Was auch immer ihr auf Erden aufzeichnet
- manfred.lobstein

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Verordnungskarten für Angehörige
(Bild: Quelle)
„Was auch immer ihr auf Erden aufzeichnet, wird im Himmel aufgezeichnet sein, und was auch immer ihr auf Erden nicht aufzeichnet, wird im Himmel nicht aufgezeichnet sein“ (Lehre und Bündnisse 128:8).
Lehre und Bündnisse 128:1–14 – Was auch immer ihr auf Erden aufzeichnet, wird im Himmel aufgezeichnet sein
1. Sorgfältige Organisation für ein ewiges Werk (Verse 1–4)
Joseph Smith beginnt diesen Brief mit dem Hinweis, dass das Thema der Taufe für die Toten seine Gedanken seit einiger Zeit intensiv beschäftige (Vers 1). In dieser Einleitung spiegelt sich die Dringlichkeit, mit der er dieses Werk der Erlösung der Verstorbenen betrachtet. Er greift dabei organisatorische Fragen auf, die unmittelbar aus der praktischen Erfahrung der Heiligen in Nauvoo erwachsen waren. Seit 1840 wurden stellvertretende Taufen für Verstorbene durchgeführt – zunächst im Mississippi –, doch fehlte es an einer klaren Struktur zur Dokumentation. Joseph Smith legt nun fest, dass es in jeder Gemeinde örtliche Berichtführer geben solle, die als Augen- und Ohrenzeugen die vollzogenen Handlungen detailliert aufzeichnen. Diese Berichte sollen Datum, Namen der Getauften und Täufer, den Ablauf der Handlung und die Namen von Zeugen enthalten (Verse 2–3).
Zusätzlich wird ein allgemeiner Berichtführer für die Kirche bestimmt, der die lokalen Berichte in das „Generalbuch der Kirche“ einträgt. Erst durch diese geordnete Übertragung und Beglaubigung werden die Aufzeichnungen „heilig“ und „der Verordnung entsprechend“ (Vers 4). Diese klare Organisation zeigt, dass das Werk der Erlösung für die Toten nicht improvisiert, sondern in geregelten Bahnen ablaufen soll. Der Herr selbst ist ein Gott der Ordnung (vgl. 1 Korinther 14:33), und dieses Prinzip wird hier konkret auf die Verwaltung heiliger Handlungen angewandt.
Für unser Heute bedeutet das: Heilige Handlungen sind nicht nur spirituelle Ereignisse, sondern auch administrative Aufgaben, die mit Sorgfalt, Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein verbunden sind. Wenn wir Familienforschung betreiben, Namen einreichen und Tempelarbeit vollziehen, stehen wir in derselben Linie: wir sind Teil eines organisierten Werkes, dessen Grundlage bereits in Nauvoo gelegt wurde.
2. Himmlische und irdische Bücher – ein ewiger Grundsatz (Verse 5–9)
In diesen Versen erklärt Joseph Smith den geistigen Grund für diese strenge Berichtführung. Sie ist „nur dem Willen Gottes entsprechend“, weil sie einer Ordnung folgt, „die der Herr vor der Grundlegung der Welt für die Errettung der Toten … verordnet und bereitet hat“ (Vers 5).
Joseph verweist auf Offenbarung 20:12, wo Johannes der Offenbarer von Büchern spricht, die geöffnet werden, „und noch ein Buch wurde aufgeschlagen, das ist das Buch des Lebens“. Die Toten werden „nach dem gerichtet, was in den Büchern geschrieben steht, gemäß ihren Werken“ (Vers 6). Joseph deutet diese Bücher: Die auf der Erde geführten Berichte sind die Bücher, die die Werke der Menschen enthalten; das Buch des Lebens ist die himmlische Aufzeichnung. Folglich müssen irdische und himmlische Berichte übereinstimmen. Was auf Erden aufgezeichnet wird, ist im Himmel aufgezeichnet – und umgekehrt (Vers 7–8).
Dieser Gedanke hat weitreichende Bedeutung: Wenn Handlungen nicht ordnungsgemäß aufgezeichnet werden, haben sie auch im Himmel keine Gültigkeit. Das Priestertum übt die „Macht, zu binden und zu lösen“ aus (vgl. Matthäus 16:19), und ein Teil dieser Macht besteht in der autorisierten, getreuen Dokumentation. Joseph betont: „Was auch immer jene Männer mit Vollmacht und im Namen des Herrn getan haben, und es voll Wahrhaftigkeit und Treue getan haben, und worüber sie einen ordnungsgemäßen und getreuen Bericht geführt haben, das ist demnach auf Erden und im Himmel zu einem Gesetz geworden“ (Vers 9).
Heute spiegelt sich dieses Prinzip in der sorgfältigen Führung von Mitgliedslisten, Tempelaufzeichnungen und genealogischen Datenbanken wider. Digitale Systeme wie FamilySearch erfüllen heute dieselbe Funktion wie die „Generalbücher“ der Kirche in Nauvoo. Jede stellvertretende Taufe, jede Siegelung wird dokumentiert und bestätigt. Dies ist keine bloße Verwaltung – es ist Teil eines ewigen Gesetzes, das der Herr „vor Grundlegung der Welt“ festgelegt hat.
3. Schlüssel des Himmelreichs und die Macht zu binden (Verse 10–11)
In Vers 10 zitiert Joseph die Worte Jesu an Petrus: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben, und was auch immer du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein.“ Diese Schlüssel sind das Symbol und die Realität göttlicher Vollmacht. In allen Evangeliumszeiten wurden Priestertumsschlüssel gegeben, um Handlungen gültig zu machen – nicht nur vor Menschen, sondern auch vor Gott.
Joseph erklärt: „Wem diese Schlüssel gegeben sind, für den ist es nicht schwierig, eine Kenntnis von den Tatsachen hinsichtlich der Errettung der Menschenkinder zu erlangen, und zwar sowohl für die Toten als auch für die Lebenden“ (Vers 11). Damit stellt er klar, dass diese Macht heute durch die Schlüsselträger in der Kirche Jesu Christi wiederhergestellt ist. Die Organisation der Berichtführung und die Gültigkeit der Handlungen beruhen letztlich auf diesen Schlüsseln.
4. Symbolik des Taufbeckens – Das Natürliche vor dem Geistigen (Verse 12–14)
Hier erläutert Joseph Smith die tiefgründige Symbolik der Taufe und ihrer stellvertretenden Vollzüge. Die Taufe durch vollständiges Untertauchen ist ein Gleichnis des Todes und der Auferstehung: „wenn man im Wasser untergetaucht wird und aus dem Wasser hervorkommt, so ist das ein Gleichnis der Auferstehung der Toten“ (Vers 12).
Deshalb wurde das Taufbecken für die Toten „als Sinnbild des Grabes eingerichtet“ und muss „unterhalb des Ortes sein, wo sich die Lebenden gewöhnlich versammeln“ (Vers 13). Diese bauliche Anordnung war nicht zufällig, sondern theologisch begründet: Der Tempel in Nauvoo hatte das Taufbecken im Untergeschoss, getragen von zwölf Ochsen – ein Sinnbild für die zwölf Stämme Israels. Die Lebenden befinden sich über dem Becken, die Handlung geschieht unter ihnen: Dies stellt die Beziehung zwischen Lebenden und Toten, Erde und Himmel, Tod und Auferstehung dar.
Joseph zitiert in Vers 14 den Apostel Paulus: „Aber nicht das Geistige war zuerst, sondern das Natürliche, und danach das Geistige“ (1 Korinther 15:46–48). Damit betont er ein Grundgesetz: Zuerst kommt das Natürliche – die irdische Handlung – dann folgt das Geistige – die himmlische Bestätigung und Auferstehung. Die irdischen Rituale, so schlicht sie scheinen mögen, sind der notwendige Rahmen, in dem himmlische Wirklichkeiten wirksam werden.
Für unser Heute bedeutet das: Unsere Beteiligung an Tempelverordnungen, unsere Dokumentation und unser Handeln sind die „natürlichen“ Schritte, durch die der Herr „geistige“ Wirkungen hervorbringt – für uns und für unsere Verstorbenen. Ohne irdische Handlung keine himmlische Bindung.
5. Bedeutung für unser Heute
L&B 128:1–14 zeigt, wie sehr Verordnungen, Aufzeichnungen und Symbole ineinandergreifen. Für die Heiligen in Nauvoo war es eine neue, aber freudige Aufgabe, das Werk für die Toten geordnet aufzubauen. Für uns heute bedeutet es, dass wir mit ebenso großer Genauigkeit und Ehrfurcht an Familienforschung, Namenseinreichung, Tempelverordnungen und Aufzeichnungssystemen mitwirken.
Wir stehen in einer Linie, die bis in die Ewigkeit reicht. Indem wir die „natürlichen“ Handlungen treu vollziehen und sorgfältig dokumentieren, wirkt der Herr das „Geistige“ – die ewige Bindung von Familien über den Tod hinaus.
👉 Wie können wir heute durch unsere sorgfältige Mitarbeit im Werk für die Toten dazu beitragen, dass himmlische Bücher vollständig und freudig geöffnet werden?



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