Ich ging daher, wie mir geboten worden war, immer nach Ablauf eines Jahres dorthin
- manfred.lobstein
- 24. Jan.
- 5 Min. Lesezeit

Joseph Smith nimmt die Platten in Empfang, Darstellung von Gary E. Smith
(Bild: Quelle)
“Ich ging daher, wie mir geboten worden war, immer nach Ablauf eines Jahres dorthin, und jedes Mal fand ich den gleichen Boten dort vor und empfing von ihm bei jeder Unterredung Anweisungen und Auskunft darüber, was der Herr vorhabe und wie und auf welche Weise sein Reich in den letzten Tagen zu leiten sei.” (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:54).
Eine Zusammenfassung von Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:51-56
Joseph Smith beschreibt in diesem Abschnitt, wie er zum ersten Mal die Goldplatten, den Urim und Tummim sowie den Brustschild fand, die in einem steinernen Behälter an der Westseite eines Hügels nahe Manchester, New York, verborgen waren. Nach der Anweisung des Engels Moroni durfte er die Gegenstände jedoch noch nicht an sich nehmen, da die Zeit dafür noch nicht gekommen war. Stattdessen gebot Moroni ihm, jedes Jahr am gleichen Tag zurückzukehren, um weitere Unterweisungen zu empfangen, was Joseph Smith auch tat. Bei jeder Begegnung erhielt er Offenbarungen über Gottes Plan und die zukünftige Führung seines Reiches in den letzten Tagen.
Joseph berichtet weiter von den bescheidenen Lebensverhältnissen seiner Familie, die auf harte körperliche Arbeit angewiesen war, sowie vom Tod seines ältesten Bruders Alvin, der die Familie im Jahr 1823 sehr belastete. Im Oktober 1825 arbeitete Joseph für Josiah Stoal, der nach einer angeblichen spanischen Silbermine in Pennsylvania suchte. Obwohl Joseph fast einen Monat lang an den Grabungen beteiligt war, überzeugte er Stoal schließlich, das erfolglose Vorhaben aufzugeben. Diese Arbeit führte später zu Gerüchten, Joseph sei ein Schatzgräber gewesen, eine Behauptung, die in der Folgezeit weit verbreitet wurde.
War die Art und Weise, wie Joseph die Platten mit den weiteren heiligen Utensilien vorfand für die Zeit um 600 n. Chr. authentisch?
Die Beschreibung, wie Joseph Smith die Goldplatten und die heiligen Utensilien in einem steinernen Behälter vorfand (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:51-52), ist für die Zeit um 600 n. Chr., als Moroni diese Dinge sicher in der Erde verbarg, aus mehreren Perspektiven bemerkenswert und kann als authentisch angesehen werden. Hier einige Überlegungen:
1. Aufbewahrung in steinernen Behältern
Die Nutzung von Steinkonstruktionen zur Aufbewahrung von Schriften und wertvollen Gegenständen war in antiken Kulturen weit verbreitet:
Beispiele aus dem Alten Nahen Osten und der Antike:
Die Schriftrollen von Qumran (Tote-Meer-Rollen) wurden in Tonkrügen in Höhlen gelagert, um sie vor Zerstörung und Verfall zu schützen.
In verschiedenen Kulturen wurden Steinkästen, Tonbehälter und andere robuste Behältnisse verwendet, um wichtige Dokumente, Schriften oder wertvolle Gegenstände zu sichern.
Praktikabilität der Aufbewahrung in Stein:
Steinbehälter schützen vor Feuchtigkeit, Schädlingen und mechanischer Beschädigung.
Die Nutzung von Zement zur Abdichtung, wie Joseph es beschreibt, wäre ebenfalls typisch für eine solche Konstruktion.
2. Die Platzierung von Platten und Utensilien
Die Beschreibung, dass die Platten und die heiligen Gegenstände sorgfältig auf zwei Steinen im Behälter platziert waren, zeigt eine strukturierte und bewusste Aufbewahrung:
Kulturelle Bedeutung von Ordnung und Heiligkeit:
Heilige Gegenstände wurden oft in speziell vorbereiteten Behältnissen oder an geweihten Orten gelagert, was ihre Bedeutung unterstrich.
Die klare Trennung und Anordnung könnte als ein Zeichen von Respekt und Schutz für die heiligen Gegenstände gesehen werden.
Symbolik:
Die Platzierung auf zwei Steinen könnte symbolisch oder pragmatisch sein, z. B. als Schutz vor Bodenkontakt oder Feuchtigkeit.
3. Kontext der Zeit um 600 n. Chr.
Die Zeit um 600 n. Chr. war geprägt von Übergängen und kulturellen Entwicklungen:
Mesoamerikanische Parallelen:
Es gibt Hinweise, dass Völker in Mesoamerika ähnliche Techniken der sicheren Aufbewahrung wertvoller Gegenstände nutzten.
Religiöse oder zeremonielle Gegenstände wurden häufig unter der Erde oder an heiligen Stätten verborgen.
Nephitische Traditionen:
In der Kultur der Nephiten, wie im Buch Mormon beschrieben, bestand ein hohes Bewusstsein für das Bewahren von heiligen Schriften und Reliquien. Die sorgfältige Aufbewahrung passt zu dieser Tradition.
4. Authentizität durch Details
Die detaillierte Beschreibung des Behälters (z. B. der abgerundete Stein, der an den Rändern in die Erde eingebettet war) wirkt glaubwürdig und passt zu zeitgenössischen Techniken. Solche Konstruktionen wurden auch später von Archäologen in ähnlichen Kontexten dokumentiert.
Fazit
Die Art und Weise, wie Joseph Smith die Platten und die weiteren heiligen Gegenstände vorfand, ist in ihrer Beschreibung konsistent mit bekannten antiken Praktiken und Methoden zur Aufbewahrung wertvoller oder heiliger Objekte. Sie unterstreicht die Authentizität und die kulturelle und historische Kohärenz des Berichts.
Wieso noch vier Jahre warten, bis Joseph die Inhalte erhalten sollte und das jährliche Erscheinen an diesem Ort?
Die Verzögerung von vier Jahren und das jährliche Erscheinen Moronis, wie in Vers 53 beschrieben, erfüllt mehrere bedeutende pädagogische und geistige Absichten, die sowohl Joseph Smith als auch die spätere Wiederherstellung des Evangeliums vorbereiten sollten. Hier sind mögliche Gründe:
1. Geistige Reifung und Vorbereitung
Joseph Smith war noch sehr jung (17 Jahre), als er erstmals von Moroni besucht wurde. Die Zeitspanne von vier Jahren gab ihm die Möglichkeit, geistig und emotional zu reifen.
Erziehung im Glauben und Charakterbildung:
Joseph musste lernen, sich an die Gebote Gottes zu halten, Versuchungen zu widerstehen und seine Beweggründe zu läutern (z. B. keine Selbstsucht oder finanzielle Bereicherung).
Moroni warnte ihn ausdrücklich vor der Versuchung durch den Satan (Vers 46), was auf die Notwendigkeit hinweist, Joseph auf die Verantwortung vorzubereiten, die mit der Übersetzung und Veröffentlichung des Buches Mormon einhergehen würde.
Entwicklung von Geduld und Gehorsam:
Das jährliche Erscheinen am gleichen Ort lehrte Joseph, konsequent, geduldig und treu zu sein.
2. Symbolik der Wiederkehr
Das jährliche Erscheinen Moronis an der Stelle der Platten trug eine symbolische und spirituelle Bedeutung:
Ein heiliges Ritual:
Das wiederkehrende Treffen unterstreicht die Wichtigkeit des göttlichen Auftrags und macht die heiligen Gegenstände zu einem wiederholten Fokus der Betrachtung und Verpflichtung.
Erinnerung an die Bündnisse Gottes:
Wie in der Bibel wurden Bündnisse und heilige Missionen oft durch wiederholte göttliche Besuche bestätigt (z. B. der Herr erscheint Abraham mehrfach, um seine Verheißungen zu erneuern).
3. Direkte Unterweisung durch Moroni
Moroni nutzte die jährlichen Besuche, um Joseph weiter zu unterweisen:
Inhalte und Kontext des Buches Mormon:
Moroni erklärte Joseph, was der Herr vorhatte und wie sein Reich in den letzten Tagen geleitet werden würde (Vers 54).
Einblick in die göttliche Mission:
Joseph erhielt schrittweise Offenbarungen über seine Aufgabe als Prophet und die Bedeutung der Übersetzung der Platten.
4. Schutz der Platten
Die vierjährige Verzögerung könnte auch praktische Gründe gehabt haben:
Sicherheit der Platten:
Wenn Joseph die Platten zu früh erhalten hätte, wäre er möglicherweise nicht in der Lage gewesen, sie angemessen zu schützen. Die Platten waren ein wertvolles und umstrittenes Objekt, und Josephs Familie lebte unter schwierigen finanziellen Umständen, was sie angreifbar machte.
Die richtige Zeit:
Gottes Zeitplan sah vor, dass das Buch Mormon erst zu einem bestimmten Zeitpunkt veröffentlicht werden sollte, als die Welt bereit war, die Botschaft zu empfangen.
5. Biblische Parallelen
Die Verzögerung und das wiederholte Erscheinen Moronis erinnern an andere biblische Beispiele, in denen Gott Menschen oder Völker über einen längeren Zeitraum vorbereitet:
Mose und die Wüstenwanderung:
Das Volk Israel musste 40 Jahre warten, bis es bereit war, ins verheißene Land einzutreten.
Jesus und die Jünger:
Jesus bereitete seine Jünger drei Jahre lang intensiv auf ihre spätere Mission vor.
Fazit
Die vier Jahre des Wartens und die jährlichen Besuche waren essenziell, um Joseph Smith geistig zu formen, ihn auf die Verantwortung der Übersetzung vorzubereiten und sicherzustellen, dass er die heiligen Gegenstände mit der gebotenen Demut und Ernsthaftigkeit empfing. Diese Zeit diente nicht nur Josephs persönlicher Entwicklung, sondern auch der Erfüllung des göttlichen Plans in der Wiederherstellung des Evangeliums.
Wieso sollte Joseph jährlich einmal an den Ort der verborgenen Platten kommen?
Comments