top of page

Damit alles, was ihr aufzeichnet, im Himmel aufgezeichnet werde

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 3 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit
ree

Tempelarbeit und Familienforschung

(Bild: Quelle)


„damit alles, was ihr aufzeichnet, im Himmel aufgezeichnet werde, was auch immer ihr auf Erden bindet, im Himmel gebunden sei, was auch immer ihr auf Erden löst, im Himmel gelöst sei.“ (Lehre und Bündnisse 127:7). 


Lehre und Bündnisse 127 – Historischer Kontext und geistliche Lehren 


Der Abschnitt 127 ist in einer besonderen Situation entstanden: Joseph Smith befand sich im Jahr 1842 in Nauvoo in großer Bedrängnis. Während die Kirche rasch wuchs und die Heiligen sich am Aufbau der Stadt und am Tempelbau beteiligten, stand Joseph erneut im Fokus der Feinde aus Missouri, die versuchten, ihn ausliefern zu lassen. In dieser Zeit schrieb Joseph mehrere Briefe an die Heiligen. Zwei davon – Abschnitt 127 und 128 – sind bis heute überliefert und zählen zu den wichtigsten Quellen zur Lehre von der Taufe für die Toten, einer einzigartigen und zentralen Praxis im Wiederherstellungsevangelium. 


Verfolgung und göttliche Zuversicht (Verse 1–4) 

Joseph beginnt den Brief mit einer persönlichen Erklärung: „Da der Herr mir offenbart hat, dass meine Feinde sowohl in Missouri als auch in diesem Staat mir wieder nachstellen … habe ich es für ratsam und weise gehalten, den Ort für eine kurze Zeit zu verlassen“ (V. 1). Er war gezwungen, sich vor seinen Feinden verborgen zu halten, doch er stellte klar, dass dies keine Flucht aus Pflicht oder Berufung war, sondern der Sicherheit des Volkes diente. Joseph zeigt damit einen bemerkenswerten Balanceakt zwischen persönlicher Vorsicht und Vertrauen in Gott. 

Die Formulierung in Vers 2 ist von tiefer persönlicher Ehrlichkeit geprägt: „Wie auch immer, ich bin gewohnt, in tiefem Wasser zu schwimmen. Das ist mir alles zur zweiten Natur geworden, und es geht mir so wie Paulus, dass ich mich der Drangsal rühme.“ Dieser Vergleich mit Paulus erinnert an 2. Korinther 11, wo Paulus seine Leiden und Gefangenschaften aufzählt. Joseph sah in seinen Drangsalen nicht nur persönliches Leid, sondern einen Beweis, dass er in einer Reihe mit den Propheten und Aposteln der Antike stand. 

Für heutige Leser birgt dies eine wichtige Lehre: Schwierigkeiten und Anfeindungen sind nicht Zeichen von göttlicher Abwesenheit, sondern können vielmehr ein Hinweis darauf sein, dass man dem Weg Christi folgt. Josephs Gewissheit, „ich werde über alle meine Feinde triumphieren, denn Gott, der Herr, hat es gesagt“ (V. 2), ist eine Einladung, auch im eigenen Leben Schwierigkeiten im Vertrauen auf Gottes Zusagen zu begegnen. 

In Vers 4 betont Joseph schließlich, dass trotz aller Widerstände die Arbeit des Herrn nicht stillstehen dürfe: „Lasst die Arbeit an meinem Tempel … weitergehen und nicht aufhören.“ Der Tempel war damals im Bau, und die Arbeit an ihm war eng mit der neuen Lehre der Taufe für die Toten verbunden. Schon hier zeigt sich die zentrale Botschaft: Das Werk Gottes ist größer als die Umstände einzelner Menschen. 


Die Ordnung der Taufe für die Toten (Verse 5–9) 

Der Hauptteil des Briefes widmet sich der Taufe für die Toten. Joseph führt hier ein zentrales Prinzip ein: Jede heilige Handlung muss geordnet aufgezeichnet werden. „Wenn jemand von euch für eure Toten getauft wird, so soll es einen Berichtführer geben … damit er der Wahrheit gemäß bezeugen kann“ (V. 6). Dieses Gebot war nicht nur ein praktisches, sondern auch ein theologisch tief verankertes Prinzip. 

Joseph verbindet die Aufzeichnung irdischer Handlungen direkt mit dem himmlischen Gesetz: „damit alles, was ihr aufzeichnet, im Himmel aufgezeichnet werde, was auch immer ihr auf Erden bindet, im Himmel gebunden sei“ (V. 7). Damit knüpft er an Matthäus 16,19 und Matthäus 18,18 an, wo Christus den Aposteln die Schlüssel des Himmelreichs gab. Die Verknüpfung von Erde und Himmel durch ordnungsgemäße Aufzeichnungen zeigt, dass der Herr ein Gott der Ordnung ist (1. Korinther 14,40). 

Besonders bemerkenswert ist Vers 8: „denn ich bin im Begriff, auf Erden vieles wiederherzustellen, was das Priestertum betrifft.“ Hier wird klar, dass die Wiederherstellung nicht nur die Kirche im Allgemeinen betrifft, sondern auch die konkrete Organisation heiliger Handlungen. Mit der Einführung schriftlicher Aufzeichnungen wurde die Taufe für die Toten als Teil der Priestertumsvollmacht dauerhaft verankert. 

In Vers 9 wird betont, dass diese Aufzeichnungen in die „Archive meines heiligen Tempels“ gelegt werden sollen. Damit wird die Verbindung von Taufe für die Toten und Tempel unauflöslich hergestellt. Zwar fanden in Nauvoo damals erste stellvertretende Taufen im Mississippi statt, aber Joseph machte klar: Der bleibende Ort für diese heiligen Handlungen ist der Tempel. Bis heute zeigt sich darin eine wichtige Linie: Familienforschung und Tempelarbeit gehören untrennbar zusammen. 


Sehnsucht nach Unterweisung und Beständigkeit im Werk (Verse 10–12) 

Josephs Worte in Vers 10 sind von tiefer Sehnsucht geprägt: „Ich möchte allen Heiligen sagen, dass ich mir mit überaus großem Wunsch gewünscht hätte, … über das Thema der Taufe für die Toten zu sprechen.“ Doch da er sich verborgen halten musste, konnte er nicht öffentlich lehren. Stattdessen wählte er den Weg schriftlicher Mitteilungen. Für uns heute ist das ein Segen, denn durch diese Briefe sind die Lehren bewahrt worden. 

Die Situation erinnert an Paulus, der viele seiner Briefe aus Gefangenschaft schrieb. Auch Josephs Brief gewinnt gerade durch die Umstände an Gewicht: Er hätte schweigen oder sich nur mit seinen eigenen Sorgen befassen können, aber stattdessen widmete er sich dem Aufbau der Kirche. 

Vers 11 zeigt erneut seine Glaubenshaltung: „Der Fürst dieser Welt kommt, aber er hat keine Macht über mich.“ Diese Worte lehnen sich an Johannes 14,30 an, wo Christus selbst im Angesicht seines Leidens erklärte, dass Satan keine Macht über ihn habe. Joseph verstand sein Amt in dieser Nachfolge: Die Mächte der Welt konnten ihn bedrohen, aber sie konnten das Werk Gottes nicht aufhalten. 

Am Ende schließt er seinen Brief in Demut: „Siehe, ich bete zu Gott, dass ihr alle errettet werden mögt“ (V. 12). Er unterzeichnet nicht mit Machtanspruch, sondern als „euer Diener im Herrn“. Gerade darin liegt die geistliche Autorität: Ein wahrer Prophet ist immer zugleich Diener. 


Anwendung für unsere Zeit 

Abschnitt 127 ist auf zweierlei Weise bedeutungsvoll. Erstens zeigt er, wie Joseph in einer Zeit äußerster Bedrängnis den Blick auf das Werk Gottes lenkte. Er könnte als Beispiel für jede Zeit gelten, in der Gläubige Bedrohungen oder Schwierigkeiten erfahren. Die Botschaft lautet: Das Werk des Herrn geht weiter, unabhängig von menschlichem Widerstand. 

Zweitens ist er ein Schlüsseldokument zur Lehre der Taufe für die Toten. Die Betonung auf Aufzeichnungen und Ordnung lehrt uns, dass Gottes Werk mit Verantwortung und Sorgfalt geschieht. So wie die damaligen Schreiber ordnungsgemäß Zeugnis ablegen sollten, sind heute genealogische Forschungen, digitale Datenbanken und Tempelarchive ein moderner Ausdruck derselben Grundidee: Was auf Erden festgehalten wird, ist im Himmel gültig. 

Darüber hinaus lädt der Abschnitt dazu ein, über die persönliche Rolle im Werk des Herrn nachzudenken. Joseph forderte die Heiligen auf, ihre „Ausdauer und Anstrengungen zu verdoppeln“ (V. 4). Auch heute gilt diese Aufforderung, sei es im familiären, beruflichen oder kirchlichen Umfeld: Ausdauer und Hingabe sind der Weg, wie Gottes Werk sichtbar wird. 


Fazit 

L&B 127 ist mehr als ein Brief in bedrängter Zeit. Er ist ein Zeugnis dafür, dass Gottes Werk durch nichts aufgehalten werden kann, weder durch politische Verfolgung noch durch persönliche Drangsale. Joseph Smith verband sein persönliches Leiden mit der großen Vision einer ewigen Ordnung, in der Tempel, Priestertum und Erlösung für die Toten eine zentrale Rolle spielen. 

Für heutige Gläubige ist dieser Abschnitt sowohl Ermutigung als auch Auftrag: in Bedrängnis Gott zu vertrauen, in Geduld und Eifer fortzufahren und sich aktiv an der Heilsarbeit für die Lebenden und die Verstorbenen zu beteiligen. Josephs Worte, dass er „in tiefem Wasser zu schwimmen“ gewohnt sei, sind ein Bild für das Leben jedes Jüngers Christi. Auch wir sind eingeladen, im Vertrauen auf Gottes Zusage standzuhalten und uns der Drangsale zu rühmen – in dem Wissen, dass Gottes Werk siegreich ist und dass wir Teil dieses Werkes sein dürfen. 


 
 
 

Kommentare


Join our mailing list

Thanks for submitting!

  • Facebook Black Round
  • Twitter Black Round

© 2023 by Parenting Blog

Proudly created with Wix.com

500 Terry Francois St. San Francisco, CA 94158

info@mysite.com

Tel: 123-456-7890

Fax: 123-456-7890

bottom of page