Wenn Sie jemanden auf seine Sünde hinweisen, wird Ihre Sünde nicht minimiert (Bild: Quelle)
Weiter spricht der auferstandene Jesus Christus zu der am Tempelplatz im Land Überfluss versammelten Volksmenge: „Und wieso siehst du den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, gewahrst aber nicht den Balken, der in deinem eigenen Auge ist? 4 Oder wie kannst du zu deinem Bruder sprechen: Laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen—und siehe, ein Balken ist in deinem eigenen Auge? 5 Du Heuchler, entferne zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu entfernen.“ (3. Nephi 14:3-5).
Wieso siehst du den Splitter, der im Auge deines Bruders ist. Was kann ich mir unter dem Splitter im Auge meines Bruders vorstellen? Natürlich ist das wieder nicht wortwörtlich, sondern sinnbildhaft zu verstehen. Der Splitter könnte eine Macke, eine Unart sein, die ich bei ihm nicht leiden kann. Meinetwegen könnte es sein, dass er bei jedem zweiten Satz eine sinnlose Bemerkung fallen lässt. Das regt mich dann mit der Zeit so auf, dass ich ihn darauf hinweise und ihm sage, dass er das besser ablegen sollte.
Hab ich mir dabei aber Gedanken gemacht, was ihn vielleicht an mir stören könnte? Vielleicht verletze ich in jedem zweiten Satz durch meine Äußerungen seine Gefühle? Da fällt mir in dem Zusammenhang die Begebenheit mit der Ehebrecherin ein, die von den Schriftgelehrten und Pharisäern zu Jesus gebracht wurde mit der Frage, ob sie dafür nicht gesteinigt gehört, wie es im Gesetz des Mose vorgeschrieben war. Offensichtlich reagierte Jesus durch keine verbale Antwort. Er schrieb einfach mit seinem Finger in den Sand. Auf eine weitere hartnäckige Nachfrage sprach er zu ihnen: „… Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Johannes 8:7), bückte sich wieder und schrieb weiter in den Sand. Übrigens: Interessant, dass er mit dem Finger in den Sand schrieb! Wann hatte Jesus denn schon mal was mit seinem Finger geschrieben? Denke an die Gesetzestafeln, die er für das Volk Israel mit seinem Finger beschrieb und sie dann Mose übergab (Exodus 31:18). Zurück zu der Frage der Pharisäer. Einer nach dem anderen verließ den Schauplatz, ohne dass auch nur einer einen Stein warf und der Herr sagte zur Ehebrecherin: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Johannes 8:1-11). Die Ankläger wollten den Splitter im Auge der Ehebrecherin herausziehen, obwohl sie durch mehrere Balken im eigenen Auge nicht in der Lage waren, klar zu sehen. Wie soll das funktionieren? Ich habe mir angewöhnt, wenn mir bei einem anderen etwas missfällt oder mich an ihm aufregt, zu überprüfen, ob ich überhaupt richtig sehen kann durch den Balken in meinem eigenen Auge, und schon verfliegt der Ärger, denn ich weiß nicht, mit welcher meiner Eigenarten ich ihn aufrege. Ich bin aufgefordert, zunächst meine Unarten, meinen Balken, `aus meinem Auge zu ziehen´, bevor ich anderen voller Liebe helfen kann ihren Splitter zu entfernen.
Wie empfindest du diese Aufforderung des Herrn?
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