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Wenn einer unter euch stark im Geist ist

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 1 Tag
  • 4 Min. Lesezeit
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(Bild: Quelle)


“Und wenn einer unter euch stark im Geist ist, so soll er den mit sich nehmen, der schwach ist, damit dieser in aller Sanftmut erbaut werde, damit auch er stark werde.” (Lehre und Bündnisse 84:106). 


Lehre und Bündnisse 84:92-110 – Historischer Kontext, geistliche Lehren und biblische Parallelen 


1. Verse   92–97 – Warnen, abschütteln, reinigen 

Nach dem großen Missionsabschnitt (Vv. 62–91) richtet der Herr den Blick auf den Ernst der Ablehnung. Wer die Gesandten verwirft, soll nicht mit endlosen Diskussionen bedrängt werden; der Apostel zieht sich „allein … zurück“ und wäscht seine Füße mit reinem Wasser (V. 92–93). Das Motiv greift Jesu Auftrag an die Zwölf auf, „den Staub von euren Füßen zu schütteln“ (Mt 10,14). In Kirtland 1832 hatten erst Joseph Smith und Oliver Cowdery die apostolische Vollmacht; doch die Offenbarung weitet den symbolischen Akt auf alle künftigen Vollzeitzeugen aus. 

Die folgenden „Wehe‑Rufe“ (V. 94–96) erinnern an die prophetische Tradition Jeremias oder Hesekiels: Ablehnung des Evangeliums führt zu Gericht. Hier ist das Gericht kosmisch: der Herr „hat [seine] Hand auf die Nationen gelegt, um sie zu geißeln“ (V. 96). Die anhaltenden „Plagen“ (V. 97) spiegeln Offenbarung 9; zugleich klingen Jesu Endzeitreden an (Mt 24). 


2. Verse  98–102 – Das „neue Lied“ der vollendeten Erlösung 

Kontrastierend ertönt nun eine hymnische Zukunftsvision. Wenn die Gottlosen gesichtet und Satan gebunden ist, werden die Übriggebliebenen – „vom Kleinsten bis zum Größten“ – einstimmig einen neuen Lobgesang anstimmen (V. 98). Der Text des Liedes (V. 99–102) fasst die Heilsgeschichte in Sechszeilern: 

  1. Zions Wiederbringung – Gott führt sein Volk heim (vgl. Jes 52,8). 

  2. Erlösung nach der „Wahl der Gnade“ – Paulus’ Begriff (Röm 11,5) verbindet prämortale Erwählung mit irdischer Bundestreue. 

  3. Endgültiger Sieg – „Satan ist gebunden, und Zeit ist nicht mehr“ (V. 100). Johannes’ Sehervision (Offb 10,6) spiegelt sich; Alma 40,8 ergänzt: „Zeit wird nur den Menschen zugemessen.“ 

  4. „Alles in eins sammeln“ – Paulinische Formel aus Eph 1,10

  5. Himmlische und irdische Zion vereint – die Stadt Enoch herab, die irdische Zion hinauf. 

  6. Kosmische Metapher – die Erde, die in Geburtswehen lag (Röm 8,22), ist „bekleidet mit der Herrlichkeit ihres Gottes“ (V. 101). 

Der Refrain (V. 102) preist Attribute, die das ganze Offenbarungsbuch rahmen: Barmherzigkeit – Gerechtigkeit – Gnade – Wahrheit


3. Verse 103–105 – Praktische Fürsorge und Pionier‑Verlagswesen 

Nach der eschatologischen Höhekurve holt der Herr seine Diener wieder in den Alltag: Familienunterhalt und Druckkosten. Wer Spenden erhält, soll zuerst Frau und Kinder versorgen (V. 103). Unverheiratete Missionare geben Überschüsse dem Bischof, damit Offenbarungen gedruckt, Zion aufgebaut wird (V. 104). 1832 arbeiteten Oliver Cowdery und W. W. Phelps in Independence an der Book of Commandments‑Druckplatte – dafür waren Münzen aus dem Osten lebenswichtig. 

Vers 105 mahnt zu schlichter Lebensführung: bekommt ein Missionar einen neuen Mantel, geht der alte an Bedürftige. Die Direktive spiegelt Jesu Rat an Johannes den Täufer: „Wer zwei Röcke hat, gebe dem, der keinen hat“ (Lk 3,11). 


4. Verse 106–108 – Mentoring‑Prinzip und Paar‑Mission 

Die jungen Kirche benötigt Ausbildung: Starke nehmen Schwache mit (V. 106). Das erinnert an Paulus und Silas, die Timotheus auf Reisen schulten (Apg 16,1–3). Zudem sollen Träger des höheren Priestertums Lehrer und Diakone voraussenden, um Termine zu vereinbaren (V. 107) – ein frühes Modell von Junior‑Companions, das an Jesu Zweier‑Aussendung (Lk 10,1) anknüpft. 

Vers 108 betont, dass Christus seine Kirche schon in der Urzeit so baute; die Wiederher­stellung folgt dem gleichen Muster. 


5. Verse 109–110 – Der Leib‑Christi‑Diskurs 

Abschluss und Zusammenfassung: Jeder soll „in seinem Amt stehen“ (V. 109). Das Bild des Leibes mit Haupt und Gliedern greift 1 Kor 12 auf. Joseph Smith ist zu dieser Zeit das „Haupt“, die Bischöfe Augen, Hände, Füße; doch keine Gliedmaße darf die andere entwerten. Präsident Dallin H. Oaks formulierte es modern: Im Reich Gottes gibt es kein oben oder unten, nur vorwärts oder rückwärts

Die Pointe (V. 110): Jedes Mitglied ist unersetzlich, damit das „System vollkommen“ bleibt – ein göttlicher Hinweis gegen spirituelle Eitelkeiten und gegen das „Hals‑steckt‑Kopf“-Problem (eine absurde, paradoxe Argumentation, bei der Ursache und Folge verwechselt werden – ähnlich wie beim klassischen Zirkelschluss; hinweis auf eine logische Verdrehung oder einen Denkfehler) damaliger Missourier, die Josephs Führung infrage stellten. 


Schlussbetrachtung 

Der Abschnitt 84:92‑110 verbindet drei Ebenen

  1. Prophetische Warnung – Ablehnung bringt Gerichte; Annahme führt zur Einheit. Missionarisches Wirken ist daher zugleich Liebe und Pflicht. 

  2. Eschatologische Hoffnung – Das „neue Lied“ feiert den Tag, an dem irdische Zeit endet, Satan gebunden wird und Zion in himmlischer wie irdischer Gestalt verschmilzt. Wer heute am Wiederherstellungswerk mitarbeitet, stimmt sich schon jetzt auf dieses Finale ein. 

  3. Pragmatische Organisation – Familienvorsorge, Druckkosten, Mentoring, Demut in Berufungen. Die Kirche des Lammes ist zugleich himmlische Stadt und funktionierender Organismus; Geistiges und Zeitliches sind unauflöslich verwoben. 


Für uns bedeutet das: 

  • Warnen mit Liebe – Zeugnis geben, ohne Zwang; bei Ablehnung weiterziehen, ohne Groll. 

  • Lobpreis üben – Das „neue Lied“ kann schon jetzt individuell gesungen werden, wenn wir Gottes Gnade in unserem Alltag erkennen. 

  • Einfach leben, großzügig teilen – Mantel‑Logik: Wer Doppeltes hat, gibt ab. 

  • Jüngere stärken – In Familie, Kollegium, Gemeinde Mentor sein; dabei „in aller Sanftmut“ (V. 106). 

  • Rollen annehmen – Haupt, Hände, Füße: Jede Berufung – ob Medienbibliothek oder Präsidentin – erhält kosmische Würde, wenn sie im Bund ausgeübt wird. 

Mit diesen Prinzipien trägt jeder Heilige dazu bei, dass Zion „von unten“ emporwächst, bereit, wenn Zion „von oben“ herabkommt – und dass das neue Lied einst nicht fremd klingt, sondern vertraut. 

 
 
 

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