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Wer die Apokryphen liest, der möge verstehen

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • 23. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

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(Bild: Quelle)


“Darum, wer sie liest [die Apokryphen gemeint], der möge verstehen, denn der Geist tut Wahrheit kund;” (Lehre und Bündnisse 91:4). 


Lehre und Bündnisse 91 – Historischer Hintergrund und geistliche Lehren 


Am 9. März 1833 empfing Joseph Smith in Kirtland, Ohio, die Offenbarung, die heute als Abschnitt 91 im Buch Lehre und Bündnisse enthalten ist. Diese kurze, aber bedeutende Offenbarung entstand im Zusammenhang mit Josephs Übersetzungsarbeit an der Bibel, insbesondere als er sich mit den sogenannten Apokryphen befasste – einer Sammlung antiker religiöser Texte, die in vielen Bibelausgaben zwischen dem Alten und dem Neuen Testament enthalten sind, jedoch im protestantischen Kanon als nicht kanonisch gelten. 


Joseph Smith hatte im Jahr 1831 auf göttliche Weisung hin begonnen, die Bibel unter Inspiration neu zu übersetzen. Diese „Übersetzung“ war weniger eine sprachliche Übertragung, sondern vielmehr eine inspirierte Überarbeitung und Wiederherstellung verlorener oder veränderter Inhalte. Als Joseph 1833 in einer Bibel von 1828 auf die Apokryphen stieß – etwa Bücher wie Tobit, Judith, Weisheit Salomos oder das zweite Buch der Makkabäer –, stellte sich die Frage, wie er mit diesen Schriften verfahren solle. Um Klarheit zu gewinnen, wandte er sich an den Herrn – und erhielt die Offenbarung, die heute Abschnitt 91 bildet. 


Die Offenbarung besteht aus nur sechs Versen, ist aber inhaltlich präzise. In Vers 1 wird bestätigt, dass viele Dinge in den Apokryphen „wahr sind“ und „von Nutzen sein können“. Dennoch gibt es eine wichtige Einschränkung: Viele dieser Inhalte seien durch „die Hände der Menschen verdorben worden“, so dass „nicht alles darin wahr ist“ (Vers 2). Die göttliche Weisung an Joseph lautet daher nicht, diese Bücher ebenfalls zu übersetzen, sondern sich auf andere Aufgaben zu konzentrieren. Die Apokryphen seien für denjenigen „nützlich, der vom Geist erleuchtet ist“, doch der Herr gebietet nicht, dass Joseph sie überarbeiten müsse (Verse 3–6). 


Der historische Kontext dieser Offenbarung ist bemerkenswert: Joseph Smith stand mitten in der Übersetzungsarbeit und empfing in dieser Zeit viele Offenbarungen, die heute in Lehre und Bündnisse gesammelt sind. Die Tatsache, dass er auch für die Apokryphen göttliche Führung suchte, zeigt seine tiefe Hingabe und sein Streben nach geistiger Wahrheit. Es ist außerdem bezeichnend, dass der Herr keinen allgemeinen Bann über diese Schriften ausspricht – sie seien teilweise wertvoll, aber mit Vorsicht und unter geistiger Leitung zu lesen. 


Was wir heute aus Lehre und Bündnisse 91 lernen können 


Die Lehren aus dieser Offenbarung sind zeitlos. Erstens betont der Herr die Notwendigkeit geistiger Unterscheidungskraft beim Umgang mit religiösen Texten. In einer Welt voller Informationsfülle, auch religiöser Art, bleibt die Mahnung gültig, Inhalte nicht ungeprüft zu übernehmen, sondern mit dem Heiligen Geist zu prüfen, was wahr ist. Das Prinzip der persönlichen Offenbarung und geistgeleiteten Interpretation wird hier deutlich hervorgehoben. 


Zweitens zeigt die Offenbarung, dass auch nicht-kanonische Schriften wertvolle Einsichten enthalten können. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehnt die Apokryphen nicht kategorisch ab – vielmehr gelten sie als potenziell nützlich, wenn sie durch den Geist verstanden werden. Diese Haltung kann auf viele Bereiche übertragen werden: Auch außerhalb des offiziellen Kanons – sei es in alten Texten, Literatur, Philosophie oder anderen Religionen – kann man „Wahrheit und Weisheit“ finden, sofern man geistig vorbereitet ist. 


Drittens unterstreicht Abschnitt 91 ein weiteres Prinzip: Es gibt Zeiten, in denen bestimmte Aufgaben nicht notwendig sind, selbst wenn sie an sich wertvoll wären. Joseph Smith hätte die Apokryphen übersetzen können, aber der Herr weist ihn an, sich auf andere Aufgaben zu konzentrieren. Diese Lehre betrifft auch heutige Jünger Christi: Nicht alles, was gut ist, ist zur jeweiligen Zeit auch notwendig. Geistige Führung hilft uns zu unterscheiden, was in einer bestimmten Phase unseres Lebens am wichtigsten ist. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Lehre und Bündnisse 91 ein Beispiel für praktizierte Offenbarung im Alltag ist – eine kurze, aber tiefgründige Antwort auf eine konkrete Frage. Die Offenbarung stärkt das Vertrauen in persönliche geistige Führung, fordert zur Unterscheidung auf und zeigt, wie der Geist Gottes uns helfen kann, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden – selbst in schwierigen oder uneindeutigen Kontexten. Diese Prinzipien sind im 21. Jahrhundert genauso aktuell wie im Jahr 1833. 


Lehre und Bündnisse 92 – Historischer Hintergrund und heutige Anwendung 

Die Offenbarung, die heute als Abschnitt 92 in Lehre und Bündnisse steht, wurde am 15. März 1833 in Kirtland, Ohio, empfangen. Sie ist nur drei Verse lang, richtet sich jedoch mit klarer Weisung an einen bestimmten Mann: Frederick G. Williams. Williams war kurz zuvor zum Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft der Kirche berufen worden, ein Amt, das ihn in enger Zusammenarbeit mit Joseph Smith stellte. Diese Offenbarung wurde gegeben, um seine Rolle im wirtschaftlich-sozialen Vorhaben der Kirche zu präzisieren – der “vereinigten Ordnung (zunächst als Firma bezeichnet)”. 


Die United Firm war eine Organisation, die 1832 gegründet worden war, um die materiellen Güter der Kirche – insbesondere Buchhandlungen, Druckereien und Ländereien – zu verwalten. Mitglieder dieser Firmengemeinschaft verpflichteten sich, ihre Besitztümer für das Wohl der Kirche zu nutzen, während sie auch selbst daraus versorgt wurden. Es war ein Versuch, das Prinzip der „Verwaltung“ und der Gütergemeinschaft nach göttlichem Vorbild umzusetzen. 


Die Offenbarung in Abschnitt 92 weist Frederick G. Williams an, sich „als ein lebendiges Glied“ in den Orden einzugliedern und seine Güter mit den anderen treuen Brüdern zu vereinen. Dabei wird betont, dass dies „so wie es euch von dem HERRN geboten ist“ geschehen solle – ein Hinweis auf bereits bestehende Anweisungen zur Ordnung dieser Gemeinschaft (vgl. L&B 82 und 104). 


Die Kürze der Offenbarung täuscht nicht über ihre Bedeutung hinweg: Sie zeigt, wie sehr organisatorische und geistliche Strukturen in der frühen Kirche miteinander verflochten waren. Gott war an allen Aspekten des Werkes beteiligt – auch an dessen Verwaltung und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Einbindung Frederick G. Williams als gleichberechtigter Teilhaber unterstreicht zudem das Prinzip der Einigkeit und gegenseitigen Verantwortung im Aufbau des Reiches Gottes. 


Was wir heute daraus lernen können 

Auch wenn die Vereinigte Ordnung in dieser Form später aufgelöst wurde, ist die zugrunde liegende Lehre zeitlos. Erstens wird deutlich, dass jeder, der im Werk des Herrn mitwirkt, seine Talente und Ressourcen zur Verfügung stellen soll – freiwillig, ganzheitlich und in Übereinstimmung mit göttlicher Führung. Zweitens lehrt der Abschnitt, dass Gemeinschaft und Gleichheit in der Nachfolge Christi eine zentrale Rolle spielen: Niemand steht über dem anderen; jeder bringt seinen Anteil ein. Drittens betont die Offenbarung, wie wichtig es ist, persönliche Berufungen treu und gewissenhaft anzunehmen, auch wenn sie praktische Opfer erfordern. In einer Zeit, in der materieller Individualismus vorherrscht, ruft Abschnitt 92 zur gelebten Solidarität und gegenseitigen Unterstützung auf – ein Prinzip, das in heutigen Gemeinschaften genauso wertvoll ist wie im frühen Kirtland der 1830er Jahre. 


 
 
 

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