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Wenn ihr in irdischen Dingen nicht gleich seid

  • Autorenbild: manfred.lobstein
    manfred.lobstein
  • vor 6 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

(Bild: Quelle)


“Denn wenn ihr in irdischen Dingen nicht gleich seid, könnt ihr beim Erlangen himmlischer Dinge nicht gleich sein;” (Lehre und Bündnisse 78:6). 



Im Frühjahr des Jahres 1832, genauer am 1. März, empfing der Prophet Joseph Smith in Kirtland, Ohio, eine Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 78 bekannt ist. Diese Offenbarung wurde in einem entscheidenden Moment gegeben, als die junge Kirche darum rang, geistliche Ziele mit praktischen Herausforderungen zu vereinen – insbesondere dem Aufbau Zions im physisch-geografischen wie auch geistigen Sinn. Joseph Smith und seine Mitstreiter standen vor der Aufgabe, nicht nur Seelen zu retten, sondern auch eine funktionierende soziale und wirtschaftliche Ordnung aufzubauen, die diesem Ziel dienlich war. Um dies zu verwirklichen, mussten Ressourcen gebündelt und koordiniert eingesetzt werden. Genau darum geht es in dieser Offenbarung: die Gründung einer organisatorischen Einheit, die verschiedene wirtschaftliche Bestrebungen der Kirche zusammenfassen sollte. 


Schon im Juli 1831 war Sidney Gilbert beauftragt worden, in Independence, Missouri, eine Niederlassung des Geschäfts von Newel K. Whitney zu eröffnen. Dieser Schritt hatte das Ziel, ein wirtschaftliches Rückgrat für die Kirche aufzubauen und vor allem Land für die Ansiedlung der Heiligen zu erwerben – gemäß dem Gebot, Zion aufzubauen. Gleichzeitig hatte sich in Ohio eine sogenannte „Literary Firm“ gebildet, eine kleine Gruppe von Brüdern, darunter Oliver Cowdery, Sidney Rigdon, William W. Phelps und Martin Harris, die die Veröffentlichung der Offenbarungen Joseph Smiths vorbereiteten. Diese beiden Projekte – das Handelsunternehmen in Missouri und das Verlagsteam in Kirtland – benötigten Kapital, Organisation und eine geistige Struktur. 


Vor diesem Hintergrund ruft die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 78 dazu auf, eine zentrale organisatorische Einheit zu gründen: die „United Firm“ (später in veröffentlichten Versionen auch „United Order“ genannt). Joseph Smith, Sidney Rigdon und Newel K. Whitney werden in der Offenbarung beauftragt, nach Missouri zu reisen, um gemeinsam mit den dort tätigen Brüdern eine solche Organisation aufzubauen. Das Ziel war es, die Gewinne aus dem Handel (Gilbert & Whitney Store in Independence) und aus der Publikation (Literary Firm in Kirtland) in einen gemeinsamen Fonds einfließen zu lassen, der wiederum zur Versorgung der Armen, zur Unterstützung der Missionare und zur Finanzierung von Druckkosten und Landkäufen dienen sollte. Diese „Firma“ war jedoch nicht einfach ein Geschäftsunternehmen, sondern wurde im göttlichen Licht als eine Art geweihte ökonomische Ordnung verstanden – eine Vorstufe zum Aufbau des himmlischen Zions auf Erden. 


Die Offenbarung formuliert die Prinzipien dieser Ordnung noch zurückhaltend und allgemein. In späteren handschriftlichen Fassungen und in den Manuscripten der Offenbarungen wurden jedoch konkrete Formulierungen verwendet: Dort war von „Literary and Mercantile establishments“ die Rede, also von Verlag und Handel. Auch konkrete Namen wie Newel K. Whitney, Sidney Gilbert oder William W. Phelps wurden genannt. Diese Offenheit wich später in den veröffentlichten Ausgaben einer bewussten Verschleierung – aus guten Gründen. Nach Angriffen von Mobs in Missouri, die kirchliches Eigentum zerstörten, und nach juristischen Schritten gegen kirchliche Geschäftsleute in Ohio wurde entschieden, aus Sicherheitsgründen Decknamen zu verwenden. So wurde Joseph Smith zu „Enoch“, Sidney Rigdon zu „Pelagoram“ und Newel K. Whitney zu „Ahashdah“ – eine Form der Geheimhaltung, die auch in späteren Offenbarungen wie D&C 104 fortgeführt wurde. 


Die United Firm bestand aus etwa einem Dutzend Brüdern, darunter Joseph Smith, Sidney Rigdon, Oliver Cowdery, Martin Harris, Newel K. Whitney, Sidney Gilbert, William W. Phelps, Edward Partridge, John Whitmer und Frederick G. Williams. Ihre Aufgabe war es, die finanziellen Ressourcen der Kirche unter göttlicher Anleitung zu verwalten. Überschüsse aus den Unternehmungen flossen in ein gemeinsames „storehouse“, woraus dann Bedarfe gedeckt wurden. Die Idee war, dass die Beteiligten ihren Lebensunterhalt aus der Arbeit in der Firma bestreiten konnten, ohne Reichtum anzuhäufen, und der Rest in den Aufbau Zions investiert wurde. 


Der Versuch war sowohl visionär als auch pragmatisch – und stand doch von Anfang an unter Druck. In Missouri eskalierte der Konflikt mit den dortigen Siedlern. 1833 wurde kirchliches Eigentum in Independence zerstört, Druckereien geplündert, Heilige vertrieben. In Ohio kam es zu finanziellen Klagen gegen Newel K. Whitney, unter anderem durch Dr. Philastus Hurlburt, einen abtrünnigen Kirchenmitglied, der gezielt versuchte, die wirtschaftlichen Strukturen der Kirche zu zerstören. Viele Mitglieder der United Firm erfüllten ihre Aufgaben nur unvollständig oder zogen sich aus dem Bund zurück. So sah sich Joseph Smith 1834 gezwungen, die United Firm offiziell aufzulösen. In späteren Offenbarungen wurde deutlich gemacht, dass nicht die göttliche Ordnung gescheitert war, sondern der menschliche Teil – durch mangelnde Treue, Uneinigkeit und äußeren Druck. 


Trotz ihres begrenzten zeitlichen Bestehens war die United Firm ein Meilenstein in der Entwicklung kirchlicher Verwaltung. Sie war ein Modell, wie geistliche Zielsetzung und wirtschaftliche Organisation miteinander verbunden werden konnten. Viele spätere kirchliche Verwaltungsprinzipien, etwa die Verwaltung von kirchlichem Besitz, die Organisation von Armenfonds und Tempelbauprogrammen, basieren auf den Grundlagen, die damals gelegt wurden. Auch die heutige Verwaltung der Kirche – durch ein weltweites Versorgungssystem, zentrale Mittelvergabe und wohltätige Einrichtungen – steht in dieser Tradition. 


Geistlich gesehen bleibt Lehre und Bündnisse 78 ein kraftvoller Aufruf zur Einheit, zur Weihe und zur gemeinsamen Verantwortung. Der Herr erklärt, dass „wenn ihr nicht eins seid, so seid ihr nicht mein“ – ein Prinzip, das nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht gilt, sondern das Herz der ganzen Zion-Vision ausmacht. Die Offenbarung fordert die Heiligen auf, sich zu organisieren – nicht nur äußerlich, sondern geistig: in Einigkeit, Selbstverleugnung und der Bereitschaft, für das Wohl anderer zu handeln. 


So ist D&C 78 ein Fenster in die Pionierzeit der Kirche, aber auch ein bleibender Appell an heutige Heilige: geistige Ordnung und wirtschaftliche Verantwortung gehören zusammen. Zion entsteht nicht nur durch Gebet und Glauben, sondern durch konkrete Taten der Fürsorge, Weihe und Zusammenarbeit. 


 
 
 

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