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Und ist nicht einig

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 2 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


“Aber siehe, es hat nicht gelernt, dem zu gehorchen, was ich von seiner Hand gefordert habe, sondern ist voll von allerart Bösem und teilt nicht von seiner Habe, wie es Heiligen geziemt, mit den Armen und Bedrängten unter ihm 

4 und ist nicht einig, gemäß jener Einigkeit, die das Gesetz des celestialen Reiches erfordert,” (Lehre und Bündnisse 105:3-4). 


Lehre und Bündnisse 105 – Historischer Hintergrund und geistliche Lehren 


Als Joseph Smith im Sommer 1834 die Offenbarung empfing, die heute als Abschnitt 105 überliefert ist, befand sich die noch junge Kirche in einer tiefen Krise. In Jackson County, Missouri, hatten die Heiligen seit 1831 versucht, das verheißene Zion aufzubauen. Doch wiederholte Spannungen mit den Nachbarn führten 1833 zu gewalttätigen Ausschreitungen, die schließlich in der Vertreibung der Mitglieder gipfelten. Familien wurden auseinandergerissen, Häuser zerstört und Menschen schwer misshandelt. Viele suchten Zuflucht in den angrenzenden Grafschaften Clay und Ray, während die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr nach Zion in Jackson County stark schwand. 

In dieser Situation entstand die Idee des sogenannten Zionslagers, einer Expedition unter der Leitung Joseph Smiths, die den bedrängten Brüdern und Schwestern zu Hilfe kommen sollte. Ab Mai 1834 zogen Männer aus Ohio und anderen Bundesstaaten in Richtung Missouri, um – so hofften viele – mit göttlicher Hilfe das Land zurückzuerobern. Unter ihnen waren viele spätere Führer der Kirche, darunter Brigham Young, Heber C. Kimball und Wilford Woodruff. Insgesamt umfasste das Lager mehr als 200 Teilnehmer, begleitet von Wagen und Vorräten. Schon der Name „Camp of Israel“ verdeutlicht die Parallele zu den alttestamentlichen Stämmen Israels, die ebenfalls unter göttlicher Führung durch die Wüste zogen. 

Die Hoffnungen auf einen militärischen Erfolg erfüllten sich jedoch nicht. Der Gouverneur von Missouri, Daniel Dunklin, hatte zwar zunächst Unterstützung zugesichert, zog diese aber zurück, als die Lage zu heikel wurde. Ohne staatliche Hilfe wäre ein Angriff auf die Siedler in Jackson County einem offenen Bürgerkrieg gleichgekommen. Genau in dieser angespannten Lage, am 22. Juni 1834, empfing Joseph Smith in Fishing River die Offenbarung, die heute als Abschnitt 105 kanonisiert ist. Sie markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Kirche: Statt eines gewaltsamen Vorgehens rief der Herr zu Geduld, Demut und Vorbereitung auf. 


Verzögerte Erlösung und notwendige Prüfung 

Die Offenbarung beginnt mit einer ernüchternden Botschaft: „Wahrlich, ich sage euch: Die Zeit ist noch nicht gekommen, da mein Volk Zion erlöst werden soll“ (Vers 9). Die Verzögerung wird mit mangelndem Gehorsam, Uneinigkeit und fehlender Bereitschaft, das Gesetz der Weihe zu leben, begründet. Die Heiligen hätten, so der Herr, „nicht gelernt, in aller Sanftmut und in allem, was für Zion notwendig ist, gehorsam zu sein“ (vgl. Verse 2–4). 

Hier zeigt sich eine deutliche Parallele zum Volk Israel im Alten Testament. Auch Israel musste nach dem Auszug aus Ägypten eine lange Wüstenwanderung auf sich nehmen, bevor es das verheißene Land erben durfte. Der Grund lag nicht nur in äußeren Widerständen, sondern auch in der inneren Unreife des Volkes. Sie mussten lernen, Gott zu vertrauen, die Gebote zu halten und als Gemeinschaft im Bund zu leben. Genauso sollten die Heiligen des 19. Jahrhunderts zunächst ihre Herzen läutern, bevor sie Zion in Missouri dauerhaft errichten konnten. 

Für uns heute liegt darin eine klare Botschaft: Der Aufbau von Zion – sei es im buchstäblichen oder im geistlichen Sinn – erfordert Geduld, Opferbereitschaft und innere Vorbereitung. Gottes Pläne erfüllen sich nicht im schnellen Triumph, sondern im Prozess der Heiligung seiner Kinder. 


Kein Sieg durch Gewalt, sondern durch Gottes Macht 

Eine weitere wichtige Botschaft von Abschnitt 105 lautet, dass Zion nicht durch das Schwert erobert werden sollte. „Ich will selbst für mein Volk kämpfen“ (Vers 14), erklärt der Herr. Die Teilnehmer des Zionslagers mussten lernen, dass Gottes Wege nicht mit weltlichen Machtmitteln identisch sind. 

Auch hier drängt sich die Parallele zum Alten Testament auf: Das Volk Israel gewann seine entscheidenden Siege – etwa beim Durchzug durchs Rote Meer oder bei der Einnahme Jerichos – nicht durch militärische Überlegenheit, sondern durch göttliches Eingreifen. Im Falle des Zionslagers zeigte sich dies unmittelbar: An dem Tag, an dem ein Angriff wahrscheinlich war, zog ein gewaltiger Sturm über das Gebiet, der die Gegner zerstreute und das Lager vor einem Überfall bewahrte. 

Für unsere Zeit bedeutet das: Auch wir geraten in Versuchung, Konflikte mit Macht, Druck oder Stolz zu lösen. Doch die wahre Stärke des Reiches Gottes liegt nicht in weltlicher Durchsetzungskraft, sondern in geistlicher Autorität, in Demut und im Vertrauen darauf, dass Gott letztlich die Schlachten schlägt. 


Vorbereitung durch Tempel und Endowment 

Eine weitere zentrale Botschaft der Offenbarung lautet, dass die Heiligen erst nach einer besonderen Ausrüstung mit Macht Zion aufbauen könnten. „Es ist mein Wille, dass mein Volk in meinem Haus, das ich in Kirtland erbaut habe, ausgerüstet werde“ (Vers 33). Damit wird auf das kommende Tempel-Endowment verwiesen, das die Heiligen geistlich befähigen sollte. 

Dieses Prinzip zieht sich durch die Geschichte des Volkes Gottes: Bevor Israel das Land Kanaan erben konnte, musste es den Bund am Sinai schließen und das Gesetz empfangen. Bevor die Jünger Jesu nach seiner Himmelfahrt das Evangelium in die Welt tragen konnten, mussten sie die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag empfangen. Ebenso sollte das Endowment im Kirtland-Tempel die Heiligen befähigen, geistlich zu reifen und vereint aufzutreten. 

Für uns heute bleibt die Tempelarbeit ein zentrales Element des Aufbaus von Zion. Der Tempel stattet uns mit geistiger Kraft aus, bereitet uns auf Prüfungen vor und macht uns fähig, Bündnisse treu zu halten. Zion ist nicht primär eine geografische Ansiedlung, sondern eine Gemeinschaft von Menschen, die durch Bündnisse und Heiligung geeint sind. 


Der Wert von Geduld und Rechtschaffenheit 

Ein weiteres Leitmotiv von Abschnitt 105 ist das Prinzip der Geduld. Gott spricht von einer „kurzen Zeit“, in der das Volk warten müsse, bevor die Verheißungen erfüllt würden (Verse 9–13). Dieses Warten ist nicht passiv, sondern eine aktive Phase der Vorbereitung: Das Gesetz der Weihe sollte ernst genommen, die Armen gestärkt, Einheit gefördert und das Evangelium in aller Welt gepredigt werden. 

Auch rechtliches Handeln wird betont: Die Heiligen sollten das Land in Missouri nicht durch Gewalt, sondern durch Kauf und gesetzmäßigen Erwerb zurückerlangen (Vers 29). Damit setzt Gott ein deutliches Zeichen: Zion wird durch Rechtschaffenheit und Gesetzestreue aufgebaut, nicht durch List oder Waffengewalt. 

Hier zeigt sich eine erstaunliche Aktualität. In einer Zeit, in der Konflikte oft mit Härte ausgetragen werden, ruft der Herr sein Volk auf, Frieden zu suchen, legale Wege zu beschreiten und durch rechtschaffenes Handeln Zeugnis zu geben. 


Geistliche Lektionen des Zionslagers 

Das Zionslager selbst endete äußerlich ohne Erfolg: Die Heiligen kehrten nach Ohio zurück, viele waren von Krankheiten geschwächt, ja, sogar gestorben, manche enttäuscht. Doch aus geistlicher Sicht war es ein entscheidender Moment der Läuterung. Joseph Smith erklärte später, dass die eigentliche Bestimmung des Lagers nicht in einem militärischen Sieg lag, sondern darin, künftige Führer zu prüfen und vorzubereiten. Neun von zwölf Apostel und alle siebzig Siebziger, die in den folgenden Jahren das Werk vorantrugen, hatten ihre Treue im Zionslager unter Beweis gestellt. 

Hierin liegt eine weitere Parallele zum Volk Israel: Auch die Generation, die aus Ägypten zog, durfte nicht alle das verheißene Land betreten; vielmehr bereitete Gott eine neue Generation vor, die im Glauben standhafter war. Genauso sollte das Zionslager eine „Schule für Führer“ sein – nicht durch militärische Erfahrung, sondern durch Glauben, Gehorsam und Opferbereitschaft. 


Schlussfolgerung: Zion beginnt im Herzen 

L&B 105 zeigt in eindrucksvoller Weise, dass Gottes Wege nicht den Erwartungen menschlicher Eile entsprechen. Statt einer schnellen Rückkehr nach Zion erhielten die Heiligen eine Einladung zur inneren Umkehr, zu Geduld, zur Stärkung durch Tempel und Bündnisse. Das eigentliche Ziel war nicht, ein Stück Land sofort zurückzuerobern, sondern ein Volk vorzubereiten, das fähig ist, Zion dauerhaft zu tragen. 

Für uns heute bedeutet das: Zion beginnt nicht mit einem Ort, sondern mit einem Herzen, das bereit ist, Christus zu folgen. Wenn wir lernen, geduldig, gehorsam, selbstlos und demütig zu sein, bereiten wir den Boden, auf dem Gott sein Zion errichten kann. So wie das Zionslager eine Generation künftiger Führer formte, können auch unsere Prüfungen uns zu Werkzeugen in Gottes Hand machen. 

Die Offenbarung in Abschnitt 105 bleibt daher ein Aufruf an alle Generationen: Vertraut auf den Herrn, rüstet euch geistig aus, sucht Frieden, lebt das Gesetz der Weihe und seid bereit, Opfer zu bringen. Denn Zion wird nicht durch äußere Macht errichtet, sondern durch ein Volk, das in Einheit und Heiligkeit lebt. 


 
 
 

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