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Steh den Schwachen bei

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • 22. Juli
  • 4 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


“Darum sei treu; steh in dem Amt, das ich dir bestimmt habe; steh den Schwachen bei, hebe die herabgesunkenen Hände empor, und stärke die müden Knie.” (Lehre und Bündnisse 81:5). 


Lehre und Bündnisse 81 – Geistliche Lehren und heutige Anwendung 


Verse 1–2: Die Berufung eines Ratgebers und die Schlüssel des Reiches 

Lehre und Bündnisse 81 beginnt mit einer Anrede an einen Ratgeber des Propheten Joseph Smith – ursprünglich Jesse Gause, später ersetzt durch Frederick G. Williams. Diese Offenbarung, die auf März 1832 datiert ist, wurde in ihrer ursprünglichen Niederschrift an Gause gerichtet, doch da er bald aus der Kirche ausschied, wurde sein Name durch den seines Nachfolgers ersetzt. Damit wird deutlich: Berufungen im Reich Gottes sind mit Bedingungen verknüpft – Treue ist entscheidend für den Fortbestand der Beauftragung. Frederick G. Williams, der später Gause ablöste, erfüllte diese Berufung lange Zeit mit großer Hingabe. 

In diesen einleitenden Versen wird dem neuen Ratgeber geboten, auf die Stimme Gottes zu hören und die Berufung zum Hohen Priester sowie zum Ratgeber von Joseph Smith treu auszuüben (zunächst als Ratgeber der Präsidentschaft des Kollegiums des Hohen Priestertums, später, als die Erste Präsidentschaft organisiert wurde, wurde diese Präsidentschaft gleichzeitig die Erste Präsidentschaft der Kirche). Diese Worte bezeugen bereits, dass die Leitung der Kirche weiter strukturiert wird und dass Joseph Smith als Präsident der Hohenpriester eingesetzt ist. Dieser Titel wird hier nicht bloß organisatorisch verstanden, sondern geistlich – verbunden mit den „Schlüsseln des Reiches“, die Joseph Smith trägt (V. 2). Diese Schlüssel waren laut Offenbarung (vgl. D&C 27:13–14; 128:20) durch das Kommen von Petrus, Jakobus und Johannes an Joseph und Oliver übertragen worden. Sie beinhalten die Vollmacht, das Werk Gottes auf Erden zu leiten, zu ordnen und auszuweiten – in Vorbereitung auf das Kommen Christi und das Reich des Himmels. 

Noch war die Erste Präsidentschaft, wie wir sie heute kennen, nicht vollständig organisiert. Erst ein Jahr später, am 18. März 1833, wurden Sidney Rigdon und Frederick G. Williams offiziell in die Präsidentschaft des Hohen Priestertums aufgenommen (vgl. D&C 90:6–9). Das zeigt, dass L&B 81 eine vorbereitende Offenbarung war, die den rechtlichen und geistlichen Rahmen für die höchste Führungsinstanz der Kirche legte. Besonders bedeutsam ist, dass die „Schlüssel des Reiches“ nicht nur Joseph vorbehalten sind, sondern ausdrücklich der gesamten Präsidentschaft des Hohen Priestertums gehören (vgl. D&C 90:6). Diese Aussage betont das Prinzip der gemeinschaftlichen Leitung durch Rat und Offenbarung. 


Verse 3–4: Treue im Dienst und der größte Beitrag für das Reich 

In den folgenden Versen wird dem Berufenen verheißen, dass er gesegnet werden wird, sofern er in der Berufung treu bleibt – „im Rat“, im Gebet, „öffentlich wie privat“, und im „Dienst am Evangelium“. Die Anforderungen an einen geistlichen Führer werden hier konkretisiert: nicht nur organisatorisches Talent, sondern geistliche Disziplin, Bereitschaft zur Verkündigung und beständiges Gebet sind entscheidend. 

Interessanterweise liegt der Schwerpunkt nicht auf groß angelegten Maßnahmen, sondern auf beständigem Wirken im Stillen und Treuen. Der Herr betont, dass der Berufene „das größte Gute“ für seine Mitmenschen tun werde, wenn er diesen Weg beschreitet (V. 4). Das ist eine bemerkenswerte Sichtweise auf geistliche Führerschaft: Die wahre Wirkung kommt nicht aus Status oder Ansehen, sondern aus aufrichtiger Hingabe an das Werk Gottes und an seine Kinder. 

Der historische Verlauf zeigt, dass Frederick G. Williams diesem Ideal lange nahekam. Er war nicht nur ein enger Mitarbeiter Josephs, sondern stellte auch sein Land und seine Ressourcen großzügig der Kirche zur Verfügung. Der Kirtland-Tempel wurde auf seinem Boden errichtet, und seine Treue in den Anfangsjahren der Kirche trug maßgeblich zu deren Aufbau bei. Er war Schreiber für Joseph, Mitgestalter zionischer Pläne und ein Zeuge geistiger Manifestationen – einschließlich der Erscheinung des Herrn bei der Tempelweihe. Joseph Smith selbst schrieb über ihn: „Er ist einer jener Männer, denen ich das größte Vertrauen entgegenbringe […] er ist vollkommen ehrlich und aufrichtig […] Gott gebe, dass er allen Übeln widerstehen möge.“ 


Vers 5: Das Hirtenamt des Stärkens und Helfens 

Mit Vers 5 rückt die pastorale Verantwortung geistlicher Führerschaft ins Zentrum: „Sei treu; steh in deinem Amt; stärke die Schwachen, richte die Hände auf, die herabhängen, und befestige die wankenden Knie.“ Diese Sprache greift Motive aus Jesaja 35 und Hebräer 12 auf und betont das mitfühlende und aufrichtende Wesen christlicher Amtsführung. 

Ein Ratgeber des Propheten – sei es Jesse Gause, Frederick G. Williams oder jeder andere – ist nicht nur ein administrativer Gehilfe, sondern soll Trost, Orientierung und Stärke vermitteln. Er ist ein Aufrichter der Niedergeschlagenen, ein Ermutiger der Ermüdeten. Geistliche Macht manifestiert sich hier in heilender, nicht herrschender Weise. Der Herr ruft den Berufenen auf, sich nicht auf seine Stellung zu berufen, sondern auf seine tätige Liebe zum Nächsten. 

Dieser Gedanke hat bleibende Bedeutung für die Kirche Jesu Christi in jeder Generation: geistliche Autorität ist immer auch ein Ruf zum Dienst an den Schwachen. Das Aufrichten „der Hände, die herabhängen“ geschieht im Stillen, durch Ermutigung, Seelsorge und Nähe. 


Verse 6–7: Die Verheißung ewigen Lebens und die Stimme Christi 

Schließlich gipfelt die Offenbarung in einer überaus bedeutungsvollen Verheißung: Wenn der Berufene bis ans Ende treu bleibt, wird ihm „eine Krone der Unsterblichkeit“ und das „ewige Leben im Haus meines Vaters“ zuteil. Diese Worte sind bemerkenswert. Die himmlische Belohnung ist nicht automatisch mit einem Amt verbunden – sie ist an Treue geknüpft. Der Herr trennt deutlich zwischen Berufung und Erwählung (vgl. Matthäus 22:14). Nur wer beständig bleibt, wer das Amt nicht für sich, sondern im Dienst für andere ausfüllt, empfängt am Ende das göttliche Erbteil. 

Der Schlussvers (V. 7) hebt den göttlichen Ursprung der Worte hervor – sie stammen von „Alpha und Omega, sogar Jesus Christus“. Dies ist mehr als nur eine stilistische Bekräftigung; es erinnert daran, dass Christus selbst das Haupt der Kirche ist. Alle Berufungen, Verheißungen und Anforderungen entspringen seinem Willen. Die Kirche ist sein Werk, und ihre Führer sind nur dann wirksam, wenn sie seinen Geist in ihrem Handeln widerspiegeln. 


Fazit 

Lehre und Bündnisse 81 ist eine kurze, aber tiefgründige Offenbarung über Berufung, Treue und geistliche Führerschaft. Inmitten historischer Entwicklungen – der Gründung der Ersten Präsidentschaft, der Abberufung Jesse Gauses und der Berufung Frederick G. Williams – bietet sie bleibende Prinzipien für Führungsaufgaben in der Kirche Christi: Hörbereitschaft, Dienstbereitschaft, Fürsorge für die Schwachen und der Blick auf das ewige Ziel. Diese Verse erinnern uns daran, dass geistliche Vollmacht niemals zur Selbstverherrlichung gedacht ist, sondern zur Auferbauung der Heiligen und zur Verherrlichung Gottes. 


 
 
 

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