehre und Bündnisse 98 schließen die Offenbarung mit wichtigen Lehren über Vergebung, Geduld, friedlichen Widerstand und Vertrauen ab. Vers 39 fordert die Heiligen auf, keine persönliche Rache zu üben, sondern die Vergeltung Gott zu überlassen – ein Prinzip, das auch in Römer 12:19 bekräftigt wird. Vergebung ist ein zentrales Thema: In Vers 41 wird betont, dass man anderen auch dann vergeben soll, wenn sie beim ersten Fehltritt nicht umkehren, was die unbegrenzte Barmherzigkeit Gottes widerspiegelt. Diese Haltung entspricht den Lehren Jesu in Matthäus 18:21–22 und im Buch Mormon (Mosia 26:30). 

Die Offenbarung ermahnt die Gläubigen, geduldig zu sein und nicht in Zorn oder Ungeduld zu verfallen, wenn das Werk Gottes verzögert wird. Sie sollen trotz Widerständen standhaft bleiben und auf die Erfüllung göttlicher Verheißungen warten. Gleichzeitig wird die Achtung vor gerechten Gesetzen betont: Die Heiligen sollen ihre Rechte auf friedlichem Weg verteidigen und das Gesetz respektieren, soweit es mit Gottes Prinzipien übereinstimmt. 


 
 
 

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